Lösungsmittelfreie Konzentrate setzen ihren Siegeszug auch in Deutschland immer weiter fort. Dem entsprechend gibt es auch im Heimatland von Marlene Mortler immer mehr Cannabis-Enthusiasten, die sich ihr Rosin selbst pressen. Dabei stolpern Einsteiger nicht nur über konfuse Einheiten oder irreführende Fehlinformationen, sondern vermehrt auch über kleine Stolpersteine, die sich erst nach einigen Pressungen herauskristallisieren. Welche Stolpersteine das sind und wie man sie entspannt beseitigen kann, zeige ich euch im heutigen Artikel. Wer noch nicht so gut mit den Grundlagen rund um Rosin vertraut ist, sei an der Stelle auf unseren Grundlagen-Ratgeber zum Thema Rosin verwiesen.
1. PTFE Oil Slick Sheets für Gesundheit, Robustheit und einfache Handhabung
Ein Must-Have für jeden Rosin-Liebhaber, der es ernst meint, sind Oilslick- oder PTFE-Sheets. Dabei handelt es sich um ein Upgrade zum herkömmlichen Backpapier. Doch warum hat normales Backpapier aus dem Discounter und Co. nichts in der Rosin-Welt zu suchen?
Das hat sogar mehrere Gründe. Zum einen reißt Backpapier deutlich schneller als PTFE-Papier. Das äußert sich in der Praxis vor allem dann, wenn man mit mäßig hohem bis hohem Druck presst. In dem Fall passiert es häufig, dass beim Auseinanderbewegen der Hitzeplatten das Backpapier zahlreiche kleine Risse und Löcher bekommt und somit auch ein Teil des Rosins auf den Hitzeplatten verbleibt. Das ist nicht nur Verschwendung, sondern auch eine mittelschwere Sauerei. Und vor allem ist es durch die Verwendung von PTFE-Sheets vermeidbar .
Zum zweiten spielt hier der gesundheitliche Aspekt eine wichtige Rolle. Denn Untersuchungen haben ergeben, dass sich beim Arbeiten mit Hitze (auch im Backofen bei konventioneller Anwendung) giftige Stoffe aus dem Backpapier lösen. Zudem sind herkömmliche Backpapiere mit Silikon beschichtet, welches beim Pressvorgang mit ins Rosin gelangen kann.
Beide Nachteile werden von PTFE-Sheets nahezu vollständig neutralisiert, nicht zuletzt durch die Verwendung von Polytetrafluorethylen anstatt Silikon. Dieses Material, welches landläufig auch unter der Handelsbezeichnung Teflon bekannt ist, weißt (laut Wikipedia) exzellente Eigenschaften auf:
- Reaktionsträge
- Beständig gegen alle Basen, Alkohole, Benzine, Öle, …
- Geringer Reibungskoeffizient
- Es existieren nahezu keine Materialien, die an PTFE haften bleiben
Besonders die zuletzt aufgeführte Eigenschaft ist es Wert, noch einmal näher betrachtet zu werden: Denn beim Abkratzen bzw. Aufsammeln des Rosins stellt die enorme Klebrigkeit bzw. zähe Konsistenz des lösemittelfreien Konzentrates eines der größten Probleme dar. Es ist mühsam, sein Rosin vom Backpapier zu sammeln. PTFE-Sheets sind dahingehend eine ganze Ecke benutzerfreundlicher, da die Oberfläche vergleichsweise sehr glatt ist und somit das Rosin auch weniger Möglichkeiten hat, sich auf molekularer Ebene mit der Unterlage zu verbrüdern.
2. Nylon Rosin Bags gegen Blow Outs & Bottle Tech
Nylon Bags sind neben den PTFE-Sheets meiner Erfahrung nach das zweitwichtigste Utensil, wenn es um die Effektivierung des Rosin-Prozesses geht. Bei den kleinen Täschchen, die aus stabilem Nylongewebe, selten auch aus einem Metallgewebe, gefertigt sind, handelt es sich um Zubehör, welches verhindert, dass sich eure zu pressenden Blüten oder das Hasch beim Anlegen des Drucks von ihren angestammten Plätzen fortbewegen. Nylon Bags sind somit ein ziemlich effektives Mittel, um Blow Outs zu verhindern.
Worauf muss ich beim Umgang mit Nylon Bags achten?
Wichtig beim Befüllen der Nylon oder auch Rosin Bags ist vor allem, dass sämtliches Material den Beutel gleichmäßig bzw. homogen ausfüllt. Das erreicht man im Falle von Blüten und Hasch zum Beispiel durch einen sogenannten Pre-Press. Dabei presst man sein Material vor dem eigentlichen Pressvorgang mit Hitzepresse in eine Art Mini-Kuchenform aus Aluminium, Edelstahl oder auch LEGO bei Raumtemperatur und nur mit Hilfe des eigenen Körpergewichtes. Dabei kommt dann eine noch leicht weiche, aber zusammenhaftende Platte aus Blütenteilen oder Hasch heraus. Das ähnelt in ersterem Fall am ehesten stark vakuumierten Blüten aus dem mittelqualitativen Internetschwarzmarkt.
Der Clou: Diese vorgepressten Platten weisen durch ihre Quader-Form an jeder Stelle die gleiche Höhe auf und können ohne weiteres Zutun in die Nylon Bags gesteckt werden. Wichtig ist, vor allem wenn man keine Pre-Press-Mold zur Hand hat und sich auch keine aus Lego bauen kann, dass das zu pressende Material bis in die Kanten des Bags reichen und keine Beulen ausbilden.
Bottle-Tech Style
Wer nur eine kleine Rosin-Presse sein Eigen nennt, tut gut daran, auf die sogenannte Bottle-Tech zu setzen. Das geht natürlich auch auf Deutsch und heißt dann in etwa Flaschen-Technik. Es soll hierbei aber gar nicht um sperrige Begriffe und bemühte Übersetzungen gehen, sondern um die Idee dahinter: Bei der Bottle-Technik geht es darum, das zu pressende Material möglich hoch im Nylon Bag zu stapeln. Das Ziel ist also nicht, wie bei der weiter oben beschriebenen Methode, eine eher flache und großflächige Platte aus dem zu pressenden Material zu formen, sondern vielmehr einen Zylinder, dessen Höhe größer oder gleich seines Durchmessers ist.
Wie stellt man das am besten an? Bilder sagen mehr als tausend Worte, weshalb ich euch hier ein Erklär-Video verlinke:
3. Gummihandschuhe zum Entkernen der Blüten und klebefreien Umgang
Gummihandschuhe sind für einen konkreten Prozess während der Rosin-Herstellung unabdingbar: Die Entkernung der Blüten. Denn Blüten enthalten sehr weit verzweigte Ästchen, was man als Konsument genüsslicher Joints gar nicht unbedingt mitbekommt. Denn die Blüten kommen in den meisten Haushalten einfach nur in den Grinder und der kümmert sich dann um alles, was in den Blüten hart und spitz ist. Doch beim Rosin-Pressen bekommen die Stängel eine völlig neue Relevanz:
Die Stängel empfehlen sich deshalb zu entfernen, da sie erstens kaum Wirkstoffe enthalten und zweitens als Trockenmasse das entfließende Rosin der übrigen Blütenbestandteile aufsaugen. Das bedeutet, dass das Rosin nicht schön herausläuft, sondern sich erstmal in den Stängeln breit macht, da diese sich in dem Moment als sehr saugfähig erweisen.
Ein weiteres Problem von Stengeln im zu verarbeitenden Material zeigt sich in den Nylon-Bags: Die Stängel sind durchaus in der Lage, bei Anlegen des Drucks das Nylon-Mesh zu zerstechen/ zu zerschneiden und somit Blow Outs zu begünstigen. Blow Out nennt man das (ungewollte) Ausbrechen des zu pressenden Materials aus dem Nylon Bag während des Pressvorgangs. Dies passiert jedoch nicht nur als Folge unsauber getrimmter Blüten, sondern auch, indem man beispielsweise das Nylon Bag etwas aus den Hitzeplatten herausragen lässt oder das Blütenmaterial zu luftig und ungleichmäßig im Nylon Bag verstaut.
Warum sind für diesen Prozess Gummihandschuhe ein nützliches Utensil? Erstens kleben eure Finger nicht, wenn ihr die Ästchen in mühsamer Handarbeit entfernt und zweitens schützen sie euch vor Verletzungen. Was jetzt überdramatisiert klingt, hat jedoch einen ernsthaften Hintergrund: Denn die besagten Ästchen sind echt spitz und haben mir vor meiner Zeit mit Gummihandschuhen bereits zwei Mal die Fingerkuppen zerstochen. Doch auch bei der restlichen Arbeit im Zusammenhang mit Rosin sind Gummihandschuhe ebenso eine Unterstützung, da ihr alle klebrigen Rosin-Ablagerungen an euren Händen mit dem Ausziehen der Handschuhe ratz fatz entfernen könnt.
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4. Handpumpe: Die Pressung muss man fühlen können
Rosin-Profis fühlen jede Pressung. Das geht jedoch nur, wenn man ihnen auch die dafür nötigen Werkzeuge an die Hand gibt. Bei meiner heimischen Hitzepresse ist beispielsweise keine Handpumpe verbaut, was einen großen Nachteil mit sich bringt: Ich habe keinen Einfluss darauf, in welcher Zeitspanne der Druck aufgebaut wird. Das Problem daran ist dann wieder ein altbekanntes: Das Blowout-Risiko steigt. Meine und viele weitere Erfahrungen anderer Rosin-Künstler zeigen, dass besonders beim Pressen von Hasch bei zu schneller Druckzugabe häufig Blow Outs auftreten. Das Hasch sprengt in dem Fall im wahrsten Sinne des Wortes an der labilsten Stelle das Nylon Bag und quetscht sich blitzartig und in Form einer langen, dünnen „Wurst“ in Richtung außerhalb der Hitzeplatten. Zudem verteilt es sich in einem solchen Fall oftmals gemeinsam mit dem Rosin auf dem PTFE-Sheet, wodurch die beiden Komponenten im Nachhinein nur noch sehr schwer voneinander separiert werden können.
Eine Handpumpe bietet den Vorteil, dass man je nach Gefühl jederzeit den Druck langsam erhöhen kann. So kann man seine Blüten oder – und vor allem – Haschischdelikatessen mit der größtmöglichen Sorgfalt und Liebe zu Rosin verwandeln, ohne Qualitätsverluste oder Blow Outs fürchten zu müssen.
5. Gleichmäßige Hitzeplatten gegen Cold Spots
Gleichmäßige Hitzeplatten stehen nicht umsonst am Ende dieser Liste, kosten sie doch gut und gerne mal 600€ im Paar. Manchmal inklusive Controller zur Einstellung der Hitze, manchmal kommt der Posten auch noch oben drauf.
Doch wer beste Erträge und Qualitäten erzeugen möchte, sollte unbedingt auf homogene Hitzeplatten setzen. Diese sollten gewährleisten, dass jeder Quadratmillimeter der Hitzeplatten gleich warm ist. Warum? Äste und anderes trockenes Pflanzenmaterial sind anfällig dafür, das in Richtung Ausgang fließende Rosin aufzusaugen und somit den Fluss zu verhindern. Klar, die Äste kann man vorher entfernen. Doch selbst dann ist es bei ungleichmäßig warmen Hitzeplatten oft der Fall, dass der Fluss des Rosins durch die sogenannten Cold Spots, also kalten Stellen, behindert bzw. gebremst wird. Dadurch kommt es zu Verlusten durch im Nylon Bag festhängenden Rosin oder Qualitätsschwankungen durch die wechselnden Temperaturen.
6. 3 Tipps für besseres Hasch Rosin
Zum Schluss noch ein paar Erfahrungswerte zum Thema Pressen von Hasch. Hasch ist auf Grund des hohen Wirkstoffgehalts ein beliebter Ausgangsstoff für Rosin-Freunde aus aller Welt. Ich persönlich bin mit meinem ersten Hasch-Rosin gnadenlos gescheitert, vor allem, weil ich einen übergroßen Blow Out hatte und somit Kief und Rosin ziemlich übereinander auf dem PTFE-Sheet lagerten. Das machte ein Aufsammeln bzw. Abkratzen des Rosins nahezu unmöglich.
Letztens habe ich dann jedoch einen zweiten Versuch gewagt und das ziemlich delikate Mangu Kush Dry Sift Hasch von Candylabs zu Rosin weiterverarbeitet. Dabei hat mir im Gegensatz zum ersten Mal, wo ich nur 0,5 Gramm Kief aus der Sammlung gepresst hatte, schon die homogenere Konsistenz des hochwertigen Mango Kush Haschs in die Hände gespielt. Darum mein erster Tipp: Knetet euer Kief, falls ihr es pressen wollt, vorher mit etwas Wasser in der Hand zu Hasch. Das bekommt man ganz gut hin.
Auch und besonders Hasch presst man mit Rosin Bags. Dabei sollte eine kleinmaschige Variante gewählt werden, 25-40 Micron Lochgröße eignen sich für Hasch am besten. Wichtig hierbei ist wieder, dass die Nylon bzw. Rosin Bags gleichmäßig befüllt werden, um Blow Outs an der Stelle vorzubeugen.
Danach kommt gleich Tipp Nummer zwei: Legt das Hasch (im Rosin Bag) vor dem eigentlichen Pressen eine Weile auf die Hitzeplatten und lasst es ca. 10 Minuten anschwitzen. Dabei sollt es sich deutlich leichter verformen lassen, wenn ihr mit einem Finger in das Hasch fasst.
Jetzt gilt Tipp Nummer drei: Presst das Hasch mit niedrigem Druck. Zumindest zu Beginn, um das Hasch blow-out-frei zwischen den Hitzeplatten zu fixieren. Nach etwa 15 Sekunden könnt ihr dann mehr Druck draufgeben und nach heruntergezähltem Timer zufrieden das Ergebnis in Augenschein nehmen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel ein wenig weiterhelfen. Falls nicht, lass doch gerne einen Kommentar da.
Edit: Trick Nummer 7 – haltet euer Gras bei ca. 60% relativer Feuchtigkeit
Das hat mal wieder etwas damit zu tun, wie schnell und effizient das Rosin das Ausgangsmaterial verlässt. Denn habt ihr zu trockenes Gras, wird das Rosin von trockenen Blütenbestandteilen aufgesaugt und verbleibt dort möglicherweise. Doch zum Glück gibt es mit Boveda oder Integra Boost ziemlich coole feuchtigkeitsregulierende Pads, die ihr einfach nur in euer Weedgefäß hineinlegen müsst, damit eure Blüten konstant bei 62% rel. Feuchtigkeit bleiben.
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