Es ist ein merkwürdiges Phänomen. Aus irgendeinem Grund werden viele Leute nicht high, wenn sie zum ersten Mal Gras rauchen – auch wenn es gutes Zeug ist. Das kann eine ziemliche Enttäuschung sein. Schließlich ist man vor dem ersten Mal meist aufgeregt und voller Erwartungen und dann versucht man es und es passiert nichts? Woran könnte das liegen?
Das Problem mit dem high werden beim ersten Mal, kommt häufiger vor als man denkt. Es hört auf den Namen: „umgekehrte Toleranz“. Das Phänomen ist tatsächlich seit langem in der Stoner-Kultur bekannt. Im Jahr 1970 machte das Buch „Ein Kindergarten des Grases“ zuerst auf die Schwierigkeiten der Menschen aufmerksam, zum ersten Mal high zu werden. Es gab sogar eine Studie dazu in den 1960er Jahren. Einundvierzig Prozent der Erstkonsumenten berichteten, dass sie bei ihrem ersten Versuch Cannabis zu rauchen nicht high wurden. Dreizehn Prozent waren nicht ganz sicher, ob sie etwas von der Wirkung spürten.
Es ist klar, dass mehr Forschung benötigt wird, um die Ursachen des nicht high werdens aufzudecken. Aber bis wir eine definitive Antwort haben, gibt es mehrere Theorien, die es zu prüfen gilt.
„Du hast nicht richtig inhaliert.“
Das ist der Satz, den die Erstkonsumenten am häufigsten hören, wenn sie beim ersten Mal nichts vom Gras spüren. Sicher ist das oft auch die plausibelste Erklärung, schließlich gibt es sehr viele Menschen, die noch nie zuvor geraucht haben. Immer weniger Menschen greifen heutzutage noch zu Tabak. Und selbst erfahrene Raucher haben nicht immer eine Ahnung, wie man einen tiefen, effektiven Zug von einem Joint nimmt.
Es ist also möglich, dass dies für einige Leute wahr ist, aber es scheint unwahrscheinlich, dass dies alle Fälle von Menschen erklärt, die darum kämpfen, zum ersten Mal high zu werden. Außerdem schaffen es einige Leute, obwohl sie nicht sehr gut inhalieren können, trotzdem beim ersten Versuch high zu werden. Also muss es andere ausschlaggebende Faktoren geben.
„Vielleicht musst du lernen, wie du zum ersten Mal high wirst.“
Erstmalige Pot-Raucher müssen möglicherweise „üben“, bevor sie das „high“ Gefühl erleben können. Eine Theorie die definitiv betrachtet werden sollte. Ich habe schon oft davon gehört, dass Menschen mehrere Versuche starten mussten, bis sie zum ersten Mal high wurden.
Das Bewusstsein ist eine sehr subjektive Sache. Und das Bewusstsein für einen veränderten Zustand kann noch subjektiver sein. Für manche mag es so sein, dass der erste sanfte Schubser vom Cannabis nicht ausreicht, um einen über die Schwelle zwischen high und nicht high zu bringen. Nach ein paar „Sitzungen“ lernen die Cannabis Anfänger dann vielleicht, die Hinweise des veränderten Bewusstseinszustandes zu erkennen.
Manchmal erwarten Anfänger, dass das erste Mal high sein wie betrunken werden ist. Aber natürlich ist es viel subtiler als das. „Ich habe wahrscheinlich etwas gespürt, aber es kann nicht das Marihuana gewesen sein, weil ich mich dann sicher mehr stoned gefühlt hätte als das“, waren die Worte eines Neulings in einer Studie von 1968 gegenüber den Studienleitern Andrew Weil und Norman Zinberg.
Einige, mehr als andere, sind resistent gegen radikal neue Erfahrungen, besonders wenn sie als potenziell gefährlich oder unheimlich wahrgenommen werden. Es ist durchaus möglich, dass es Menschen unmöglich ist, sich high zu fühlen – oder sich dessen bewusst zu sein, dass sie der Erfahrung des Highs beim ersten Mal einfach widerstehen.
„Ist es für manche Menschen physisch unmöglich, high zu werden?“
Einige hegen die Idee, dass die Fähigkeit high zu werden, mit der Empfänglichkeit der Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn zusammenhängt. Die CB1-Rezeptoren, die an THC binden und damit seine psychoaktiven Effekte regulieren, müssen verfügbar sein.
Warum sollten CB1-Rezeptoren nicht verfügbar sein und so das erste High eines Menschen verhindern?
Es könnte sein, dass bestimmte Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel oder andere Substanzen zu weniger verfügbaren CB1-Rezeptoren führen können. Es könnte auch sein, dass ihre CB1-Rezeptoren einfach abgeschaltet werden, wenn sie nicht auf einen plötzlichen, massiven Ansturm von Cannabinoiden vorbereitet sind. Genetik oder chronische Erkrankungen könnten dabei ebenfalls eine Rolle spielen.
Wenn bestimmte Hormone vorhanden sind, ist laut einer Studie die CB1-Rezeptordichte in Schlüsselbereichen des Gehirns reduziert. Insbesondere werden die Bereiche des Gehirns wie der Hippocampus und die Amygdala mit verändertem Bewusstsein, Reiz und Belohnung assoziiert. Wenn ein Steroidhormon namens Glucocorticoid vorhanden ist, können gleichzeitig weniger CB1-Rezeptoren nachgewiesen werden.
Was ein wichtiger Hinweis sein könnte, ist das CB1-Rezeptoren auch deutlich vermindert bei Patienten mit der Huntington-Krankheit sind. Das bedeutet, dass andere verwandte neurologische Zustände ähnliche Auswirkungen haben könnten.
„Die Dichte von CB1-Rezeptoren kann jedoch mit fortgesetztem Cannabiskonsum zunehmen.“
Die Idee das Rezeptoren entstehen, weil man angefangen hat Cannabis zu konsumieren, klingt sehr spekulativ. Aber da die Leute zum ersten Mal high werden, wenn sie es weiter und mehr als ein Mal versuchen, könnte das durchaus der Fall sein. Einige Wissenschaftler bezeichnen dies als „Sensibilisierungsperiode“.
Genetische Unterschiede könnten auch erklären, warum einige Menschen direkt beim ersten Mal high werden, wenn sie Gras rauchen und andere müssen es ein oder mehrere Male versuchen. Menschen „variieren enorm“ in ihrer Reaktion auf Cannabinoide.“Geringe Dosen von THC können das Endocannabinoid-System ankurbeln, das im weiteren Verlauf und Gebrauch von Cannabis dann sensibler wird“, spekuliert der Cannabis-Experte Dr. Ethan Russo. Wenn das stimmt, passt die Bezeichnung „umgekehrte Toleranz“ sehr gut für dieses Phänomen.