Seitdem ich diesen Blog schreibe, hat sich meine Philosophie zu Gras ein ganzes Stück verändert. In meinen Anfängen mit Cannabis war mir noch alles recht, was knallt. Doch ein paar Monate später verbannte ich bereits erfolgreich den Tabak aus meinen Joints. Um die wenigen Nuancen des damaligen Straßengrases besser schmecken zu können. Irgendwann kam dann die Zeit des Darknets, die in meinen Augen schon seit 1,5 Jahren kaputt ist, womit es deutlich einfacher wurde, an gute Blüten heranzukommen. Endlich wurde Gras zu dem, was es eigentlich sein sollte: Einer Droge wie Wein, bei der man dem einzelnen Produkt mit dem Oberbegriff längst nicht mehr gerecht wird. Ab dem Moment verstand ich Gras nicht mehr nur als Gras, sondern als eine vielfältige Substanz, deren Geschmäcker und Wirkweisen sich je nach Sorte stark unterscheiden können.
Als ich über diese Erkenntnis gestolpert bin, war ich noch nie in Amsterdam oder einer anderen legalen oder geduldeten Cannabis-Gesellschaft unterwegs. In den letzten zwei Jahren änderte sich das jedoch kontinuierlich, mittlerweile habe ich Gras aus Spanien, Holland, Kalifornien, Nevada, der Schweiz und Südafrika geraucht. Teure Blüten, billige Blüten, gut gepflanzte Blüten und Blüten, bei dem man beim Rauchen noch jedes Stück Dünger inhalieren muss, weil die Blüten so schlecht gespült wurden.
Ich habe begriffen, dass es spektakuläre Sorten gibt und Sorten für den Standardfall. Genauso wichtig, wenn nicht sogar viel wichtiger als die Wahl der Sorte, ist das Talent und die Investitionslust des ausführenden Gärtners: Albanische Hecke wird den direkten Vergleich mit einer Indoor-gezüchteten Gelato#33 aus Los Angeles nur schwerlich gewinnen können. Klar, kostet ja auch nur die Hälfte und soll den europäischen Schwarzmarkt statt kalifornische Dispensary‘s versorgen.
Strainreviews: Um was geht es eigentlich?
In all meiner Zeit mit Cannabis-Blüten habe ich versucht, die Charakteristika einzelner Blüten immer besser herauszufinden und in Worte fassen zu können. Wirkweisen, Geschmäcker, Erlebnisse – irgendwo muss man ja mal anfangen, Cannabis-Sorten voneinander zu unterscheiden. Ansonsten wäre Gras nach wie vor einfach nur Gras und so ist es ja nun mal nicht.
Es wäre jedoch ohne verlässliche Messergebnisse, Stecklinge, Herkunftsnachweise und andere objektive Bewertungsgrundlagen vermessen, bei meinen bisher erschienenen Strainreviews von vergleichbaren Testberichten zu sprechen. Irgendwie steht jeder Bericht für sich, jeweils werden andere Schwerpunkte gesetzt und nie konnte ich mir sicher sein, dass es sich bei den bewerteten Strains auch wirklich um die benannten handelt. Das System legt uns da einfach zu viele Stolpersteine in den Weg.
Jedoch bin ich auch der Ansicht, dass die meisten Sorten bei entsprechend sachgemäßer Pflanzung mich von sich überzeugen können. Ich habe bei Geschmäckern keine wirklichen Präferenzen – für mich zählt lediglich die Vielfalt. Neue Geschmacks-Nuancen zaubern mir ein größeres Lächeln auf die Lippen als die hundertste „Lemon“. Oder ein bestimmtes Umfeld oder besondere Erlebnisse. Oft sind es Emotionen, die ich mit bestimmten Sorten verbinde. Ob orangig, erdig, bombonhaft, couchdrückend oder aktivierend fällt bei mir unter die Kategorie „nice to know“.
Dolato aus Spanien – eine Sorte, die mir schon vorm Rauchen ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert
Doch kommen wir nun endlich zum Dolato. Eine scheinbar unbekannte Sorte, von der es immerhin ein Strainreview von unseren englischen Kollegen vom ismokemag gibt. Eine Sorte, die von einigen meiner Mit-Tester gerne direkt mit Gelato assoziiert wurde. Von wirklich vielen!
Die Verbindung liegt nahe. Denn Dolato stammt zu einem Teil von der auch als „Larry Bird“ bekannten Sorte ab. Gelato für sich hat mit Sunset Sherbet und Thin Mint GSC auch schon sehr prominente Eltern. Alle drei Sorten würde ich persönlich schon mal auf die Haben-Seite angenehmer Strains schieben.
Der zweite Vorfahre von Dolato ist die Sorte Do-Si-Dos. Sie stammt zu einem Teil von Girl Scout Cookies ab, genau wie die Gelato-Mama Thin Mint Girl Scout Cookies. Der andere Teil der Do-Si-Dos-Genetik stammt von Face Off OG ab, einer kräftigen Indica.
Puh, das müssen wir erstmal sacken lassen. Der Stammbaum liest sich besser als der eines europäischen Königshauses. Und königlich ist die Dolato sowieso – wenn nicht sogar göttlich.
Emotionen um Dolato – Aussehen, Geschmack und Wirkung
Dolato ist eine der Sorten, wo man als Konsument schnell zu Superlativen greifen mag. Als ich die Blüten das erste Mal zu Gesicht bekam, war ich schon hin und weg: Frostig-weiß werden die Blüten von einer glitzernden Schicht aus Trichomen überzogen, die des Connaisseurs Herz höher schlägen lässt.
Gegrowt wurde die Sorte von Drippinbudfarms in Barcelona – nach eigenen Aussagen sei die beschriebene Dolato der am besten gekommene Phänotyp 2018 im Indoor-Zelt. Das glaube ich sofort, denn das Aroma des Dolato sucht seines gleichen. Ich persönlich habe diesen Geruch so noch nie vernommen – weder in Cannabis, noch in meiner restlichen Umwelt. Er ist deshalb wirklich nicht einfach zu beschreiben. Er wirkt vollkommen, perfekt abgerundet. Süßlich, vollmundig und leicht ätherisch. Wie ein aromatischer Blütenhonig im Mix mit Eukalyptus und einer Nuance Lavendel. Vor allem aber süßlich, ein bisschen wie ein Arizona Eistee Grün.
Vor allem aber wie Ambrosia, die Götterspeise. Auch beim Rauchen der gleiche Eindruck – man mag kaum glauben, was man da gerade raucht und dass es genau so schmeckt. So unbeschreiblich – so anders, so neu. Kein Terpen ist im Dolato zu prominent vertreten, zwischen den einzelnen Inhaltsstoffen sind keine Dissonanzen auszumachen. Eine einzige Harmonie.
Dolato testen mit der deutschen Cannabis-Szene
Ich habe das Dolato intensiv getestet. Ich möchte schließlich kein Strain Review über eine Sorte schreiben, die ich in nur zwei Joints testen konnte. Auch ist mir wichtig, das individuelle Urteil von so vielen Menschen wie möglich einzuholen, um sicherzugehen, dass ich mit meiner Einschätzung nicht ganz daneben liege. Glücklicherweise war ich zur Zeit, in der ich das Dolato da hatte, auf der Cannabis-Normal-Konferenz unterwegs. Dort ist bekanntermaßen die gesamte deutsche Cannabis-Szene auf einem Haufen zu finden – warum also nicht mit den Leuten die selbsternannte Götterspeise teilen?
Egal ob der Micha, Growers Life oder die Leute vom Hanfverband: Das Dolato konnte alle überraschen. Einfach, weil es so gut war. Jeder der Rezipienten schaute mich mit großen Augen an – kein Vergleich zum üblichen Apotheken-Gras. Aber irgendwie auch besser als das, was man sonst so bekommt – auch in diesen Kreisen. Und das ist nicht untertrieben: Ich war drei Wochen in den USA unterwegs und kann keine Sorte aufzählen, welche sooo lecker war wie die Dolato. Auch die Gelato#33 von den Jungle Boys ist meilenweit abgeschlagen vom spanischen Superstar.
Wirkung: Einfach angenehm, aber in ihrer Intensität kein Vergleich zum Geschmack
Die Wirkung indes war eine ausgewogene Mischung aus Entspannung und trotz dessen noch einer gewissen Motivation für die täglich anfallenden Aufgaben. Das Dolato enthält wahrscheinlich sehr wenig THC – denn bei einem 0,2-0,3 Gramm Joint mit einem Kumpel wurden wir beide nicht nennenswert high. Erst beim zweiten 0,2-0,3 Gramm Joint hat es dann gekracht: Dann waren wir aber richtig bedient! Eine Beobachtung, die ich so kein zweites Mal machen konnte. Jedoch erschien mir die Intensität des Dolatos genau richtig für Momente, in denen man noch verlässlich funktionieren muss bzw. Kommunikationsfähigkeiten gefragt sind.
Fazit: Dolaty by Drippinbudfarms
Das von mir getestete und von Drippinbudfarms gezogene Dolato hat mich in jeder Hinsicht überzeugt. Vor allem der Geschmack verdient eine gesonderte Betrachtung, aber auch die sanfte Wirkweise hat mir sehr viele schöne Momente bereitet. Falls jemand von euch den gleichen Phänotypen in die Hände bekommen sollte wie ich – ihr seid auf dem besten Wege, einiges im Leben richtig zu machen. Genießt es!