JWH-018: Das Haze, das immer gleich riecht. Ein Gast-Artikel von Meister Bob.
Zugeklebte Fensterscheiben, vollgesprühte Gebäudefassaden und an jeder Ecke kleine Grüppchen mit Dealern: Jeder, der die Cannabis-Szene in deutschen Großstädten kennt, kennt auch diese Orte. Und damit auch meistens die dort verkaufte Qualität: „Haze“, „Hase“ oder im besten Fall „direkt aus Holland“, das erklärt dann natürlich auch den Preis: Für ein Gramm werden gerne bis zu 15 € berechnet, ein Preis, bei dem Coffeshopbesitzer anfangen noch breiter zu grinsen…
Doch der überhöhte Preis und die verkommende Szene sind leider nicht das Hauptproblem. Auch das mit Brix, Zucker, Dünger oder Blei verseuchte Cannabis ist, bis auf wenige Ausnahmen, komplett verschwunden. Die Aufklärungsarbeit, nicht zuletzt des DHVs, hat die deutschen Kiffer aufmerksamer gemacht!
Dennoch ist es vielen sicherlich schon im eigenen Umfeld aufgefallen: Das typische, auf der Straße gekaufte Cannabis riecht, schmeckt und wirkt nahezu identisch: „Holland-Haze eben“, behaupten die Dealer, und so richtig das Gegenteil beweisen kann man ihnen ja in dem Moment auch nicht…
Vinger weg van!
Ortswechsel, hin zum breit grinsenden Coffeshopbesitzer aus dem ersten Absatz. Begeben wir uns nach Amsterdam in einen kleinen Coffeshop in einem Vorort, bestellen uns einen Cappuccino und durchforsten wir das Angebot: Meistens befinden sich mehrere Sativa-Sorten im Angebot, keine davon riecht wie die Andere. Auf Nachfrage werden uns auch die verschiedensten Wirkungen erklärt, von „entspannend“ über „euphorisch“ bis hin zum „Couch-locker“ ist alles vertreten.
Aber was meint der Verkäufer denn zu unserer Probe aus Deutschland? Es folgt ein skeptischer Blick, ein kurzer Geruchstest und ein klares „Vinger weg van!“
Die ungewollte Nebenwirkung…
Nach dem Ortswechsel jetzt noch ein Zeitwechsel: 1990 forscht der Chemiker John W. Huffman an der Wirkung von THC auf das menschliche Gehirn. Dabei erfindet er eine Vielzahl von synthetischen Cannabinoiden, die so genannten JWHs, darunter auch JWH-018. In den 1990er Jahren veröffentlichte er große Teile seiner Forschungsergebnisse für die Fachwelt, inklusive der Rezepturen für die künstlichen Cannabinoide…
Ab 2006 kam der unerwünschte Nebeneffekt: Spice, die erste von vielen Drogen mit einem großen Anteil an JWH-018 und anderen künstlichen Cannabinoiden. Die (Neben-)Wirkungen von Spice und anderen „legal highs“ sind den meisten heute bewusst, auch durch den Erfinder selbst, der vor der starken Wirkung warnt: Herzrasen, Angstzustände, Atemnot und „allgemeines unwohlbefinden“ sind nur einige davon. Dazu kommt ein Rauschzustand im Kopf, der dem Cannabisrausch halbwegs nahe kommt. 2009 wird in Deutschland der Verkauf von Spice verboten.
Kurz zur Info: Mir ist natürlich bewusst, dass es unzählige künstliche Cannabinoide gibt und das JWH-018 nur eine von sehr vielen Substanzen ist, mit denen die Wirkung (nicht Gewicht!) von Cannabis verstärkt werden soll. In diesem Artikel steht JWH-018 jedoch stellvertretend für diese Substanzen, da es sonst einfach zu umfassend wird und ich euch nicht mit Begriffen wie AM-2201, WIN 55, AM 694 oder JWH-017 bis JWH-210 langweilen will 😀
Mit Chemie verunreinigt
Womit wir exakt beim heutigen Problem wären: Fast jedes „Haze“, was man in Deutschland „auf der Straße“ kauft, ist mit JWH-018 oder anderen Chemiebomben gestreckt.
Der Prozess ist extrem leicht, die künstlichen Cannabionide lassen sich sogar Zuhause herstellen. Und das zweite Problem: Es wirkt! Das behandelte Cannabis hat, speziell für unerfahrene Konsumenten, einen extrem starken Rausch, der mit dem eigentlich angenehmeren Cannabis-Rausch verwechselt wird. Auch die üblichen Strecktests greifen nicht: Es brennt normal ab und riecht dabei nicht auffallend schlecht. Auch auf Papier lässt sich kein farbiger Abrieb erkennen. Dazu sehen die JWH-Kristalle auf den ersten Blick aus wie Harzkristalle, erst ab 20-facher Vergrößerung lassen sich diese aufgrund der unregelmäßigen Form von den runden Harzköpfchen unterscheiden.
Vorteil für den Dealer: Aus schlechtem Cannabis wird scheinbar gutes gemacht, welches für 15 € verkauft werden kann. Daraus ergibt sich für den „Strecker“ meistens eine Gewinnspanne von 150%. Der Kunde bekommt dafür mit (künstlichen) Cannabinoiden gestrecktes Cannabis, welches oft aber nicht als solches erkannt wird.
Wie erkennen?
Wir befinden uns wieder in Amsterdam. Wie erkennt man denn nun gute Qualität? „Ein dreckiges Zimmer wird durch Duftspray nicht sauberer. Du musst genau hinschauen!“ kriege ich zu hören. Heißt für euch im Klartext:
1.) Prägt euch den Geruch ein! Der markante, immer gleiche „Haze“-Geruch ist ein sehr gutes Indiz für behandeltes Cannabis.
2.) Kauft euch ein Taschenmikroskop! (Die BESTE INVESTITION der letzten Jahre! 😉 ) Harzkristalle sind Stäbe mit Kügelchen dran. JWH erkennt man an kleinen, weißen Splitterchen, die im Cannabis verteilt sind. Auch andere „Fremdsubstanzen“ lassen sich so mit etwas Übung schnell erkennen.
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3.) Kauft kein Straßen-Haze mehr! Der Geruch sagt meistens nur etwas über die Trocknung aus, jedoch nur selten wirklich etwas über die Qualität. Bei dem gestreckten Haze sagt der Geruch jedoch ganz klar: „Vorsicht, Chemie!“.
4.) Unterschätzt nicht die Nebenwirkungen von mit JWH gestrecktem Cannabis! Dieses Cannabis ist eigentlich keine „Pflanze“ mehr, sondern Crack in Grün!
Die psychologische Abhängigkeit sollte nicht unterschätzt werden! Und eure Lunge dankt es doppelt 😉
Das es dieses Problem auf einem legalen, regulierten Markt nicht gäbe, versteht sich übrigens von selbst…
Ich hoffe ich kann euch mit diesem Artikel ein bisschen weiterhelfen, wenn ihr Fragen habt immer her damit!