Obwohl ich im Moment als Wirtschaftsflüchtling in Westdeutschland lebe, bin ich immer wieder sehr gern in der östlichen Heimat. Dafür gibt es sogar einige plausible Gründe – Freunde, Familie, Freundin, Baggersee, sächsische Schweiz, Elbe,… die Liste würde den Rahmen sprengen. Zu meiner Liebeserklärung an meine Heimat gehören aber auf jeden Fall auch die immer wieder schönen Erlebnisse mit dem grünen Kraut. Wobei „schön“ natürlich im Auge des Betrachters liegt.
So auch diesmal.
Gegen Abend bin ich mit meiner Liebsten an den See gefahren – mit Picknick, Energie, der Musikbox und zwei Batterien. Diese Batterien haben sich nach einem kühlen Bad als geheimes Weed-Versteck entpuppt, gefüllt mit bestem Purple-Haze und sündhaft teurem Hasch aus Nepal und Indien. Die einzig logische Konsequenz war dann natürlich der Bau einer Königsmische. Aber was soll ich sagen: Ich bin ein Kiffer, der keinen Joint mehr bauen kann! Tatsächlich habe ich mich richtig dämlich angestellt beim zusammenfalten des Papes mit dem Gras und dem Hasch.
Gut, wir hatten keinen Grinder und das feine Haschröllchen wollte mit Samthandschuhen behandelt werden. Ganz kurz dazu: Das Hasch ist ein Traum. Superweich und richtig schön schwarz-braun.
Es gelingt mir jedenfalls doch noch, die Mische ins Papier zu bekommen und mit einem Hauch Spucke den Joint zu versiegeln. So wird Jolle eins für den Abend angezündet und in vollen Zügen genossen. Seit Holland bin ich ein großer Fan des nadeligen, sandelholzartigen Geschmacks des Haschischs. Und im Zusammenspiel mit dem Gras findet beim ausatmen eine wahrhafte Geschmacksexplosion statt.
Hundert Mückenstiche später beschließen wir dann, den Heimweg anzutreten.
Zu Hause wartet allerdings mein Bruder, dem ich die Königsmische unmöglich vorenthalten möchte. Also nochmal alle Utensilien ausgepackt und ab dafür. Grinden, Haschwürstchen drehen und Tip bauen. Brüderchen darf seine Baukünste zeigen und schlägt sich um Längen besser als ich. Aber da steh ich drüber. Komisch, in letzter Zeit habe ich tatsächlich nie gebaut. Entweder ich habe nach Kräften meine DIY-Bong benutzt oder aber vaporisiert.
Zum Rauchen sind wir diesmal an einen ganz besonderen Ort gegangen: Die Feuertreppe eines Möbelhauses sollte uns eine schöne Aussicht von oben garantieren, während wir die Königsmische rauchen. So besteigen wir also das laut ächzende Stahlkonstrukt und setzen uns auf den obersten Treppenabsatz. „Echt hoch hier“. Die Königsmische schmeckt wieder wunderbar und zaubert uns ein breites Grinsen auf den Mund.
Doch dann passiert es: Ich werde alarmiert, dass was im Busche sei.
„Scheiße, da hinten ist die Polizei!“
Mein Blutdruck schießt in die Höhe. Als ob er durch das purple haze nicht schon hoch genug wäre. Er steigt ins Unermessliche. Denn direkt neben der Treppe befindet sich eine große Straße, darum nur unbebauter Baugrund. Und genau da hält die Polizei, vielleicht 50m Luftlinie von uns. Wir kauern uns auf eine Stufe im Schatten des Absatzes. Ist es überhaupt illegal da oben zu sein? Wir drei haben auf jeden Fall richtig viel Schiss. Warum sonst sollte die Polizei mitten auf einer zweispurigen Bundesstraße anhalten? Ein Polizist steigt aus. Er schaut sich um.
Er schaut in unsere Richtung, hat uns scheinbar im Blick. Dann betritt er das wuchernde Baugrundstück. Kann er uns von dort besser beobachten? Ist dort kein störender toter Winkel mehr? Auf jeden Fall schleicht er weiter auf dem Baugrund umher. Was sucht er? Unser Puls ist immer noch auf 180, meiner bestimmt bei über 200.
Doch dann: die Überraschung. Der Polizist bewegt seine Hand in Richtung Schritt. Langsam öffnet er seinen Hosenstall und … . Auf jedem Fall lässt er jetzt erstmal ganz schön viel Druck von der Blase ab. Mitten auf einem Feld voller Unkraut, in aller Öffentlichkeit. Ich überlege, ob ich jemanden kenne, der schon mal fürs Wildpinkeln eins auf die Mütze bekommen hat. Egal. Der Polizist steckt alles wieder an seinen angestammten Platz und schlendert zurück zum Polizeiwagen. Dabei schaut er wieder direkt in unsere Richtung. Dann fährt er endlich weg. Ich lebe noch.
Heute bin ich mir sicher, dass er uns nicht gesehen hat. Das hätte er uns in unserem Zustand aber wirklich mal sagen können!
Wir sind nämlich schnurstracks die Treppe runtergerannt und haben uns vom Acker gemacht. Schnell wieder in heimische Gefilde, wo praktischerweise leckeres Essen auf uns wartete.
In dem Sinne: Ente gut, alles gut!
In seiner Grasgeflüster-Kolumne stellt euch unser Autor Lorenz regelmäßig Anekdoten und Geschichten aus dem oft unterhaltsamen Leben eines modernen Kiffers vor. Ihr findet alle Grasgeflüster-Beiträge gesammelt auf dieser Seite: [Klick mich].