Jede Szene hat bestimmte Hypes. In der Modewelt gibt es unzählige Hypes, von Adidas x KitKat Spirtz bis Supreme x Kokosschnapf. Hype Produkte werden erst dann zum Hype, wenn sie nicht jeder X-beliebige sein eigen nennen kann. Durch streng limitierte Auflagen wurde zum Beispiel Supreme weltbekannt. Im Cannagame sieht es nicht viel anders aus.
Kaum jemand hat die Hypestrains am Start, viele wissen auch gar nicht, was einen guten Strain ausmacht. Nur der Profi erkennt optische Unterschiede an einer Cannabisblüte. Einige sind ganz weich und fluffig, die anderen fest, harzig und kunterbunt. Die optischen Unterschiede sind für den Mainstream kaum erkennbar. Die Optik der Blüten spielt auch keine große Rolle, die Terpene, das THC und CBD Verhältnis, die Wirkung… Man muss schon tief in der Materie stecken, um zu wissen was wirklich selten und rar ist. Aber das Unwissen der Endkunden machen sich viele Halbkriminelle zu nutze.
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Um aus Cannabisblüten einen Hype zu kreieren, muss eine gute Verpackung her, eine Thunfischdose, sogenannte „Tins“, in denen sich die Blüte verbirgt.
Der neuste Hype Strain mit passender Thunfischdose schimpft sich „Zushi“, eine Kreuzung von den Strains „Zkittlez“ x „Kushmint“. Zushi ist auch nur ein mittelmäßiger Strain, der dem Hype nicht gerecht wird. Die Biscotty Boyz aus Kalifornien/Los Angeles haben den Trend um die Tins erst so richtig in Fahrt gebracht, 2015/16 erreichten die ersten Hypedosen den europäischen Markt. Aus UK kommen auch schon seit Jahren diese Tins, die aber nicht wirklich bekannt sind. Es gibt aber mittlerweile duzende „Tin“ Anbieter auf dem Social Media Markt. Durch geschicktes Instagram Marketing und gefuchste Zwischenhändler in Europa schwappten immer mehr klangvolle Cannabissorten aus Kalifornien nach Deutschland. Es war eine Designrevolution Cannabisblüten in eine durchgestylte Thunfischdose zu packen. Nicht hübsch, aber immerhin neu und in keiner Plastiktüte mit Hanfblatt drauf. Was diese Tins aber wirklich zum Hype machen ist das Instagram Marketing, das Cannabis kommt zwar in den meisten Fällen aus Kalifornien, wird aber nach Europa importiert und durch „Social Media Dealer“ auf dem deutschen Markt angeboten. Das Einzige was man als Endkunde benötigt, sind Bitcoins und die App Wickr. Die Zwischenhändler lassen sich leicht auf Instagram finden, wenn man die Buzzword Codes der Szene erkennt und versteht.
Ich habe so ziemlich alle Tins gekauft und geraucht, immerhin muss ich als Weedblogger immer am Ball bleiben und selbst die eigenartigsten Trends am eigenen Leib erfahren.
In den Tins sind so gut wie immer 3,5 Gramm Cannabisblüten – Kostenpunkt: 80-125€. Da bezahlt man also im schlimmsten Fall 35€ pro Gramm. Okay, diese Preise rufen auch Coffeeshops in Amsterdam auf, wenn es Cannabisblüten aus Kalifornien sind. Es gibt natürlich keine Garantie, dass man direkt importierte Cannabisblüten aus Kalifornien bekommt. Denn die hübschen Aufkleber, die die Tins verzieren, kann man kinderleicht bei Ebay UK für einen schmalen Taler erwerben. Die passenden Thunfischdosen gibt es natürlich auch bei Ebay. Im Prinzip kann sich jeder Kevin diese Tins und Aufkleber bei Ebay bestellen, sein eigen gezogenes Weed in die Dosen packen und diese bei Instagram als Kalifornien direkt Import verticken, obwohl in Wirklichkeit nur eine Skunk von dem letzten Freiluftgrow in der Dose liegt. Es ist einfach ein Glücksspiel, ob man einen Strain erwischt der wirklich LIT ist.
Kommen wir zu meiner persönlichen Erfahrung. Zumeist verstecken sich Beispielsweise von den Biscotty Boyz nur „gasige“ Strains in den Tins. Sativa dominate Strains mit einem sehr scharfen Geschmack und noch schärferem Rauch, als würde man eine natürliche Chemiebombe rauchen. Kalifornien ist genau für solche Strains weltbekannt. Um welche Genetiken es sich wirklich handelt, kann niemand sagen, nicht mal die Züchter selbst. Es wird alles kreuz und quer verpaart, selektiert und rausgehauen. Spielt für die meisten auch keine Rolle, es muss knallen.
Die Biscotti Boyz rühmen sich gerne mit Strainnamen wie „GODZILLA“ die angeblich 34% THC haben sollen, so steht es auf der Verpackung, so wird es dann auch sein, denkt sich der unwissende Instagram Käufer. Es waren knapp 20 Tins, die ich in den letzten 15 Monaten immer wieder geraucht habe, und die Strains waren alle wirklich gut, keine Frage, aber das selbe Weed bekomme ich aus einem europäischen BioGrow für nicht mal 12 € das Gramm. Legal gekauft in einen spanischen Social Club, oder im Coffeeshop in Amsterdam. Bloß bieten die nicht diese so gefeierte Thunfischdosenverpackung an. Mittlerweile gibt es so ziemlich alle kalifornischen Genetiken auch in Europa, viele haben Klone aus Kalifornien importiert und ziehen sie hier groß. Der Hype um die Tins ist vollkommen überbewertet, da man einfach nicht nachprüfen kann, ob es sich nun wirklich um einen „originalen“ Hypestrain handelt oder nicht, wobei der Inhalt der Anbieter eh nicht an erster Stelle kommt, sondern das Verpackungsdesign, was an sich nicht schlecht ist. Die Jungle Boyz aus Los Angeles waren wohl die ersten auf dem weltweiten Markt die Design, Hype und Qualität um eine Cannabisblüte kreiert haben.
Ich bin mir nicht wirklich schlüssig, ob sich ein Kauf wirklich lohnt.
Zum einen bekommt man viel Social Media Interaktionen, wenn man solch eine Tin sein eigen nennt. Man kauft es im Prinzip nur, weil man zeigen möchte, dass man die Person mit dem besten Weed ist. Dem ist aber nicht so. Meine persönliche Empfehlung wäre, lieber das Geld einsparen, was man überbezahlten Zwischenhändlern und US Dealern in den Rachen schiebt und dafür einen Trip nach Barcelona oder Amsterdam machen und sich im legalen Rahmen bewegen. Ich könnte jetzt auch in der Sonne sitzen, habe mein Geld aber schon dafür verpulvert, dass die Biscotty Boyz mit ihrem Bentley durch LA cruisen. Ich sollte vielleicht doch lieber Dealer statt Blogger werden…
PS: Die Biscotti Boyz haben eine befristete Lizenz zum Anbau und Verkauf von Cannabis in Kalifornien erhalten. Wenn alles gut läuft, wird deren Weed bald gesamt Kalifornien überfluten. Ob das bei den nachhaltigen Kaliforniern ankommt? Eine Aludose? Mit mäßigem Design? Ich denke eher nicht. Das ist nur etwas für uns Deutsche.
Bildquelle: Instagram | @biscottiboyzz_california