Cannabis – ein globales Geschäft.
Dem Bericht von 2017 der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zu Folge, stammt das meiste in der EU konsumierte und aus dem Ausland importierte Haschisch aus Marokko. Heute beschäftigen wir uns mit einem weltweiten und fast überall illegalem, aber sehr stark wachsenden Markt. Cannabis ist weltweit die am meisten verbreitete, illegale Droge.
2014 konsumierten weltweit im Durchschnitt 3,8% der Erwachsenen Cannabis. Der Anteil ist seit 1998 unverändert. 2014 waren das 183 Millionen Menschen. Cannabis ist die meist verkaufte Droge und macht über die Hälfte der beschlagnahmten Mengen aus. Weit vor Amphetamin Derivaten, Kokain, Heroin, sowie weiteren 9 psychoaktiven Substanzen.
Der UNO zufolge, bringt der Handel mit illegalen Drogen weltweit über 300 Milliarden US Dollar ein.
Worum geht es genau? Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Seine medizinische Wirkung wurde bereits in der Kräuter-Enzyklopädie des legendären, chinesischen Kaisers Shen Nung 2700 vor unserer Zeitrechnung erwähnt. Aus Cannabis Sativa, das ist sein wissenschaftlicher Name, werden zwei Drogen hergestellt: Marihuana, aus getrockneten Blüten der weiblichen Pflanze und Haschisch, aus dem von der Pflanze abgesonderten Harz.
Sein psychoaktiver Wirkstoff ist THC. Die Wirkung von THC auf Menschen hängt von der Persönlichkeit, der Dosis und der Verwendung ab. Bei geringer Menge wirkt Cannabis euphorisierend, entspannend, und wahrnehmungsverändernd. Als Arzneimittel dient es zur Behandlung zahlreicher, chronischer Krankheiten. Bei hohen Mengen aber kann es zu gravierenden psychischen Störungen kommen, Persönlichkeitsstörungen, Paranoia und Psychosen.
Um herauszufinden in welchen Ländern die aus Hanf hergestellten Drogen produziert werden, stützt man sich am besten auf indirekte Hinweise, vor allen auf die vom Zoll beschlagnahmten Mengen.
Man schätzt dass der größte Teil der weltweiten Produktion aus Nordamerika stammt. Vor allem aus Mexiko und den vereinigten Staaten für den lokalen Konsum. Das für den Export bestimmte Marihuana stammt vor allem aus Spanien und den Niederlanden, aus Kolumbien und Paraguay, sowie aus Jamaika.
Haschisch wiederrum wird nur in sehr wenigen Ländern produziert.
In Marokko, dem weltweit größten Produzenten, in Afghanistan und in geringerem Maße im Libanon, in Indien und in Pakistan. So wird zum Beispiel in Marokko Haschisch produziert, konsumiert und exportiert. Im Norden des Landes, im Rifgebirge wird Hanf wahrscheinlich mindestens seit dem 15. Jahrhundert angebaut. Und zwar im Gebiet rund um Ketama. Den in diesem trockenen und abgelegenen Gebiet lebenden Berberstämmen, hatten die verschiedenen politischen Regime im Laufe der Jahrhunderte den Anbau von Hanf gestattet. Traditionell wird im Rifgebirge Kiff geraucht. Eine Mischung aus Haschisch und schwarzem Tabak, besonders gern am Ende einer Mahlzeit.
In den 70er Jahren stieg die Nachfrage aus Europa. In den 80er Jahren kam es in Marokko zu einer Wirtschaftskrise und man begann Haschisch für den Export zu produzieren. Hanf wurde nun in immer größerem Maße angebaut. 2003 waren es 134.000 Hektar. Danach ging der Anbau auf Druck von internationalen Instanzen wieder zurück. 2005 waren es 72.500 und 2013 nur noch 47.000 Hektar. Seit 10 Jahren hat sich der Hanfanbau in Marokko durch die Verwendung von neuer, aus Europa eingeführter Hybride verändert. Diese sind 3 – 5 mal so ergiebig und ihr Wirkstoffgehalt ist sehr viel höher.
Kehren wir nun zum Cannabiskonsum zurück.
Hinter dem weltweiten Anteil von 3,8% verbergen sich große, regionale Unterschiede. Schätzungen der UNO zufolge stand 2014 Ozeanien (Australien, Neuseeland usw.) an erster Stelle. Dort haben über 10% der Erwachsenen im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert. In Afrika betrug die Jahresprävalenz 7,6% mit großen Unterschieden und großen statistischen Lücken. So wird zum Beispiel in Nigeria, mit einem Anteil von 14,3% sehr viel konsumiert.
In Amerika liegt der Anteil im Durchschnitt bei 7,5%. Aber auch dort liegen die USA (16,2%) mit dem weltweit zweitgrößten Konsum, sowie Kanada (12,7%) weit über dem Durchschnitt.
In Europa haben durchschnittlich 5% der Erwachsenen mindestens einmal Cannabis konsumiert. Am meisten in West-Europa. Vor allem in Island (18,3%), weltweit der Nummer 1 und in Frankreich (11,1%).
Der weltweit geschätzte Konsum ist sehr viel geringer – im Nahen Osten mit 3,4% und in Asien mit 1,9%.
Nun wollen wir uns ansehen, wie der weltweite Handel zwischen den produzierenden und den konsumierenden Länder funktioniert. Die wichtigsten Transportrouten verliefen dabei Ende der 2000er Jahre von Südostasien nach Australien und Neuseeland. Aus Süd- und Mittelamerika, sowie aus Mexico in die USA und nach Kanada. Aus Nigeria und Marokko nach Westeuropa.
In Europa haben sich der Markt und die Gewohnheiten verändert. Angaben von Europol zufolge, gelangt Marokkanisches Haschisch vor allem nach Spanien. Afghanisches Haschisch gelangt auf dem Landweg nach Albanien und auf dem Seeweg nach Großbritannien. Spanien und die Niederlande sind dabei wichtige Umschlagplätze.
Allerdings wird seit etwa 10 Jahren Marihuana bei Europäischen Konsumenten immer beliebter. Während die Niederlande weiterhin ein wichtiger Handelsplatz sind, nimmt der Anteil der Süd- und Osteuropäischen Länder am Handel immer weiter zu. So ist Albanien inzwischen eines der wichtigsten Länder für die Produktion und den Verkauf von Marihuana. Aber auch der lokale Anbau von Cannabis hat in Europa erheblich zugenommen. Im kleinen Maßstab für den Eigengebrauch oder auf großen Anbauflächen.
Nun zum rechtlichen Aspekt.
Cannabis Konsumenten in der Europäischen Union befinden sich je nach Land in einer sehr unterschiedlichen Lage. So ist in 14 Ländern der Konsum von Cannabis strafbar. In Frankreich zum Beispiel, einem der Länder mit den schärfsten Gesetzen, wird der Konsum mit 3750,-€ und einem Jahr Gefängnis bestraft, der gleichen Strafe wie für den Konsum für Heroin. Die derzeitige Regierung sieht vor ihn nur noch als Verstoß zu ahnden.
In 12 Ländern( darunter auch Deutschland ) ist der Konsum nicht strafbar, allerdings sind der Anbau und der Verkauf verboten. 2001 war Portugal weltweit das erste Land in dem der Konsum von Drogen überhaupt nicht mehr bestraft wird. Es folgte 2013 in Italien und 2017 in Deutschland die Legalisierung des Konsums zu therapeutischen Zwecken. Schließlich wurde in zwei EU Staaten der Konsum von Cannabis für Erwachsene in eingeschränktem Maß rechtlich geregelt. In den Niederlanden zum Beispiel darf man in seit 1967 in den berühmten Coffeeshops legal konsumieren. Diese dürfen ihn auch anbauen und vor Ort verkaufen.
Doch Uruguay, ein Land im Süden Amerikas, war weltweit der erste Staat, in dem der Anbau und der Verkauf von Cannabis gesetzlich geregelt wurde.
Das von Präsident Mujica unterzeichnete Gesetz trat im Mai 2014 in Kraft. Erwachsene Bürger dürfen, wenn sie in einem Register eingetragen sind zuhause Cannabispflanzen für den Eigenbedarf züchten, einem Konsumentenclub oder einer Landwirtschaftlichen Kooperative angehören und sich seit Juli 2017 in einer staatlich zugelassenen Apotheke mit Cannabis versorgen. Mit dem Gesetz soll vor allem die zunehmende Macht der Drogenhändler bekämpft werden.
Im Norden des Kontinents bleibt Cannabis in den USA theoretisch bundesweit verboten. Aber in den meisten Bundesstaaten ist der Konsum teilweise legal. In 46 Staaten ist er zu medizinischen Zwecken erlaubt. Manchmal allerdings nur bei bestimmten Krankheiten. Der sogenannte Freizeitkonsum wiederrum, wurde in 8 Bundesstaaten und in der Bundeshauptstadt Washington legalisiert. Das gilt zum Beispiel für Colorado, wo der Konsum seit Januar 2014 vollkommen straffrei ist. Im Mai 2017 gab es dort etwa 500 lizensierte Cannabisläden, ebenso viele wie Starbucks Filialen.
Die Legalisierung hat einen ganz neuen Wirtschaftszweig hervor gebracht.
Anbau und Verarbeitung von Hanf, sowie der Verkauf von allen möglichen Genussmitteln. Kuchen, Schokolade, Getränke usw. Insgesamt erbrachte dieser Wirtschaftszweig im Jahr 2016 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar und knapp 200 Millionen Dollar an Steuereinnahmen für Colorado, die zweitgrößte Einnahmequelle nach der Tabaksteuer. Die Legalisierung kommt auch dem Tourismus zugute. Denn der Bundesstaat zieht nun außer Skiläufern und Wanderern auch weitere Besucher an. Auch wenn sie nicht leicht auszuwerten sind, so weisen die offiziellen Zahlen des Cannabiskonsums bei Erwachsenen auf eine Zunahme seit der Legalisierung hin.
Die Legalisierungswelle in den USA führte auch zu entsprechenden Maßnahmen im Nachbarland Kanada.
Im Frühjahr 2017 stellte Premierminister Trudeau einen Gesetzentwurf zu landesweiten Legalisierung von Cannabis vor. Der Verkauf könnte Mitte 2018 beginnen. Der Nordamerikanische Markt ist vielversprechend. Schätzungen zufolge wurden 2016 in den USA und Kanada etwa 53 Milliarden US Dollar für Cannabis ausgegeben. Mehr als bei McDonalds und Starbucks zusammen.
Die Legalisierung von Cannabis in Kanada trifft zusammen mit einem Wendepunkt der weltweiten Politik im Kampf gegen Drogen. Die UN Generalversammlung stellte 2016 fest, dass der totale Krieg gegen die Drogen, den man seit 40 Jahren führt, gescheitert ist und stellte die rein repressive Politik in Frage, bei der die Bekämpfung des Handels das Angebot eindämmen soll.
Quelle: www.arte.tv