Man liest darüber in den Kommentaren bei Facebook, auf der ansonsten sehr seriösen Seite leafly.de oder auch auf Titelseiten von großen Magazinen: Medizinisches Cannabis oder medizinisches Marijuana.
Doch die ungeschminkte Wahrheit ist folgende: Es gibt kein medizinisches Cannabis. Das ist zwar dahingehend nicht ganz korrekt, als dass Cannabis für die Behandlung von Krankheiten natürlich gewissen Standards entsprechen muss. Aber generell gilt: Cannabis ist gleich Cannabis. Jede Sorte, egal ob Jack Herer, Girl Scout Cookie oder Sour Diesel ist botanisch gesehen Cannabis Sativa L. Jede Sorte, egal ob Super Silver Haze, White Widow oder Big Bud kann medizinisch verwendet werden. Und jede Sorte, egal ob Purple Haze, Bedrocan oder Bediol kann für berauschende Effekte verwendet werden.
Obwohl vielen Auskennern in der Szene wahrscheinlich bewusst ist, dass medizinisches Cannabis gleich normales Cannabis ist, sorgt die Begriffswahl bei Neulingen und Interessierten schnell für Unklarheiten. Stellt euch doch mal vor, ihr seid Rückenschmerzler und kennt euch in der Materie nicht aus. Euer Arzt empfiehlt euch gegen die Rückenschmerzen Cannabis. Ihr zögert, denn Cannabis ist ja in unserer Gesellschaft schon ziemlich negativ besetzt. Dann wird gegoogelt. Suchbegriff: Cannabis gegen Rückenschmerzen. Dann kommt ihr auf Seiten wie leafly.de, die ja eigentlich als Ziel haben, unaufgeregt über den medizinischen Nutzen von Cannabis zu berichten. Auf der Seite taucht dann andauernd die Begrifflichkeit „medizinisches Cannabis“ auf. Ihr wollt noch weitere Meinungen und Informationen einholen und geht in eine Facebook-Gruppe für Cannabis als Medizin. Dort sind viele Leidensgenossen unterwegs, die auf ähnlichem Wege auf die heilenden Wirkungen von Cannabis gestoßen sind. In den kommenden Diskussionen wird fortlaufend über „medizinisches Cannabis“ geredet, denn die Begrifflichkeit taucht ja überall auf. Dabei kommt dann aber auch viel gefährliches Halbwissen ins Spiel. In regelmäßigen Abständen liest man dann Sachen wie: „THC gibt dir die Dröhnung, CBD hingegen ist medizinisch. Das solltest du gegen deine Rückenschmerzen nehmen“. Oder: „CBD-Tropfen helfen dir auf jeden Fall. Damit hast du auch keine negativen Begleiterscheinungen wie von THC“.
Ab dem Punkt wird die Sache dann einfach falsch
Denn viele Krankheiten können nur mit THC geheilt werden. Das hat auch der Pionier Rick Simpson festgestellt, seine eigenen Sorten haben einen richtig hohen THC-Gehalt! Denn mal wissenschaftlich betrachtet, machen sich chronische Schmerzen bspw. durch einen Mangel an Dopamin bemerkbar. Und welches Cannabinoid sorgt für einen ordentlichen Dopamin-Ausschuss? Medizinisches CBD aus medizinischem Cannabis? Nö, THC ist die Antwort.

Ein weiteres Problem, das aus der Fehlinterpretation der medizinischen Wirksamkeit von Cannabis resultiert, ist folgendes: Patienten, denen potenziell THC helfen würde, stößt der Gedanke ab, dass sie dann ständig high sein würden. Das ist jedoch grundlegend falsch, denn viele Patienten werden nicht high durch THC, sondern erst mal normal. In unserem Artikel über ADHS habe ich dazu folgende Info-Grafik erstellt, die so auch von ADHS-Patienten abgenickt wurde:

Also, Leute: Bitte macht euren mit Cannabis unerfahrenen Mitmenschen einen Gefallen und sagt nicht medizinisches Cannabis. Denn in Zeiten einer aufgeklärten Gesellschaft führt das einfach zu vielen Fehlinformationen und einem schlechten Licht auf Cannabis als solches. Die medizinische Wirksamkeit von Cannabis ist toll, jedoch sollte kein Wirkstoff durch diese schlampige Nomenklatur in den Dreck gezogen werden. Jedes Cannabinoid hat seine Daseinsberechtigung und in Zukunft werden wir noch viele Erkenntnisse aus der Forschung erhalten.
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