Der Name „Lenas Bioladen“ macht eigentlich einen harmlosen Eindruck. Denn: er klingt nach Natur und Bio oder dem kleinem Bio-Supermarkt in Prenzlauer Berg. In Wahrheit verbarg sich hinter dem Namen über mehrere Jahre ein illegaler Cannabis-Verkäufer im sogenannten Darknet.
Wie lief im Darknet der Cannabis Kauf über Lenas Bioladen?
Der Cannabis-Rausch beschrieb schon in 2018 im Beitrag mit dem Titel „Cannabis im Darknet“ wie die Funktionsweise dieser illegalen Marktplätze abläuft. Zusammengefasst sind Darknet-Plattformen eine Art illegales ebay. Die dort aktiven Händler bieten ihren Käufern – natürlich auf nicht legalem Weg – Waffen, Drogen oder illegal besorgte Daten an. Nach Recherchen des Magazins „Der Spiegel“ war besagter Lenas Bioladen auf dem mittlerweile abgeschalteten „Wall Street Market“ im Darknet als Händler von Cannabis sehr aktiv.
Mit diesem Logo warb die Website „Lenas Bioladen“ für ihre Produkte (Foto: Generalstaatsanwaltschaft Bamberg)
Mindestens 4 Kilogramm Cannabis im Wert von mehreren Millionen verkauft
Über den Darknet-Shop Lenas Bioladen konnten nach Beschreibung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg Käufer aus dem deutschsprachigem Raum Marihuana bestellen. Es versteht sich von selbst, dass dies illegal ist, weshalb eine Taskforce aus Cybercrime-Experten der Kriminalpolizei Oberfranken über einen Zeitraum von zwei Jahren in akribischer Ermittlungsarbeit intensiv hinter den Verdächtigen recherchierten. Diese Auswertungen führten sie in die beschaulichen Orte Neu-Ulm (Bayern) und Reutlingen (Baden-Württemberg), von wo zwei Männer mehrere tausende Briefe mit verbotenem Inhalt per Post verschickten. Unter Namen wie „Lenas Cheese“ oder Lenas Hawaiian“ wurden vom Sommer 2018 bis zum Frühjahr 2020 geschätzte 4 Kilogramm Cannabis über besagten „Lenas Bioladen“ verkauft und dann an die Käufer verschickt. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass die tatsächlich verkaufte Gesamtmenge die bislang angegebenen 4 Kilogram deutlich übersteigen könnte und über Lenas Bioladen ein guter einstelliger Millionenbetrag umgesetzt wurde.
Polizeiliche Ermittlungsarbeit: Festnahme und Beschlagnahme von grossen Mengen Bitcoins
Bei Hausuntersuchungen der zwei beschuldigten Männer (zum Zeitpunkt der Festnahme 31 und 42 Jahre alt) nahmen die Polizeibeamten belastendes Beweismaterial fest: Verpackungsmaterial, diverse Mobiltelefone und SIM-Karten, große Mengen an Bargeld sowie Bitcoins auf Speichermedien. Bekannt ist, dass Bitcoins und andere Krypto Währungen gerne als digitale Zahlungsmittel bei illegalen Darknet-Transaktionen verwendet werden, da beim Einsatz von Bitcoin als Digitalwährung, der damit zahlende Käufer nicht rückverfolgt werden kann. Die beiden Männer wurden wegen Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz verhaftet und kamen am 22. Juli 2020 wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr – an 2 getrennten Orten – umgehend in Untersuchungshaft. Den Beschuldigten droht bei Verurteilung eine Freiheitsstrafe von 1 bis zu 15 Jahren.
Weitere Ermittlungen gegen Kunden von Lenas Bioladen wegen Cannabis-Käufen möglich
Zwar ahnten die Beschuldigten das Ungemach der polizeilichen Hausdurchsuchungen und Festnahmen, nahmen deshalb den Cannabis-Marktplatz im Gewand von „Lenas Bioladen“ zwei Wochen vor der Festnahme vom Netz und versuchten ihre Spuren zu verwischen. Allerdings war es bereits zu spät, da die Behörden bereits lange vorher in den Besitz belastender Daten kam. Für die vielen Käufer – vermutet wird eine fünfstellige Anzahl von Transaktionen – birgt das noch die Gefahr, dass laut einem Bericht des Spiegels auch gegen sie ermittelt wird. Es bleibt abzuwarten und wir sind gespannt zu welchen Ergebnissen die weiteren Ermittlungen führen werden.
Der Sicherheit gegenüber unseren Lesern verpflichtet, raten wir vom illegalen Cannabis-Kauf im Darknet ab.