Ich wohne in der deutschen Sünden-Großstadt Berlin. Ich liebe Berlin. Ich wohne in Schöneberg, kein sonderlich aufregender Stadtteil. Kein wirkliches Partyzentrum. Ein normaler Stadtteil für Berlin halt. Um 24 Uhr ist hier auf den Straßen nicht viel los. Aber Schöneberg ist ein cooler Stadtteil zum nächtlichen cruisen. Hier würde man keine Straßendealer erwarten. Ich meine, ich wohne jetzt knapp 5 Jahre in dem Kiez und bisher hat mir hier noch keiner Dope angeboten. Bis heute.
Wäre der Typ mal 5 Jahre vorher da gewesen, hätte ich was gebrauchen können. Heute nicht mehr. Mich hat das echt gewundert, dass hier Straßendealer unterwegs sind. Kenne das mehr so aus Mitte, Kreuzberg, Neukölln, Prenzlauer Berg, eben den etwas angesagteren Stadtteilen, wo auch was los ist. Aber ist halt Berlin, hier wird dir jeder Drogentraum im Umkreis von 500 Metern erfüllt. Ich habe mit Straßendealern kein Problem, so lange das Weed sauber ist. Nachfrage, Angebot.
Straßendealer bei Tag & Nacht
Mich wundern nicht die Straßendealer in Berlin, sondern vielmehr der Fakt, dass sie niemanden interessieren. Die Polizei kann gegen sie nichts machen. Ich denke auch, dass sie oft wegsehen. In Berlin ticken die Uhren etwas anders. Ich als Polizist würde auch keinem Straßendealer nachlaufen, am nächsten Tag ist eh wieder derselbe da. Oder es kommt ein neuer. Bestes Beispiel: Kottbusser Tor, Hasenheide, Görlitzer Park und die dutzend anderen berüchtigten Locations in Berlin.
Berlin ist ein Paradebeispiel dafür, was in einer Stadt alles schief gehen kann. Seien es die Schulden, die Wohnungen, der Flughafen oder die Drogenpolitik. Mein Metier ist dabei am ehesten die Drogenpolitik. Ich nehme Berlin als Paradebeispiel für ganz Deutschland. Wir haben auf der einen Hand die ganzen Vorteile von Cannabis, aber unsere Politik will diese mit der anderen Hand nicht wahrnehmen. Wir sehen, dass unsere Gesellschaft an solchen Problemen zerbricht. Die Bevölkerung setzt sich für ihre Anliegen über Jahrzehnte überdurchschnittlich ein, wird aber von den verantwortlichen Institutionen nicht gehört. Die Gesetzlosigkeit nimmt jeden Tag zu. Und das in jedem Lebensbereich – bei Bankern, Politikern, Polizisten oder auch den Straßendealern. Alle verfolgen ihre eigenen Ziele und setzen ihren Willen durch. Klar, dass einige Menschen dafür Gesetzte brechen. Ist einfacher.
Die Cannabislegalisierung ist nur ein kleiner Teil unserer Probleme in Deutschland.
Dennoch ist es das beste Beispiel dafür, dass wir dringend eine Cannabislegalisierung brauchen – und zwar noch 2018! Von Dingen wie Arbeitsplätzen, den medizinischen Nutzen, der Wirtschaft, gesellschaftlicher Zugehörigkeit, menschenrechtlichen Aspekten mal ganz zu schweigen. Aber wen wundert unsere Lage? Wir haben eine Kanzlerin, die die Ehe für homosexuelle immer noch uncool findet.
Wenn Cannabis legal wird und es keine Straßendealer mehr gibt, wundert euch nicht, wenn die Kriminalität trotzdem nicht abnimmt. Kriminelle steigen einfach auf ein anderes Pferd. Denn eins ist klar: das Leben der Menschen, die das Zeug verkaufen, wird dadurch nicht besser. Man nimmt ihnen den Job, auch wenn es ein illegaler ist. Wir müssen uns schon vorher Gedanken darüber machen, wie wir Menschen in die Gesellschaft integrieren, die mal Dealer waren. Man darf es nicht versäumen, ansonsten ändert sich nichts. Und das wäre grauenhaft.
Berlin ich liebe dich und ich weiß, dass ich irgendwann sagen werde, dass ich die Straßendealer vermisse. Denn früher war ja immer irgendwie alles authentischer. Vielleicht sollten wir Cannabis doch nicht legalisieren…