Es ist nicht selbstverständlich, dass ich jede Woche über Drogen schreibe, insbesondere über Cannabis. Immerhin ist Cannabis zu besitzen illegal. Gut, der Konsum ist erlaubt, aber der Konsum setzt den Besitz voraus. Und ich veröffentliche hunderte Artikel genau zu diesem Thema. Gerade am Anfang hatte ich richtige Probleme damit umzugehen. Normalerweise macht man es nicht öffentlich, dass man gerne kifft oder LSD für etwas göttliches hält. Als mir bewusst wurde, dass hunderttausende Menschen meine Artikel lesen, wurde mir schon etwas mulmig. Ich kenne ja niemanden von diesen Lesern. Als mir zum Beispiel klar wurde, dass die Polizei und Staatsanwaltschaft auch gerne mal mitliest, wird einem noch mulmiger. Es ist auch kein Geheimnis, dass viele meiner deutschen Autorenkollegen schon Hausdurchsuchungen hatten. Das System knüppelt fast jeden nieder, der es auch nur wagt sich gegen die geltende Idiotie aufzulehnen. Es prasselt immer wieder die selbe Frage auf mich ein:
Wie gehst du damit um, dass Cannabis und Co. verboten sind?
Diese Frage ist ziemlich einfach zu beantworten, aber sehr komplex in der praktischen Umsetzung. Um mal Christian Rätsch zu zitieren: „In meinem Universum sind alle Drogen legal“. Genau so sehe ich es auch. Wenn ich Menschen einfach dieses Zitat von Christian Rätsch an den Kopf werfe, sind sie auch nicht schlauer als vorher. Also gehe ich mal tiefer ins Detail. Der größte Abfuck des Drogenverbots ist die damit eingehende Strafverfolgung und die gesellschaftliche Verachtung. Damit umzugehen ist am Ende des Tages ziemlich einfach, es Bedarf nur einer klaren Entscheidung. Um diese klare Entscheidung zu treffen, muss man sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Dafür muss man nur Google fragen, oder einfach mal beim DHV reingucken um zu erfahren, welche Strafen im schlimmsten Fall eintreten können.
Um wirklich frei mit Cannabis in Deutschland leben zu können ist dieser Schritt verdammt wichtig, ansonsten läuft man Gefahr etwas paranoid zu werden. Nur wer die Gefahren kennt, kann vermeiden, in diese zu geraten. Ich zum Beispiel habe nur unter 10 Gramm Weed bei mir, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass der Staat mich ficken will. Bei 10 Gramm wird nicht viel passieren, gerade wenn man noch nie wegen solchen Delikten verurteilt wurde. Die Strafen, die mich dafür erwarten, sind für mich persönlich lächerlich. Also Geldstrafe oder eine Bewährungsstrafe, aber selbst dazu wird es wahrscheinlich nicht kommen. Die Staatsanwaltschaft würde das Verfahren wegen der geringen Menge einstellen.
Und hey, mein Anwalt klärt am Ende eh alles für mich, ich selber würde mich um die Sache nicht kümmern.
Kurze Zusammenfassung Schritt 1: Beschäftige dich mit den Strafen, die dich erwarten können. Wenn du nicht mit den Strafen leben kannst, lass die Finger von Cannabis und den anderen Substanzen, die dir zusagen. Wenn du nicht zu 100% der Strafverfolgung mit einem Lachen entgegen gehen kannst, wird es dich psychisch ziemlich belasten.
Die Strafverfolgung ist natürlich nur ein Punkt von vielen.
Es kommt da noch etwas ganz anderes hinzu, nämlich die zwischenmenschlichen Beziehungen. Da ich weiß wie ein Knast von innen aussieht, oder eine Polizeisammelstelle, beeindruckt mich die Strafverfolgung echt null. Aber von einem Menschen, den man liebt und schätzt verurteilt zu werden, kann schlimmer sein als im Gefängnis zu sitzen. Menschen, die man liebt, möchte man gefallen, so geht es wohl den meisten. In meinem Leben gibt es fast nur Menschen, die nichts mit Cannabis am Hut haben – eine schwere Ausgangssituation, wenn man Cannabis liebt und gerne mal mehrere Stunden high ist. Es hat wirklich Jahre gedauert, bis ich allen Menschen in meiner Umgebung mitteilen konnte, dass ich gerne high bin und mir das sehr gefällt. Immerhin gehört diese Vorliebe einfach zu meinem Leben.
Ich habe gelernt, dass nicht jeder wissen muss, dass ich buffe, deswegen veröffentliche ich meine Artikel auch nicht mit meinem vollen Namen. Man wird schnell in einen Topf mit den Klischees geworfen, wenn man sich als leidenschaftlicher Kiffer outet. Die Medien-Propaganda und die Szene-Kiffer haben diese absurden Klischees gefördert und tief im Unterbewusstsein der Gesellschaft verankert.
Jeder der offen über Cannabis spricht, muss sich zwangsweise erklären, was nicht immer spaßig ist.
Deswegen sollte man sich zuallererst mit sich selber auseinandersetzen und seinen Konsum von Cannabis komplett beleuchten, alle Facetten kennen, wissen warum man bufft. Mir hat es sehr geholfen mich mit meinem eigenen Konsum genauer auseinanderzusetzen, ich musste erstmal selber verstehen, warum ich diesen Drang habe, Cannabis und andere Drogen zu konsumieren. Nachdem ich diesen Part der Reflektion zu meinem Konsummuster analysiert habe, fiel es mir um einiges leichter, offen mit anderen Menschen über Cannabis zu sprechen. Es ist unabdingbar zuerst zu sich selber ehrlich zu sein, ansonsten fällt es schwerer, es anderen, geliebten Menschen mitzuteilen. Es gibt immer wieder Menschen, die es beim besten Willen nicht verstehen, warum man Cannabis oder auch LSD konsumiert. Wenn Menschen mich wegen meines Konsums verurteilen, dann haben diese auch keinen Platz in meinem Leben.
Für mich ist der Konsum von Cannabis und Co. ein essentieller Teil meines Lebens, durch den Konsum erschließt sich mir ein ganz anderes Universum in dem ich sehr viel lerne. Und diese Erfahrungen sind mir mehr wert als jene Menschen, die mich dafür verurteilen. Aber um so zu agieren bedarf es selbstverständlich viel Arbeit, es ist ein Prozess der Schritt für Schritt gegangen werden muss. Wer diesen Prozess meistert, wird keine Diskrepanzen mehr auf der zwischenmenschlichen Ebene haben. Mich verurteilen einige Menschen dafür, dass ich so offen über Drogen schreibe und die Gesetzeslage so sehr an den Pranger stelle. Aber das juckt mich zum Glück kein Stück mehr. Vielmehr erfreue ich mich daran, wenn es einigen so richtig auf den Sack geht. Das war aber nicht immer so.
Um mal zum Ende zu kommen:
Es geht am Ende des Tages niemanden etwas an, ob man Drogen konsumiert. Dennoch sollte man es dem näheren Umfeld mitteilen, da es zu seinem eigenen Leben gehört. Alle anderen geht dieses Thema nichts an. Privatangelegenheit. Auch den Staat geht das nichts an und eines Tages wird sich der Staat für die Verfolgung der Konsumenten verantworten müssen. Man darf niemals vergessen, dass einem niemand verbieten kann Drogen zu konsumieren. Fakt. Und für dieses Recht werde ich kämpfen – aus tiefster Überzeugung.