„Ich bin traurig, dass Frau Mortler nicht noch weitere vier Jahre als unsere kompetente Ansprechpartnerin im Gesundheitsministerium sitzt.“ – Steve, 23, Dealer, profitiert vom Cannabisverbot
„Jetzt ist die Legalisierung nur noch hundert Joints entfernt“ – Jörg, 43, raucht zum Feierabend Joints
„Jetzt wird der größte Wachstumsmarkt in Deutschland erst recht explodieren“ – Manuel, 29, will sein Managergehalt in Cannabis-Aktien investieren
„Mortler war die Beste! Wissen Sie, wie viele Kriminelle jetzt auf den Markt drängen? Was wird ihre neue ‚Profession‘ sein?“ – Maik, 50, Polizist
„Ganz ehrlich? Dann sollen sich doch alle Jugendlichen die Zukunft verkiffen! Und in 10 Jahren, wenn unsere bayrische Wirtschaftskraft halbiert ist, weil keiner mehr Lust auf eine anständige Arbeit hat, werdet ihr euch hoffentlich gut an mich erinnern.“ – Marlene Mortler, 62, beruft sich auf objektive Beobachtungen in Holland und den USA
„Jetzt müssen die Bierhersteller ordentlich Werbung machen, damit wir keine Kunden an das tödliche Teufelskraut verlieren“ – Rainer, 63, arbeitet seit er denken kann in der Veltins-Brauerei
„Breiter kommen wir weiter!“ – Cannabis-Aktivist, 16, feiert seine Lobbyarbeit als Anteil zur Absetzung Marlene Mortlers
„Ganz ehrlich: Wenn die Legalisierung kommt, werden Dealer arbeitslos und wir können uns unsere Sterne nicht mehr mit Cannabis-Patienten verdienen.“ – Alfons, 23, bayrischer Polizist
„Scheiße, jetzt muss ich wohl doch noch eine Ausbildung machen.“ – Ravel, 31, verdient sein Geld bis heute mit dem An- und Verkauf von Gras
„Für mich ist die Legalisierung eine Herzensangelegenheit. Damals bei der Ice-Bucket-Challenge habe ich mich mit einer Hanfpflanze im Hintergrund ablichten lassen, weil ich nicht nur für ALS, sondern auch für die Hanffreunde ein Zeichen setzen wollte. Jeder soll statt des Feierabendbiers auch die Möglichkeit eines Feierabendjoints haben.“ Cem Özdemir, 52, hat bei Pro Cannabis Deutschland für viel Reichweite gesorgt
„Endlich kann ich richtig schöne Pflanzen hochziehen, anstatt den Straßendreck zu kaufen.“ – Markus, 22, würde gerne selber anbauen
So oder so ähnlich könnten Aussagen zum aktuellen Ereignis lauten. Was sich durch mangelnde Erfahrung und dürftige Ergebnisse bereits abgezeichnet hat…. Moment – Nein! Marlene Mortler hat ja DOCH NOCH WEITERHIN 4 Jahre die Position der Bundesdrogenbeauftragten inne. Ja, richtig gelesen. Entgegen allen Erwartungen bleibt Frau Mortler Drogenbeauftragte.
Weitere 4 Jahre mit Frau Mortler an unserer Seite
Statt eines Abschiedslobliedes können wir an der Stelle leider nur ein Zwischenzeugnis ihrer letzten vier brillanten Jahre abgeben. Eine Halbzeit-Hommage an eine der größten Politikerinnen unserer Zeit. Ein Loblied auf die Schadensbegrenzerin in der Drogenhölle. Ein Freudenschrei auf Frau Mortler, die für alle Interessen von Konsumenten, Wissenschaftlern und Unbeteiligten gleichermaßen ein offenes Ohr gehabt hat. Wir können an dieser Stelle nur unsere Vorfreude auf die nächsten vier Jahre zum Ausdruck bringen.
Denken wir doch mal an ihre größte Lesitung der letzten Jahre zurück: Für Dealer und besonders Konsumenten ist war es doch ein zielführender Fortschritt, dass das „Neue-Psychoaktive-Stoffe“-Gesetz verabschiedet wurde. Damit sind psychoaktive Legal Highs, Badesalze oder Räuchermischungen in Deutschland per se verboten, da jetzt deutlich mehr Grundstoffe verboten sind, als vor dem Gesetz erlaubt waren. Na gut, in Shops anderer EU-Länder kann man die Stoffe auch noch bestellen. Aber da ist unsere emsige Drogenbeauftragte auch „dran“, das zu klären – Frau Mortler hat also auch schon einige To-Do’s auf der Liste für die nächsten vier Jahre. Doch wir sind natürlich zuversichtlich, dass eine so kundige Drogenbeauftragte die wichtigen internationalen Handels-Deals einfädelt. Marlene macht das schon!
Doch da jeder Cannabis-Genuss-Konsument natürlich sowieso KEINE Legal Highs zu sich nimmt, sprechen wir doch mal über Frau Mortlers Geschenke an die Share-Holder im Cannabis-Business [Schwarzmarkt-Edition]. Für Dealer war der Kurs von Frau Mortler stets super – denn durch die Cannabis-als-Medizin Legalisierung hat sich das Interesse für Cannabis in der Gesellschaft so sehr gesteigert, dass die Gras-Ticker gar nicht mehr wissen, wohin mit dem vielen Geld. Wirtschaftlicher Aufschwung – heimatlicher oder auf deutsch deutscher geht es wohl gar nicht mehr – also alles richtig gemacht.
Der Schwarzmarkt ist geboomt, mit Frau Mortler an der Spitze gab es Sicherheit fürs Geschäft. An der Stelle passt es einfach richtig gut, dass Frau Mortler weiterhin ihre Kompetenzen einbringen kann. Stellt euch mal vor, ab jetzt wäre ein Legalisierungsbefürworter an der Macht – würden dann nicht alle Dealer arbeitslos werden und in andere kriminelle Karrieren abstürzen? Würden die Dealer in Zukunft Banken überfallen, oder bekämen sie eine zweite Chance in legalen Vertriebsstrukturen mit Finanzbuchhaltung, Steuerabgaben und Qualitätskontrollen? Egal – schließlich werden die Dealer, wenn für Frau Mortler alles gut läuft, noch mindestens vier Jahre gebraucht.
Das riesige Problem mit Cannabis-Konsumenten
Wer weiß. Doch neben den vielen Freunden von Frau Mortler gibt es auch eine stabil große Masse, die dieser Frau einen gewissen Argwohn entgegenbringt. Es sind die viel beschworenen Konsumenten, die am Ende der Nahrungskette nagen. Wer sich nicht großartig strafbar machen will, ist auf das Straßenhaze angewiesen. Wer auf Qualität steht, baut selber an und steht mit einem Fuß stets im Gefängnis. Ganz mies ist es, wenn man in Bayern lebt: Dort reichen schon nicht ermittelbare Rückstände von Cannabis, um eine 700€-Strafe aufgebrummt zu bekommen.
Die Anzahl von konsumnahen Delikten konnte in Frau Mortlers ersten zwei Jahren um 12 Prozent gesteigert werden. Im gleichen Zeitraum konnte sich die Anzahl an Handelsdelikten jedoch nur um 5,7 Prozent steigern.
Die armen Konsumenten. Manchen wird durch das BtMG (Betäubungsmittelgesetz) mal ganz locker die Existenz versaut, wir alle kennen doch die Geschichten über MPUs und Abstinenznachweise. Aber auf der anderen Seite stehen die Konsumenten natürlich auch zu Recht unter Druck: Wäre das Zeug legal, würden sie doch aus dem kiffen gar nicht mehr rauskommen und noch mehr Arbeitsplätze werden unbesetzt sein. Was passiert dann nur mit unserem heiligen Wirtschaftswachstum? Wird es stagnieren? Werden wir vielleicht in Zukunft mal wieder etwas mehr entspannen und auch mal das Leben von innen genießen? Und außerdem: Wäre Cannabis legal, würden sich die Menschen am Ende noch von einer Psychose in die nächste katapultieren. Nicht zu vergessen die zahlreichen Toten durch kontaminierte Haschgiftspritzen. Würde eine Cannabis-Legalisierung am Ende noch so viele Menschenleben fordern, wie zuletzt die europäische Pest?
Man weiß es nicht, aber Fakt ist, dass unser Staat bis hierhin doch echt gut mit der Prohibitionspolitik á la Mortler gefahren ist. Laut der Studie „Rauschgiftdelikte Bundeslagebild 2015“ hat sich zum Beispiel die Anzahl von konsumnahen Delikten in Frau Mortlers ersten zwei Jahren um 12 Prozent gesteigert. Im gleichen Zeitraum konnte die Anzahl an Handelsdelikten jedoch nur um 5,7 Prozent gesteigert werden – aber hey: Von 282.604 Rauschgiftdelikten entfielen 2015 doch sowieso nur 49.804, also 17,6 Prozent, aller Rauschgiftdelikte auf Handelsdelikte. Das zeigt doch: Die Konsumenten sind das (anschwellende) Problem, und an dem Problem sind unsere Gesetzeshüter dran. Ohne die klare Strategie von Frau Mortler wären wir sicher nicht so weit. Das kann sie jetzt noch weiter ausbauen, um vielleicht noch mehr kiffende Konsumenten auf die Strichliste zu bekommen.
Wie oben schon angeklungen, war eine der Glanztaten unter Frau Mortlers Regie die Einführung des Gesetzes zur medizinischen Anwendung von Cannabis. Das Gesetz hat zahlreiche Interessensgruppen in sich vereint. Da wären zum einen die Pharmakonzerne: Denn Mortler hört nicht auf, davon zu reden, dass Cannabis erst als letzte Lösung zur Anwendung kommen solle. Das ist deshalb super, da Patienten erst einmal andere Therapiewege ausprobieren und sich von den Krankenkassen bezahlen lassen sollen. Tabletten, Opiate und andere super verträgliche Medikamente haben sich schließlich bewährt.
In einem Artikel des British Medical Journal des Autors Prof. Peter Gøtzsche wird zum Beispiel erläutert, dass allein in Dänemark jedes Jahr über 4000 Menschen an den Folgen der Einnahme von größtenteils wirkungslosen Antidepressiva sterben. Na Mensch, gut dass nach Verordnungsvorschrift vor Cannabis erstmal bspw. Benzodiazepine verschrieben werden müssen– vielleicht kommen die Krankenkassen dann ja gar nicht mehr auf die Idee, eine kostspielige und möglicherweise unwirksame Cannabis-Therapie zu bezahlen. Man sieht, mit Frau Mortler können wir nur sparen. Tüchtig!
Ich persönlich finde es echt nett, dass Frau Mortler weiterhin im Amt bleibt. Ganz ehrlich? Sie hat uns doch oft genug gut unterhalten. Deshalb zum Ende dieses Zwischenfazits noch ein vorerst letztes Mal unser aller Lieblingszitat von der Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft: Cannabis ist illegal, weil es verboten ist. Herrlich, ich liebe diese Frau.