Frühstück mit Marvin Game.
Ich bin selten aufgeregt, aber heute schon. Auf meiner Liste der Menschen, die meiner Meinung nach eine junge Generation prägen, gehört er dazu. Man kann ihn in keine Kategorie packen, er ist Rapper, Unternehmer, Moderator, Graslobbyist, teilweise ein Mensch und seiner Zeit weit voraus! Endlich treffe ich die Person, die Weed cool macht und Musik produziert, die von einem anderen Stern ist. Er passt in keine Box und dafür lieben und feiern ihn die Menschen.
Interview mit Marvin Game.
Heute ist auch der erste Tag, an dem ein neues Cannabis-Rausch.de Gang Mitglied dabei ist. Janina heißt die Gute und sie knipst ab sofort die Bilder hier. Ich habe sie euch ja bereits separat vorgestellt.
Zusammen mit Janina geht es von Schöneberg ab nach Moabit, wo Marvin Game wohnt.

Parken, Kaffee holen, Kippe rauchen, Schuhe aus und ab in die Wohnung von Marvin Game. Der Tag sollte hier in seiner Wohnung starten und dann wollten wir im Laufe des Tages weiter zu anderen Stationen ziehen. So ein richtig vollgepackter Tag mit endlos vielen, nicen Stationen.
Der Tag lief aber nicht wie geplant.
Wir saßen die erste Runde im Wohnzimmer, um uns erstmal gegenseitig zu beschnuppern und die Lage zu checken. Alles fein. Also ging es weiter in die Küche und zur ersten Interview Session.
Während ich meine höchst professionellen Fragen stellte, machte Marvin Game uns Frühstück. (Rezept gibt es auf Anfrage)

Interview Block – wer ist Marvin Game?:
Daniel: Wo bist du geboren? Wie alt bist du? Warum heißt du Marvin Game?
Marvin Game: Ich bin in Berlin-Wedding geboren und direkt rüber nach Moabit, wo meine Eltern gewohnt haben. Jetzt gerade bin ich 26, behaupte aber auch manchmal gerne dass ich 19, oder gar 38 Jahre alt bin.
Mit 15 Jahren habe ich mir den Namen „Marvin Game“ gegeben, besser gesagt hat mein Bruder mir den Namen gegeben. Der war und ist ein großer Marvin Gaye Fan. Damit hat er mich überhaupt auf die Idee gebracht, bevor ich wusste, wer Marvin Gaye war. Mit 18/19 hatte ich kurz meine Bedenken, aber das löste sich schnell wieder. Heute feier ich den Namen. So kam es letztendlich zu meinem heutigen Namen Marvin Game.
Daniel: Autofahrer oder BVG?
Marvin Game: Ein Player fährt niemals in der U-Bahn! Um mal Mister Mex zu zitieren. Ich fahre lieber Auto, lasse mich aber auch gerne fahren. Ein Chauffeur wäre so nice! Mir ist das Auto egal in dem ich chauffiert werde, da ich eh nicht so Auto-affin bin. Ich habe mal gerappt: „Ich habe keine Ahnung von Autos, aber auch keine Lust Golf zu fahren.“ Das ist ungefähr alles, was ich über Autos weiß.

Daniel: One Night Stand oder feste Beziehung?
Marvin Game: Die letzten 4 Jahre hatte ich keine Lust auf eine feste Beziehung. Beziehungsweise war ich auf einer bestimmten Frau hängengeblieben. Von daher war ich nur mit One Night Stands und so ´nem Quatsch unterwegs. So langsam bin ich glaub ich bereit für was Vernünftiges. Eine Frau die darauf klar kommt, das ich viel unterwegs bin und so weiter. Wenn das Gefühl das richtige ist, dann bin ich bereit für diese Frau. Ich habe da so meine Disney Vorstellungen.
Daniel: Hast du Vorbilder?
Marvin Game: Mein großer Bruder ist mein Vorbild. Wenn ich sehe wie musikalisch mein Bruder ist und wie krass er an seiner Musik und an sich selbst arbeitet. Selbst wie er seine Beziehungen und Freundschaften führt. Mein Bruder ist ein riesen Vorbild für mich. Genauso wie meine Mama. Sie ist die großartigste Person der Welt! So liebevoll und ihre Kinder so krass gut erzogen. Wenn es um Beziehungen, oder um emotionale Intelligenz geht, sind mein Bruder und meine Mama meine Vorbilder.
Daniel: Wie wichtig sind dir Kunst und Design?
Marvin Game: Kunst schon, aber eher im musikalischen Bereich. Ich bin jetzt nicht der Typ der sich großartig auskennt mit Maler XY, oder Zeichenstilen. Aber ich kann schon sagen das Bild ist cool, oder das eher nicht so.
Musik begleitet mich den ganzen Tag über, ob es der Ohrwurm ist vom vergangenen Tag, oder neue Tracks. Es begleitet mich all day long.
Was Design oder Architektur angeht, hab ich nicht viel Ahnung. Ich habe mal in der Schule ein Referat über Frank Gehry gehalten. Es ist ein richtig krasser Architekt aus Kalifornien. Er baut Häuser, wo die Dächer aussehen wie Skateboard Rampen. Alles voll durcheinander. Er hat seinen ganz eigenen Stil. Der wurde von vielen nicht ernst genommen, am Anfang und bis heute. Aber trotzdem ist er im Laufe der Zeit eben doch zu einem der erfolgreichsten Architekten geworden. Krasser Typ, der Frank Gehry.

Daniel: Wo holst du deine Inspiration her?
Marvin Game: Ich würde sagen, Inspiration kommt vom Moment. Inspiration passiert einfach. Ich kann mich zum Beispiel nicht hinsetzen und sagen jetzt schreibe ich einen Song über XY. Sowas funktioniert bei mir gar nicht. Ich könnte diesen Song vielleicht schreiben, aber ich könnte ihn dann nicht performen und nicht so dahinter stehen.
Wenn ich aber einen Song aus einem Gefühl heraus schreibe, ob es nun vielleicht das Gefühl ist, das ich mich gerade wie der Coolste fühle, weil ich zum Beispiel irgendwas Großes geschafft habe. Oder ob es die Trauer ist, weil gerade jemand gestorben ist, oder was auch immer.
Aus solchen Situationen hole ich mir meine Inspiration.
Daniel: Hast du eine Lebensmission?
Marvin Game: Ich möchte glücklich sein und mir keine Sorgen machen müssen. Meine Familie war zum Beispiel nie richtig arm, so dass wir am Hungertuch nagen mussten. Aber meine Eltern mussten immer arbeiten. Das möchte ich nicht. Ich möchte unabhängig sein. Ich möchte irgendwo auf dem Land mein eigenes Gemüse anbauen, mein eigenes Weed anbauen und was weiß ich, was bis dahin noch alles so möglich ist.
Ich würde sagen das ist die aktuelle Mission.
Daniel: Existiert Karma?
Marvin Game: Total! Ich habe es so oft bewiesen bekommen. Im Positiven, wie im Negativen.
Daniel: Bist du ein Mensch?
Marvin Game: Also, wenn Karma nur für Menschen zählt, dann bin ich auch ein Mensch. Aber wenn ich sehe, wie andere Menschen sich benehmen, möchte ich kein Mensch sein.
So, der erste Teil der Fragen (es kommen noch 5 weitere) ist fertig und Marvin hat uns ein Frühstück gezaubert. Nice!
Die Küche ist zu klein, um das Frühstück dort zu futtern, also wieder ab ins Wohnzimmer. Leider kamen in der Zwischenzeit ein paar Absagen rein. Eine HotBox Produktion von 16Bars musste abgesagt werden, da die Person von Interesse leider krank geworden ist.

Mist, hatte mich schon echt gefreut Marvin bei der Arbeit zu sehen. Na ja egal. Marvin Game blieb echt ganz relaxt, obwohl sein Tag nun komplett für die Katz war. Trotzdem bleibt er weiter gut gelaunt. Die Gute Laune kam auch vielleicht daher, dass ihm gerade ein alter Freund aus London sehr freshe Schuhe zugeschickt hatte und diese gerade vom Paketdienst gebracht wurden. Da wären wir wieder beim Thema Karma. Funktioniert bei ihm.
Kurzerhand beschlossen wir das Interview in seinem Wohnzimmer zu Ende zu führen, das vor zig Jahren übrigens mal sein Kinderzimmer war.
Interview Block – Kiffen:
Daniel: Auf Rezept kiffen?
Das ist jetzt kein Ziel, das ich mir vorgenommen habe. Ganz ehrlich, wenn der Staat kontrolliertes Weed anbaut, weiß ich nicht, ob ich dem Staat so sehr vertraue, dass sie auch das Weed anbauen, was ich gerne rauche.
Daniel: Legal oder Illegal?
Marvin Game: Hanf/Gras muss so legal sein, das jeder sich seine eigenen Pflanzen zu Hause anbauen darf. Damit die Oma damit stricken kann. Damit der Technikfreak daraus Öl herstellen kann, was wir für unsere Autos verwenden können. Man kann alles aus Hanf machen! Papier, Plastik, Öl, Lebensmittel und so weiter. Ich höre mich immer wie der letzte Hippie an, wenn ich darüber rede.
Diese Pflanze kann die Welt retten! Gerade wenn es um alternative Energie geht. Scheiss mal auf den Konsum und auf das High sein und alles drum herum. Klar, soll jeder seinen Rausch genießen wie er will.
Aber wenn es um die Legalisierung geht, ist es einfach lächerlich, dass irgendwelche Lobbyisten das ganze Game noch in der Hand haben und es illegal bleibt! Damit deren Industrien weiter gut laufen können.
Mittlerweile kommen Menschen zu mir und fragen mich, ob ich mir bewusst bin, das ich mit dem HotBox Format von 16Bars politischen Aktivismus betreibe.
In meiner Welt gehört das Weed einfach dazu.

Daniel: Ist Weed in deiner Welt legal oder illegal?
Marvin Game: Es ist schon sehr wichtig, dass es Gesetze gibt und man sich daran hält. Aber für mich ist ein Gesetz nicht gleich eine Regel, nach der ich leben muss. Natürlich ist es ein wichtiges Gesetz, das man zum Beispiel nicht klauen und nicht töten darf und sowas. Aber manche Gesetze finde ich halt nicht richtig. Und ich finde die Bestrafungen dafür auch nicht angebracht.
Und wenn ich durch den Konsum, der wie zum Beispiel bei den HotBox Interviews erstmal im Vordergrund steht, dadurch die Menschen dazu bewegen kann, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich damit auseinander zu setzen, warum Gras überhaupt verboten ist. So können die Menschen ihren Horizont erweitern und die Dinge hinterfragen. Ich glaube dann habe ich was Gutes getan.
Irgendwann gibt es eben keine Ausreden mehr und Cannabis muss legalisiert werden.
Frau Mortler unsere Drogenbeauftragte kann gerne in die HotBox kommen! Die Einladung steht.
Daniel: Hat Deutschland eine coole Kiffer Kultur?
Marvin Game: Weiß ich nicht, habe mich damit nie beschäftigt. In Kalifornien zum Beispiel ist das Gras mitten in der Gesellschaft und kein großes Thema, da es normal ist. Es kiffen einfach alle. Es ist zum Alltag geworden. Aber auch für mich und mein Umfeld ist das kein großes Thema, da es zu unserem Leben gehört.
So wie für andere das Bier, oder abends in eine Kneipe zu gehen, um dort zu trinken.
Für uns ist es einfach normal, einen Joint zu rauchen. Oder wenn jemand anderes einen Joint raucht, ist das für mich ganz normal.
Das ist auch wieder dieser „Aktivismus“, das ich vor der Kamera sitze und einen Joint rauche. So wird es einfach normaler für die Leute, wenn sie einen Menschen sehen, der ganz normal einen Joint raucht.
Aber für viele Leute in Deutschland ist das nicht normal, dass man vor der Kamera kifft und sie haben noch voll die Berührungsängste. Diese Menschen denken sich dann, wie kann man nur vor der Kamera kiffen? Und warum kommen nicht die Bullen und verhaften euch? Haben sich aber noch nie gefragt warum Weed eigentlich verboten ist bzw. blind die Antwort akzeptiert die ihnen gesagt wurde.
Durch solche Momente hinterfragen die Menschen das dann zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie setzen sich dadurch damit auseinander und beschäftigen sich mit dem Thema. Und merken dann vielleicht, wie komisch es ist, wenn jemand mit einem Bier in der Hand sagt: „ Wie kann man nur vor der Kamera kiffen?“

Daniel: Bekommst du viel Gras geschenkt?
Marvin Game: Ja, aber ich nehme es ungerne an. Aber manchmal nehme ich es an und verschenke es weiter.
Daniel: Wieso nimmst du es nicht an?
Ich geb dir mal ein Beispiel. In Frankfurt kam jemand zu mir und hat mir einen Beutel gegeben, der aussah wie ein Weihnachtskalender, wo jeden Tag ein kleiner Beutel Gras dran hängt. Und auf dem Beutel Stand „Frankfurter Bio Haze“ mit Schleife und so. Der hat sich richtig Mühe gegeben.
Er kam auch nur kurz zu mir und hat es mir gegeben mit den Worten: „Viel Spaß damit und ich will dich jetzt auch nicht weiter nerven.“ Und dann ist er wieder gegangen, er wollte nicht mal ein Foto haben! Und das habe ich dann auch selber geraucht, das war richtig nice!
Aber ganz oft geben mir Leute einen Joint und sonst was, das meistens einfach nur Jauche ist.
Oder ich komme Backstage und die Leute meinen: „Ja, wir haben dich im Backstage mit Gras versorgt.“ Und dann liegen da 25g und das Zeug ist absolute Jauche, fast Rot! Und als die Leute dann mitbekommen haben, dass wir uns über das Gras sehr amüsieren, kamen von allen Ecken Leute und haben uns True Fruits Gläser mit gutem Gras gegeben. Das war schon ziemlich nice, das Gras das wir dann noch bekommen haben, haben wir selbstverständlich auch geraucht.
Über das Aussehen und den Geruch kann man ja auch schon eine Menge rausfinden.
Daniel: Wo gibt es das beste Gras?
Marvin Game: In Kalifornien gibt es das beste Gras, mit großem Abstand! Da können Amsterdam oder Barcelona nicht mithalten. Aber ich habe schon überall gutes Gras geraucht. Besonders wenn man das Glück hat, überall auf der Welt ein paar Gras Liebhaber zu kennen, dann ist man immer mit dem besten Weed versorgt.
Daniel: Kiffen und Arbeiten? HOTBOX zählt nicht!
Marvin Game: Was ist denn Arbeiten?
Daniel: Dinge und Projekte voran bringen vielleicht!?
Marvin Game: Würde für mich ohne kiffen nicht mehr so funktionieren, also jetzt aktuell. Es hat so 2012 angefangen, dass ich mich entschieden habe, nie wieder was zu tun, was ich nicht wirklich will oder möchte. Und das ich nichts machen will, wo ich entscheiden muss, ob ich high sein kann, oder nicht. Gras bringt mich runter, entspannt mich und lässt mich konzentrierter arbeiten.
Natürlich kann man nach zu vielen Joints nicht mehr ans arbeiten denken. Die „Arbeit“ die ich mit nicht zu vielen Joints mache, ist E-Mails schreiben, oder ein Social Media Plan erstellen, Videos strukturieren, oder mal Regie bei Videos machen. Das sind alles Dinge, die mit Kreativität zu tun haben und keine körperliche Anstrengung benötigen.
Bei meiner Arbeit ist mehr Kreativität und emotionale Intelligenz gefragt. Oft muss ich ruhig und entspannt bleiben, dabei hilft mir das Gras auch. Ich weiß nicht, wenn ich zum Beispiel heute mit dem kiffen aufhören würde, ob ich dann immer noch ruhig und entspannt bleiben würde in Situationen, die mich sonst vielleicht aufregen.
Natürlich ist das Kiffen kein muss, aber warum aufhören, wenn man sein Leben eh auf die Reihe bekommt? Ich sag dir, wenn ein Mensch faul ist, dann ist der faul, ob der nun kifft oder nicht.
Um nochmal auf das Thema Mission zurück zu kommen (Frage wurde weiter oben gestellt). Ich habe definitiv die Mission das Bild von Kiffern, oder vom Kiffen in der Gesellschaft zu ändern. Ich möchte, dass jemand wie ich das Aushängeschild fürs Kiffen ist. Jemand der sein Leben auf die Reihe kriegt, der sein Geld macht, der für seine Familie da ist, der für seine Freunde da ist und der keine Scheisse baut. Also jemand, der wirklich sein Leben auf die Reihe bekommt!
Wir haben eine Firma gegründet und machen ein richtiges Unternehmen draus. Das ist mehr, als das ich nur ein bisschen Rappen würde. Ich bin nicht bei irgendeinem Label und schreibe meine Texte und gebe sie dann ab. Und die machen dann den Rest für mich.
Mein Bruder, Jenny und ich sind im Kernteam, die unser Label leiten. Da sind auch noch unsere Kamera Jungs und die Buchhaltung dabei, aber das ist unsere eigene Firma.
Eigentlich habe ich keinen Plan davon, ich habe nicht studiert, oder das gelernt. Ich habe niemanden, der mir gesagt hat, so leitet man eine Firma. Wir machen das irgendwie. Wir machen das Ganze sehr modern und entwickeln Strukturen, die vielleicht gar nicht so das Optimalste sind, erst recht nicht wo wir zurzeit stehen. Aber lass es doch jemanden geben, der von uns lernt und irgendwann noch viel geilere Strukturen entwickelt. Eine in der vielleicht nie wieder Künstler von einem Label abhängig sind. Ich würde gerne Künstlern die Möglichkeit geben unabhängig zu sein, Entscheidungen selber treffen zu können und klar auch Geld zu verdienen. Das ist vielleicht auch noch meine Mission.
Aber natürlich gibt es auch Künstler/Musiker, die das gar nicht wollen und einfach nur ihre Musik abgeben möchten. Das ist auch cool, wenn dass das ist was man will. Manchmal denke ich darüber nach. Aber wenn ich sehe, wie gut sich alles in den setzten 1 ½ Jahren entwickelt hat und alles seinen Weg geht, bin ich sehr glücklich mit den jetzigen Strukturen.

Daniel: Macht Gras paranoid?
Marvin Game: Ich glaube 80-90% der paranoiden Gedanken, die die Menschen haben, kommen davon das Weed noch illegal ist. Also Paranoia, das sie dabei erwischt werden, was dann aber dazu führt, das sie noch mehr paranoide Gedanken bekommen. Manchmal wenn du so fett bist, bleibst du ja auch auf Gedanken hängen und denkst dir so: „Oh fuck, wenn ich jetzt erwischt werde.“ Oder sitzen in der U-Bahn und schieben krasse Paranoia.
Wenn man psychisch nicht so auf der Höhe ist und sich nicht wohl fühlt, sollte man definitiv auf das Kiffen verzichten.
Interview Block – Musik und Entertainment:
Daniel: Wie wichtig sind dir gut produzierte Musikvideos?
Marvin Game: [Lacht] Das Musikvideo ist das stärkste Werbeinstrument, was man für seine Musik hat. Du kannst deine Vision, die du hast, auf eine andere Ebene übertragen und sie den Zuschauern nochmal anders präsentieren. Vor allem hat man mit YouTube eine andere Plattform, als nur zum Beispiel Streaming Dienste, mit denen du andere Leute erreichst und andere Sinne. Es muss nicht übertrieben hochwertig produziert sein, du kannst auch jetzt dein Handy rausholen und wir drehen draußen ein geiles Video, wenn man eine geile Idee hat. Aber einige Ideen kann ich zum Beispiel nicht mit einem Handy umsetzen. Dann sind es halt teure, oder hochwertig produzierte Videos.
Das Ding ist, wenn du Rap machst und aus dem Untergrund kommst und kein Label, TV Sender, oder sonstige Plattform hast, dann ist ein Musikvideo die einzige Möglichkeit, dich den Leuten zu zeigen. Dann drehst du so viele wie es nur geht, Dicker.
Guck dir doch die Leute an, Luciano oder Nimo, die haben mit Handyvideos gestartet, die hatten keine anderen Möglichkeiten. Das sind Jungs aus der Hood, die ihre Handycam angemacht und gerappt haben und die waren so krass! Das hat gereicht um 2 Jahre später, übertrieben gute Musikvideos zu produzieren. Und sich so auf ein ganz anderes Level heben zu können. Ich liebe es mir das anzugucken!
Also hochwertig produziert muss nicht sein, aber du brauchst geile Ideen.
Morten (Bruder) macht aktuell alle Videos selbst und hat 6-7 Videos fertig und wartet jetzt nur noch bis ich mein aktuelles Album 20:15 raus gebracht habe. Und die haben teilweise nur 0-50€ gekostet. Aber wir machen auch wieder Videos, wo wir viel Geld ausgeben. Morten ist gerade auf dem Film alles selber zu produzieren, geile Ideen auszuleben, selbst zu lernen, sich die Software anzulernen, um so noch unabhängiger zu sein.
Bei uns im Team ist sich eh niemand zu schade, dies oder das zu tun.

Daniel: Deutsche Serien, wie 4 Blocks?
Marvin Game: Richtig gut! Ich habe die ersten 2 Folgen vor knapp 1 Monat gesehen und dann war ich irgendwie ziemlich busy unterwegs und konnte nicht weiter gucken. Vor ein paar Tagen hab ich mir aber einen Abend Zeit genommen und alle 6 Folgen gesehen. Hammer! Beste deutsche produzierte Serie. Veysel ist so ein krasser Typ und Schauspieler, er killt es einfach.
Aber es war doch klar, dass dann sowas geiles aus Berlin kommt! Woher denn auch sonst? Ganz ehrlich Dicker, es ist an der Zeit für solche Produktionen.
Es liegt doch einfach daran, dass in Deutschland seit gefühlten 100 Jahren alles von den Selben produziert wird. Guck dir das doch mal an, die holen zig LKW, riesen Stative, Drohnen, einen Kran und das ganze Drum und Dran, um dann so eine ARD Produktion zu machen. Dicker, geh da mit ´ner Canon mit 2 Kopflichtern hin und du sparst einfach mal 50.000€. Lass sie das machen, aber bitte werdet besser!
Ich habe das Gefühl deutsches Fernsehen hat so eine Formel und die wird angewendet, seit 100 Jahren und daran wird auch nichts geändert.
Und jetzt kommt TNT um die Ecke und produziert mit ein paar Leuten eine übertrieben krasse Serie und setzt neue Maßstäbe. Es ist so geil, wie Veysel, Gringo44 und Massiv ihre Songs um die Serie platzieren.
Daniel: Welche Serien suchtest du noch?
Marvin Game: Zurzeit keine, aber ich bin im Laufe des Jahres noch weg und da werde ich genügend Zeit haben, um Serien und so zu gucken. Ich liebe Serien wie Rick und Morty. Das einzige was ich regelmäßig suchte ist Dragon Ball. Und One Piece.
Daniel: Welche Musikrichtungen hörst du? Ich will jetzt nicht Hip Hop hören!
Marvin Game: Wenn ich was nebenbei mache, oder aufräume höre ich Soul. Aber ganz ehrlich, für mich ist alles das Gleiche, ich mache keine Unterschiede mehr. Ich habe mich auf ein Interview mit einer Alternativ Rock Künstlerin vorbereitet und habe mir auch ihre Musik angehört, komplett unvoreingenommen. Es ist Musik und Kunst und jeder soll das so ausleben, wie er oder sie möchte. Ich konnte auch in ihrer Musik coole Sachen finden. Es gibt überall gute Musik!
Aber am ehesten höre ich Soul und R’n‘B.

Zwischendurch kommen immer wieder Homies von Marvin vorbei.
Es herrscht selbst am Vormittag ein reges Treiben. Obwohl Marvin echt viel zu machen hat, bleibt er extrem entspannt, raucht seinen Joint und macht mit mir das Interview. Selten habe ich so einen entspannten und freundlichen Typen getroffen. Jeder hat auch eine ganze Flasche Wasser bekommen. Marvin ist der Meinung, dass man das Wasser in seinen Körper so oft wie möglich austauschen sollte.
Ich bemerkte dass sein Kleiderschrank zwar mit echt coolen Sachen ausgestattet ist, aber kaum Klamotten da sind. Marvin Game verschenkt gerne seine Sachen an Freunde, so erklärt sich der leere Kleiderschrank. Zwischendurch macht Janina immer wieder Bilder und sein Kameramann Dung macht nebenher den ganzen Tag seinen Videoblog. Ziemlich viel los in der Butze.

Interview Block – Business:
Daniel: Hast du einen Beruf erlernt oder studiert?
Marvin Game: Nö. Ich würde sagen dass ich rappen gelernt habe, ich konnte zwar schon immer ein bisschen rappen, aber das habe ich dann über die Zeit richtig gelernt. Ich habe auch viel von anderen Menschen gelernt. Ich habe den einen oder anderen Mentoren da draußen. Von meinem guten Freund Wadda, habe ich am Anfang sehr, sehr viel gelernt. Oder Michael Jackson, der u.a. Videos mit mir gemacht hat. Ich könnte dir eine ewig lange Liste machen, was ich von den paar Leuten so alles gelernt habe. Alles über die Musikindustrie und Drumherum, aber auch viel Menschliches.
Daniel: Schon mal Nudeln mit Salz und Ketchup essen müssen?
Marvin Game: Ja klar, wir haben ein paar Mal Nudeln mit Ketchup gegessen, aber das war im Studio, weil man zu faul war, was richtig von draußen zu besorgen. Ich hätte am Ende des Tages auch immer zu meinen Eltern gehen können, um dort was zu essen. Meine Eltern sind zum Glück gesund. Das ist der größte Segen überhaupt, dass ich nie solche großen Existenzängste haben musste, dass ich zum Beispiel nichts zu essen habe.
Wenn ich mir Vorstelle wieviel härter es Menschen haben, die komplett ohne Eltern aufwachsen. Die müssen so viel mehr überwinden als ich. Damit meine ich gar nicht reiche Eltern. Einfach Eltern, die dir Rückhalt geben.
Daniel: Wie stehen deine Eltern/Familie zu deiner Musik?
Marvin Game: Ich habe immer den Rückhalt gehabt. So lange da aber kein Geld rein kam, war das mehr so nach dem Motto: „Wann machst du mal was richtiges?“. Mein Bruder produziert meine ganze Musik, das ist ja auch ein sehr familiärer Zusammenhalt. Ohne ihn wäre das Ganze ja auch nie entstanden. Dann hätte ich wahrscheinlich jetzt noch immer nicht angefangen Musik zu machen.
Aber ja, meine Eltern stehen sehr hinter meinem Bruder und mir. Ich versuche auch jeden aus der Familie in das Business einzubinden. Mein kleiner Bruder macht auch so den Internet-Kram und kennt sich ein wenig mit dem IT -Zeug aus.

Daniel: Würdest du in die Cannabisindustrie investieren?
Marvin Game: Darüber willl ich noch nicht zu viel reden. Aber sobald das Geschäft legal ist, bin ich auf jeden Fall dabei.
Daniel: Muss man in Deutschland leben, um in Deutschland erfolgreich zu sein?
Marvin Game: Nee. Ich glaube auch, dass ich bald 6 Monate in Berlin sein werde und die anderen 6 Monate im Jahr woanders verbringen werde. Hier in Deutschland, kann ich meine Touren machen, Musik und so weiter.
Aber wenn man natürlich Kassierer ist, dann geht das ganze selbstverständlich nicht. Es kommt ja drauf an, was du so machst.
Wenn man aber vom Laptop aus arbeiten kann, dann kannst du überall leben und trotzdem in Deutschland erfolgreich sein.
Das war auch einer der Hauptgründe für meinen jetzigen „Job“. Ich will unabhängig sein, ich will morgen hier sein und übermorgen woanders. Die einzigen Menschen, die das vielleicht stört sind meine Freunde und Familie. Die mich dadurch etwas seltener zu sehen bekommen. Aber wenn ich da bin, dann bin ich auch wirklich da und ich habe zum Glück eine Hand voll guter Freunde, die Verständnis dafür haben.
Daniel: Wo würdest du gerne mal Leben und Arbeiten?
Marvin Game: Kalifornien wegen der Musik, ich kenne dort sehr viele Menschen. Da ich dort schon mal 6 Monate gelebt habe. Ich würde da zwar nicht für immer leben, aber für ein paar Monate ist das nice.
Noch lieber würde ich auf Jamaika oder Hawaii leben. Dann will ich lieber weg von der Zivilisation, als in Hollywood zu leben. Wenn in der Gegend von L.A., am besten so eine Stunde weg von der Stadt. Und wenn ich will, fahre ich einfach in die Stadt. Ich will keine halbe Stunde bis zum nächsten guten Supermarkt brauchen, weil überall in L.A. Stau ist. Auch das „oberflächliche“ feier ich nicht so. Klar hat L.A. eine super krasse Künstlerszene und auch die meisten oberflächlich scheinenden Menschen haben ihre deepen Seiten. Aber allein die Politik und das Essen sind auf die Dauer nicht so geil. Auch wenn man natürlich sehr gut essen kann in L.A.
Daniel: Selbstversorger?
Marvin Game: Absolut! Ich würde niemals sagen, meine Frau soll in die Küche, aber es wäre für mich so krass, wenn meine Frau Gemüse anbaut und sich um sowas kümmern würde. So Heftig! Es wäre so krass, wenn die Familie sich selbst versorgen kann, anstatt das man sagt, okay wir gehen jetzt Geld verdienen, um uns im Supermarkt Sachen kaufen zu können. Meine Mom pflanzt auch fleißig Kürbisse und Zucchini an. Der Shit! Ich will unbedingt in die Selbstversorgung!
Interview Block – 20:15:
Daniel: Machst du eine Tour 2018?
Marvin Game: Ja, im April 2018 geht es los denk ich. Wir haben gerade erst mit dem buchen und planen begonnen. Sind quasi noch ganz im Anfangsstadium, daher kann ich nicht viel mehr dazu sagen.
Daniel: Wie lange hat das Album 20:15 gebraucht?
Marvin Game: Die Idee hatte ich schon im Laufe des Prozesses von 20:14 gehabt. Eigentlich wollte ich nur ein Mixtape machen, das nur krass auf die Kacke haut. Aber jetzt gucken alle und es ist primetime, daher ist 20:15 entstanden. Vor 2 Monaten habe ich mich mit Morten und Static eingeschlossen und 6 neue Songs gemacht. 5 oder 4 sind davon jetzt auch drauf. Durch diesen Prozess habe ich gemerkt, dass es eben kein Mixtape wird, sondern ein richtiges Album.
Daniel: Um 20:15 kommen alle Blockbuster, wird 20:15 ein Blockbuster?
Marvin Game: Ja, das Album ist ein Blockbuster. Es gibt auch Songs über die eine oder andere Frau. Auf 20:14 gab es Songs, die sehr nachdenklich machen, wo es irgendwie ein offenes Ende ist. Ich glaube die Songs auf 20:15, egal ob es um Frauen oder andere Themen geht, sind sehr straight und abgeschlossen. Die Entscheidungen auf 20:15 sind quasi getroffen.

Daniel: Ist 20:15 das nächste große Ding?
Marvin Game: Ich mache vielleicht keine große Promo, das man eher denken könnte, es sei ein Mixtape, aber der Sound ist definitiv ein Album. Bei 20:14 habe ich 3 Jahre lang daran gearbeitet und neue Features eingesammelt und ich weiß nicht was noch alles. Immer wieder alles neu gemacht. Dann zwischendurch eine Ep und ein Mixtape gemacht.
Seit einem Jahr habe ich das Konzept von 20:15 im Kopf und habe einfach darauf los gearbeitet. Ich bin sehr zufrieden. Bei dem Album mussten die Song nicht X-Mal neu gemacht werden, wir sind alle jetzt so gut abgestimmt, da gibt es keine Faxen mehr. Das war bei 20:14 noch ganz anders, da klingen die ersten Aufnahmen, die ich gemacht habe in 2013 noch wie eine Vollkatastrophe. Damit kann ich heute nichts mehr anfangen.
Jetzt habe ich auch gelernt, wie ich meine Stimme richtig benutze, sodass 20:15 schneller entstehen konnte.
Daniel: Wie viele Leute haben an dem Album mitgewirkt?
Marvin Game: In den musikalischen Prozess ist Morten involviert, der alles executive produziert. Static und die Bouncen Brothas haben auch produziert. Und halt die ganzen Features sind dabei.
Daniel: Wie viele Songs wird es auf 20:15 geben?
Marvin Game: 12. Und in der Box und auf der CD 2 mehr.
Daniel: Musikvideos von 20:15?
Marvin Game: Zwei sind schon abgedreht. Das dritte haben wir letzte Woche gedreht. Und jetzt gleich noch eins.
Es wurden aber auch schon andere Musikvideos gedreht, jetzt nicht für 20:15, aber die so Schmutz waren, dass sie nie veröffentlicht wurden. Sowas gibt es leider auch. Wenn Videos nicht gut sind, dann werden sie auch nicht rausgebracht. Das passiert aber auch nur wenn, man was mit neuen Leuten ausprobiert. Aber scheiss drauf.
Ein Video für 20:15 ist auf Cuba gedreht worden. Wir waren 5 Leute: 2 Kamera Leute, ein Fotograf, ein Model und ich. Das war einfach so ein geiles Angebot für Cuba, 7 Tage für ein paar hundert € all inkl. und Flüge. Dann haben wir halt dort ein Video gedreht und Urlaub gemacht. War geil.
Daniel: Willst du die Leute zum Nachdenken oder feiern bewegen mit 20:15?
Marvin Game: Die sollen machen was sie wollen.
Daniel: Machst du die Musik für jemanden?
Marvin Game: Für mich selber. Wenn ich Musik mit Morten mache, dann ist sie für uns. Wenn es nur um eine Person gehen würde, wäre er das. Weil er derjenige ist, der mich zur Musik gebracht hat. Ich glaube ich würde mich auch für immer schämen, wenn ich mit der Musik aufhören würde.
Daniel: Wo hast du rappen gelernt?
Marvin Game: Ich habe mit 12 meine ersten Texte geschrieben, ah keine Ahnung. Ich habe das Rappen im Blut. So richtig gelernt habe ich das 2012, als ich in Amerika und einfach weg von allem war. Dort hatte ich Zeit für mich. Dort habe ich nichts anderes gemacht, außer rappen. Als ich mich entschieden habe Musik ernst zu nehmen und das ich nichts anderes in meinem Leben machen will, habe ich richtig gelernt zu rappen.
[fängt an zu rappen]
Daniel: Kannst du dir vorstellen auch andere Musik zu machen?
Marvin Game: Klar. Immer dann, wenn ich bock drauf habe.
Interview Block – Komische Fragen zum Abschluss, in einem Satz:

Daniel: Hund oder Katze?
Marvin Game: Katze.
Daniel: Glaubst du an Aliens?
Marvin Game: Ja.
Daniel: Peinliche Hobbys?
Marvin Game: Nein
Daniel: Streaming Dienste oder Videothek?
Marvin Game: Streaming.
Daniel: 2 coole Kiffer aus Deutschland?
Marvin Game: MC Bogy und Plusmacher.
Daniel: Gibt es Probleme oder nur Lösungen?
Marvin Game: Es gibt Probleme und die kann mal lösen.
Daniel: Strip Club oder Autokino?
Marvin Game: Autokino.
Daniel: Haute Couture oder H&M?
Marvin Game: www.immerready.com
Daniel: Willst du noch irgendwas loswerden? Darf auch Werbung sein.
Marvin Game: Alle Leute sollen bitte weniger lügen. Achtet auf euch selbst. In der Schule wird einem nicht viel beigebracht. Es liegt in unserer eigenen Verantwortung uns mehr beizubringen und Dinge zu hinterfragen.
Ah, noch schöne Grüße an Rico O, Sadem und Matze.
Ende…

Eigentlich wollten wir den ganzen Tag zusammen verbringen, aber da 2 Termine abgesagt wurden und wir das Interview schon im Kasten hatten, verabschiedeten Janina und ich uns wieder. Also Schuhe an, danke sagen, ein paar Bilder vom Hauseingang machen und ab ins Cannabis Rausch KFZ. Der Vormittag war spaßig und interessant, einen Menschen zu treffen, der zwischen den Welten von Rap, Entertainment und Hippie Gedankengut existiert, lebt und feiert. Marvin Game ist immer ready und seiner Zeit weit voraus. Danke!