Ob Bier oder Haschisch, Peyote oder Opium – zu allen Zeiten, in allen Kulturen griffen Menschen zu Rauschmitteln. Und standen stets vor demselben Problem: Wie dem Rausch frönen, ohne der Sucht zu erliegen?
„Der Rausch“ sagt der amerikanische Psychopharmakologe Ronald Siegel „ist der vierte Trieb.“ In der Menschheitsgeschichte ist er gleichrangig mit Hunger, Durst oder Sex. Durch Meditation und Tanz, aber auch durch Drogen versenkte sich der Mensch seit frühester Zeit in veränderte Bewusstseinszustände. Der deutsche Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen spricht vom Rausch als „anthropologischer Konstante“, die sich durch alle Kulturen und Zeiten zieht. Diese enge Verbindung von Menschen und Droge findet man auch in den Ursprungsmythen vieler Völker. Sie sprechen häufig von den Geschenken und Pflanzen der Götter, aus denen der göttliche Geist zu den Menschen spricht. So wurde der Drogengebrauch oft zum Ursprung vieler sakraler Kulte und Weltreligionen.
Die Menschen der alten Hochkulturen besaßen meist ein profundes Wissen über den sakralen und heilenden Umgang mit Rauschmitteln und bereiteten sich mit Fasten, Gebeten und rituellem Singen auf ihre Seelenreisen vor. Auch unsere Vorfahren kannten den spirituellen Gebrauch ihrer Spirituosen. Bei den germanischen Stämmen Nordeuropas gab es strenge Regeln im Umgang mit Bier. Der ritualisierte Genuss des Bieres war ein wichtiger Teil des „Blót“ eines germanischen Opferfestes in dem der Inhalt der geweihten Trinkhörner als heiliges Sakrament galt, das Menschen und Götter durch den Rausch vereinte.
Obwohl die Naturvölker extreme Formen des Rausches kannten, waren ihnen Suchtprobleme damit fremd.
Denn die Einnahme berauschender Extrakte aus Zauberpflanzen blieb auf kultische Handlungen beschränkt. Die sakralen Kräuter, Pilze und Kakteen dienten der Heilung und Heiligung und besaßen den Status eines Sakraments.
Den Jugendlichen wurde im Rahmen der Initiation zum Erwachsenwerden auch das Wissen um den richtigen Umgang mit Rauschpflanzen als Teil einer spirituellen Erziehung vermittelt.
Erst seit der Neuzeit bilden Droge und Sucht eine unheilvolle Allianz. In unserer Kultur hat sich ein privater und oft unwissender Umgang mit Drogen durchgesetzt. Die Begegnung mit den eigenen oft verdrängten Bewusstseinsinhalten ereignet sich jetzt zufällig und ohne die schützende Begleitung des Schamanen, der die Tiefen und die Wege des Unbewussten kennt.
Wenn wir die immer mehr zunehmenden Suchtprobleme unserer Gesellschaft lösen wollen ist ein anderer Umgang mit Drogen angesagt. Eine Trennung in legale und illegale Rauschmittel bringt dabei wenig. Gerade das Verbot reizt die Menschen noch mehr zum unkontrollierten Missbrauch.
Eine Drogen-Kultur jedoch, in der der Gebrauch aller Rauschmittel in Rituale eingebettet wird, öffnet andere Dimensionen und ein neues Verständnis unsere Beziehung zu psychoaktiven Substanzen. Damit wäre die Möglichkeit gegeben ihr konstruktives Potential wieder in einer mehr ursprünglichen Form zur Visionssuche, zur Identitätsfindung und Bewältigung von Lebenskrisen sowie zur Wiederentdeckung eines sakralen und ökologischen Erlebens zu nutzen. Der Reiz des Verbotenen und die Gefahren des heimlichen Konsums durch Menschen, die von ihrer Persönlichkeit her suchtgefährdet sind, würde durch diesen Weg der kulturellen Integration gänzlich entfallen.
Da unser eigenes ursprüngliches Drogenwissen durch die christliche Inquisition zerstört wurde, müssen wir wieder bei den Kulturen lernen, die ein intaktes Wissen um die Geheimnisse von Rausch und Ritual sich noch bewahrt haben.
Vor allem der rituelle Gebrauch von Cannabis könnte vielen Menschen in unserer Kultur helfen, mit ihren Suchtproblemen besser fertig zu werden. Cannabis kann, in Verbindung mit bestimmten yogischen und schamanischen Techniken durchweg auch ein „Ausstiegsdroge“ aus den harten, suchterzeugenden Drogen Alkohol, Tabak oder Opiaten sein.
Hanf zählt weltweit zu der ältesten Kulturpflanze der Menschheit und seine bewusstseinserweiternden Fähigkeiten werden in vielen Religionen erwähnt und geehrt.
Im Hinduismus ist es der Gott Shiva, der den Menschen den Hanf zur Erbauung und Erleuchtung geschenkt hat, im Buddhismus findet der Hanf seit dem 5. Jahrhundert vor Chr. in Initiationsriten und zur Förderung mystischer Erfahrungen Verwendung. Einige Lamas in Tibet betrachten den Hanf als die heiligste Pflanze überhaupt. Bei den Sufis gilt Cannabis seit über 1000 Jahren als Wegbereiter göttlicher Offenbarungen und als Mittel, die Einheit mit Gott zu erlangen.
Patanjali, der Begründer des Yogaweges, nennt Hanf als ein mögliches Element der Yogapraxis und Schamanen und Medizinmänner kennen den heiligen und heilenden Wert dieser Pflanzen. In der Zwischenzeit wissen wir, dass das menschliche Gehirn mit Rezeptoren ausgestattet ist, die Cannabinoide aufzunehmen vermögen, so dass sich die Vermutung zwischen einer uralten Symbiose von Mensch und Pflanze geradezu aufdrängt. Dieses Wissen um die Kommunikation zwischen dem Pflanzengeist und dem menschlichen Bewusstsein wurde von den Priestern und Schamanen vieler Traditionen lange Zeit gehütet und aus Machtgründen geheim gehalten. Als die Inquisition die Einnahme von Cannabis im 12. Jahrhundert verbot, geriet damit auch die spirituelle Bedeutung dieser Pflanzenkraft in Europa allmählich in Vergessenheit.
Dabei öffnet Hanf als Pflanzensakrament einen natürlichen Weg zur Weiterentwicklung und Entfaltung des menschlichen Potentials, zur Heilung unserer gestörten Beziehung zur Natur und zur Verbesserung der sozialen Anteilnahme in unserer Gesellschaft.
Die Hanfpflanze offenbart in Verbindung mit schamanischen Zeremonialpraktiken eine Fülle an therapeutischen, heilerischen und spirituellen Wirkungsweisen, die es durchaus Wert sind angeschaut und wieder in unsere Kultur integriert zu werden.
Eingebettet in den Rahmen einer schamanischen Zeremonie, entfaltet der Hanf eine Wirkung, die über das übliche „kiffen“ weit hinausführt. Hinzu kommt, dass die Dosis der benötigten Hanfmengen gering ist und durch die Verbindung mit speziellen anderen Pflanzen der toxische Anteil weitgehend neutralisiert wird. Auch eine häufige Konsumbereitschaft kann merklich nachlassen, da durch die intensiven Erfahrungen sich ein hoher Grad an emotionaler und seelischer Befriedigung einstellt.
Eine Hanfzeremonie enthält eine bestimmte Struktur, die dazu beiträgt die Intelligenz und Kraft dieser Pflanze für den Menschen zu kanalisieren. Die Teilnehmer lernen dabei ihre innere Energie anzuheben entwickeln und in ekstatischen Momenten, Einblicke in größere Zusammenhänge ihres Lebens zu bekommen. Ihre Fähigkeit mit der Intelligenz der Natur zu kommunizieren wird verbessert, die Selbstheilungskraft im Körper angeregt und sie können sogar auch nach und nach außersinnliche Eigenschaften entwickeln. Um das zu illustrieren möchte ich den natürlich sehr subjektiven Erlebnisbericht eines Teilnehmers veröffentlichen. Er kann einen kleinen Eindruck vermitteln welche Dimensionen durch die Hanfpflanze sich öffnen können.
Der HANF-HEILKREIS – Ein Erfahrungsbericht
Wir waren der alltäglichen Welt entflohen und hockten nun im Kreis beisammen, auf der Suche, ob es da noch etwas anderes gebe, etwas, was die gewohnten Grenzen und Festlegungen übersteige, etwas, was nicht einfach voraussehbar war und gerade deshalb ungeahnte Erfahrungen barg.
In der Mitte des Raumes erhob sich ein Leuchter, mit brennenden Kerzen, der die Achse in’s Zentrum des Universums versinnbildlichte und eine Vase mit goldgelb leuchtenden Sonnenblumen symbolisierte den Weltenbaum, der aus der Tiefe der Urwasser emporwuchs und dem schließlich alles Dasein entsprungen war. Darunter lagen die persönlichen Kraftobjekte der Anwesenden; Steine, Muscheln, Figuren und Statuetten, Kräuter und Räucherwerk und vieles andere, was von dort aus seine ätherische Energie entfalten vermochte, um heilend auf die Gruppe einzuwirken. Von der Erwartung auf eine großartige Vision getragen, bewaffneten sich viele mit einem Musikinstrument und bald schon ertönte ein Gesang, von Trommeln, Rasseln und klingenden Glocken getragen.
Inzwischen hatte der Schamane die Götter und Geister geehrt und mit glimmenden Salbei alle unguten Einflüsse vertrieben, hatte seine Zaubersprüche aufgesagt, zu den höheren Mächten gebetet und während des ganzen Rituals sorgsam die Zeremonialpfeife gestopft, die nun prall gefüllt mit den Kräutern der Götter darauf wartete, entzündet zu werden.
Nachdem die Pfeife die Runde gemacht hatte, nahmen wir wieder die Gesänge auf und es dauerte nicht lange, da wurden wir wieder eins, mit dem Rhythmus und ich bemerkte plötzlich, wie ich von der Last meiner eigenen Schwere frei wurde, als wäre ich ein wenig meinem Körper entrückt. Meine Knie schmerzten nicht mehr, trotz der unbequemen Sitzhaltung. All die innere Anspannung, die ich ständig mit mir herumtrug, fiel einfach von mir ab und ich fühlte mich leicht wie eine Feder im Abendwind.
Ich hatte den Eindruck gewonnen, als ob sich die Grenzen meines Ichs mehr und mehr aufzulösen begännen, denn ganz plötzlich bemächtigte sich mir ein unbeschreibbares Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der Gruppe.
In diesem Augenblick war ich mir felsenfest sicher, dass alles was ich dachte, auch die anderen in diesem Raum denken würden, so, als wären wir in einem einzigen Geist vereint. Es war fast so, als wären all die vielen Menschen zu einem größeren Wesen verwachsen, zu einem Wesen, das zwar aus der Quelle all der Individuen gespeist wurde, aber dennoch eine eigene, in sich geschlossene Einheit bildete. Es war ein Wesen, das den ganzen Kreis der Anwesenden umfasste und mir wie eine riesige Zelle erschien. Der Altar mit dem Leuchter in der Mitte, dass war die DNS, hier lag das Erbgut des Unbegreiflichen, des Numinosen verborgen, während die rhythmisch sich wiegenden Menschen im Kreis die Zellwand einer übergroßen Amöbe formten, die gerade durch einen winzigen Tropfen Wasser schwamm.
All meine Bedenken, die mich kurz zuvor noch gefesselt hatten, kamen mir jetzt so furchtbar lächerlich vor und ich genoss es, Teil eines umfassenden Organismus zu sein. Und dann wurde mir klar, dass in Wahrheit alle Menschen auf dieser Erde gemeinsam einen solchen Organismus bildeten und ein umfassendes Wesen formten, auch wenn wir dieses Geschöpf nicht zu erfassen vermochten, weil wir alle wie Zellen in seinem Innersten angesiedelt waren und seine Außenwelt für uns in einer anderen, unerreichbaren Dimension lag. Vielleicht besaß dieses Wesen eine höhere Realität als wir selbst. Vielleicht war unser Ich überhaupt nur eine Illusion. In diesem Moment war ich mir vollkommen sicher, dass mein Geist mit diesem unfassbaren Übergeist untrennbar verbunden war und ich wusste, dass ich nach meinem Tode in dieses höhere Wesen eingehen würde, um mit ihm zu verschmelzen, eins zu werden und dadurch weiterzuleben denn mein wahres Ich war nicht das, was ich hier in der Welt dafür hielt. Ein Gefühl freudiger Gelassenheit überkam mich und dann sah ich wie wenig mir dies bisher in meinem Alltag bewusst gewesen war. Wie viel Mühe wendete ich Tag für Tag dafür auf, um mich von anderen abzugrenzen: wie viel Mühe kostete es mich, der Welt meine Person vorzuspielen
Der rhythmische Gesang der Gruppe war inzwischen einem sporadisch aufkeimenden ,,Laaa“ gewichen, dass alle Energie zu bündeln schien.
Als ich in die Runde blickte, hatte ich den Eindruck, von einer Schar erleuchteter Buddhas umgeben zu sein, die wie Statuen auf ihren Sockeln hockten und gemeinsam den einen klaren, unverfälschten Ton sangen, den Ton, dem vollkommene Harmonie entströmte. Auch ich war ein Buddha und stimmte in den Gesang mit ein, während ich mir sicher war, dass dieses sich ständig wiederholende ,,Laaa“ die Kraft besaß, die Welt zum besseren zu führen. Wir alle, die hier saßen waren die Hüter des reinen Klanges, des Klanges, der alle Wunden zu heilen vermocht und der von uns in den himmlischen Sphären aufbewahrt wurde, damit er, trotz all der Dissonanzen auf der Erde, nicht verloren gehe. ,,Laaa“ tönte es immer wieder durch den Saal und dann bemerkte ich, dass der Parkettfußboden in der Mitte unseres Kreises urplötzlich verschwunden war und nun ein riesiges Loch an seiner Stelle klaffte. Wie durch ein Fenster konnte ich hinaussehen und erkannte, dass ich mich offensichtlich hoch oben im Orbit befand, denn ich vermochte ganz deutlich die Erdkugel unten liegen sehen. Ich sah die Wolken, die wie Watte wirkten und das Blau der Meere, das durch sie hindurch schimmerte. Wie ein funkelnder Saphir in der unendlichen Weite des Raumes, so wirkte die Erde, doch langsam begannen rotbraune Flecken das Bild zu trüben und der Edelstein drohte seinen Glanz zu verlieren. Um dies zu verhindern waren wir alle bemüht, den klaren Ton hinab auf den Planeten zu leiten, damit er dort unten seine wohltuende Wirkung entfalte, in der Hoffnung, dass aus den Missklängen eine harmonische Symphonie entstehe.
Plötzlich brach das tragende ,,Laaa“ ganz einfach ab und albernes Gekichere mit ausgelassenem Gesang gemischt, durchdrang den Raum.
In diesem Augenblick stürzte ich hinab. Ich fiel aus höchster Seligkeit zurück in die Welt. Über mir brach der Himmel entzwei und die Sterne fielen vom Firmament herab. Doch dann hörte ich aus der Ferne ein Lied, ein Lied, das vom Frau-Sein, von der Geburt und von den damit verbundenen Freuden und Leiden, kündete. Dieses Lied war wie ein unzertrennliches Band, das mich an die Weltlichkeit fesselte und schon bald wurde ich von einem Taumel gepackt, der mich ergriff. Gnadenlos ins Leben geworfen saß ich nun da und meine Augen schmerzten im aufflackernden Licht. Erschöpft schnappte ich nach Luft und stimmte ein in den kosmischen Schrei, der das ganze Universum durchdrang.
Über mich:
Seit über 30 Jahren erforsche und lerne ich den Umgang und die verschiedenen Wirkungen von psychoaktiven Pflanzen in den Naturreligionen, habe im peruanischen Regenwald meine Ayahuasca Ausbildung gemacht, mit indianischen Medizinmännern Peyote genommen und sehe heute Cannabis als eine der wichtigsten Lehrerpflanzen unseres Planeten an. Cannabis besitzt ein riesiges Potential an Möglichkeiten und davon ist der herkömmliche Freizeitgebrauch nur wie die Spitze eines Eisberges.
Weitere Infos für eine mögliche spirituelle Praxis mit Cannabis findest du auch auf meiner Webseite www.spiritual-marihuana.org
Ich plane auch Ausbildungen (vorerst in Spanien/Mallorca) über den schamanischen und yogischen Umgang mit Hanf anzubieten. Wenn dich das ruft schreib mir ein email und du wirst informiert sobald es konkrete Termine dazu gibt. sundragon@spiritual-marihuana.org