Dieser Artikel hatte dutzende Anfänge, doch keiner schien der Richtige zu sein. Es gibt einfach schwere Artikel, die man nicht mal eben so mit ´nem Spliff im Mundwinkel runter wichst. Der hier verlangt mehr Feingefühl, viel Recherche und andere wichtige Dinge. Es geht um Geld, Gesetze, AGBs, Internetz, Wirtschaft und natürlich um Cannabis. Ziemlich viel auf einen Haufen, einige Dinge waren irgendwann vielleicht doch besser, in einer anderen Zeit.
Ich lernte im Laufe meiner berauschten Bloggertätigkeit sehr viele Unternehmer kennen, der größte Teil gehört wohl zur Kategorie „Start-Up“, alles Unternehmen die zwischen 12.000€ – 600.000€ Jahresumsatz erhustlet haben. Mit einigen wenigen Ausnahmen waren es alles Unternehmen, die in der digitalen Wirtschaft Umsätze generiert haben, vom Amazon Business bis zum Onlineshop. Um es mal sehr zu vereinfachen, Nische Hanf/Rauchzubehör. Diese Unternehmer erzählten mir schon 2017, dass sie Probleme haben. Und zwar mit den Zahlungsanbietern wie zum Beispiel PayPal, Klarna und Kreditkartenanbietern.
Die deutschen Onlinehändler im Segment CBD, Hanf und Raucherbedarf werden künstlich klein gehalten.
Die Zahlungsanbieter, wie PayPal zum Beispiel, schließen einfach die Händlerkonten der Onlineshopbetreiber, welche dann keine PayPal Zahlungen mehr anbieten können, vorausgesetzt, es wird ein bestimmter Umsatz erreicht. Was ein riesen Problem ist, wenn der Betreiber seinen Kunden nur noch „Überweisung“ anbieten kann. Oder die Option „Rechnung“ selber abwickeln muss und dabei das alleinige finanzielle Risiko tragen muss, was ansonsten Klarna oder PayPal übernehmen würden. Denn der Endverbraucher wurde die letzten Jahre bilderbuchmäßig auf PayPal konditioniert. PayPal ist einfach, jeder Onlineshop bietet es an, super bequem und bei ausreichender Bonität geht auch der Rechnungskauf klar. PayPal ist im E-Commerce King. Wer PayPal nicht anbieten kann ist gefickt. Ein CBD Shop Betreiber kann zum Beispiel kein PayPal anbieten, aber DM oder Ebay können das. Denn DM oder Ebay haben ihre eigenen Regeln in Sachen Finanzen und sind nicht auf der gleichen Ebene wie Ingo E. – Online-Headshop Betreiber aus Wuppertal, der sich den PayPal AGBs unterwürfig zeigen muss. Also haben Onlineshopbetreiber kaum eine Chance auf dem freien Markt zu bestehen.
PayPal deckt 18 Prozent des deutschen Marketes ab und hat zudem noch intensive Partnerschaften mit: Mastercard, Messenger & Facebook, Citi Bank, AJB Software, Visa und Google.
Es ist faktisch nicht möglich, Teil des Onlinehandels zu werden, wenn man nicht mal eine einfache Mastercard Zahlung anbieten kann. Die Umsätze gehen stark zurück, wenn PayPal oder Kreditkarten nicht angeboten werden. Über 65% des Marktes werden von Visa und Mastercard beherrscht und stellen somit die Spitze der Onlinezahlungen dar. Jedoch verweigern Mastercard und Visa ebenso das grüne Geld von legal erwirtschafteten Onlineshopbetreibern in Deutschland. Es gibt einige Gründe, warum diese Anbieter kein Geld von CBD-Öl-Herstellern oder Headshop Betreibern annehmen wollen. Zum einen ist zum Beispiel in den USA Cannabis auf Bundesebene immer noch illegal, das Selbige gilt für die EU, wo Cannabis in keinem Land vollkommen legalisiert wurde. Wenn, wird es reguliert. Dieser Status des illegalen ist eigentlich Schwachsinn, denn die Unternehmer verkaufen ausschließlich legale Waren wie: CBD Öl, Papes, Bongs, Grinder, Lampen, Erde, Dünger und, und, und. Aber es ist die selbe Nische und somit unsexy für die Zahlungsanbieter.
Alle diese Produkte fallen unter die Kategorie: „Cannabis“ und dies wird ausdrücklich in den jeweiligen AGBs der Zahlungsanbieter untersagt. Kein Wunder, die Anne, 45, aus dem PayPal Büro hat null Ahnung von dem Business und bekommt die Meldung, dass ein PayPal Konto gerade im letzten Monat ein paar Tausend € umgesetzt hat. Sie muss nun überprüfen, ob mit diesem Konto Geld gewaschen wird oder sonstige illegale Dinge getrieben werden. Diese Überprüfung wird bei jedem Geschäftskonto durchgeführt. In dem Betreff der jeweilgen Zahlungseingänge sieht sie immer wieder „Produktbeschreibungen“ wie „Smoking Papers“,“CBD Blüten“ oder auch „Bong“. Da dies unter Raucherzubehör und Cannabis fällt, muss sie nach internen Vorgaben das Konto kündigen. Um es mal ganz vereinfacht auszudrücken.
Wenn man selber auf dem Scheiterhaufen steht
Am Anfang war mir das irgendwie egal, dass die Shop Betreiber halt kein PayPal anbieten können, hat ja nichts mit mir zu tun. Doch dann kamen immer mehr Leute und heulten mir die Ohren voll, vielleicht ein Zeichen vom Lord? Ich ignorierte die Zeichen immer noch und dann wurde mir mein Geschäftskonto gekündigt, weil meine Bank nachfragte, in welcher Branche ich denn genau arbeite und ich ihnen daraufhin ganz im Realtalk Modus die eiskalte Wahrheit sagte: „Ich bin Weedblogger!“ Zack, Konto gekündigt. Aus Gründen, ja, ja. Nun war ich einer von ihnen, den „Gekündigten“. Ich wurde auch für 10 Minuten aus dem Wirtschaftssystem gekickt, bis ich mir ein neues Konto via Smartphone eröffnete, geht ja dank Internetz recht schnell. Jetzt konnte ich den Ärger nachvollziehen, der mir über ein Jahr zugetragen wurde. Nur können die Onlineshopbetreiber nicht einfach so ein neues PayPal-Konto aufmachen, so wie ich ein Bankkonto. Zum einen verbieten es die PayPal AGBs und zum anderen wird der Steuerberater Schellen verteilen. PayPal dient immer nur als Beispiel, es sind noch weitere Zahlungsanbieter die so nuttig sind, wie Visa oder Mastercard zum Beispiel.
Aber was nun? Nichts. Es ist, wie es ist. Oder doch nicht?
Wer einen gewissen Umsatz über gewisse Zahlungsanbieter generiert, dem wird ziemlich sicher gekündigt. Ob das so gewollt ist, sei mal dahin gestellt, aber man kann in dem jetzigen Wirtschaftssystem nicht Konkurrenz-gewappnet wachsen. Es wäre ein einfaches, das Problem zu lösen, die Jungs und Mädels von Visa, Mastercard und PayPal sind jedoch leider zu geldgeil und wollen immer mehr Geld verdienen, das steht fest. Da es aber in Deutschland keine Cannabis Lobby/Verband gibt, kann keine Interessenvertretung mit Relevanz zu PayPal und Co. gehen und sagen was Phase ist. Das ist schade, denn so haben wir nur traurige Onlineshopbetreiber, die kein richtiges Business aufbauen können und wir haben die Geldgeier wie Visa und Mastercard, die gerne mehr Geld verdienen wollen, aber kein Interessenverband erklärt ihnen, was genau getan werden muss, damit mehr Bongs und CBD Öl verkauft werden können.
Meiner ganz persönlichen Einschätzung nach wird keiner der jetzigen Business Maker in Deutschland erfolgreich werden, wenn ihre Interessen nicht anständig vertreten werden. Der DHV kümmert sich um sowas nicht, die reden lieber mit ausgedienten Politikern und werden jedes Jahr aufs neue vertröstet. Die grüne Wirtschaft muss sich zusammenschließen und muss einen eigenen Lobbyverband gründen. Ein Council vielleicht, das „German Hemp Council“. Ich bin mir ziemlich sicher, dass PayPal, Visa, Klarna und Mastercard keine Ahnung haben, dass die Onlineshopbetreiber im grünen Bereich große Probleme haben, aber es sind auch gigantisch große Unternehmen, da fällt der Nischenmarkt Cannabis nicht auf. Besonders wenn er so unreguliert und so verboten aussieht, da guckt niemand gerne genauer hin.
Ich bin gespannt, ob Deutschland bald einen neuen Lobbyverein hat. Denn eines ist sicher: Wer eine eigene Lobbyvertretung hat, die zudem gut aufgestellt ist, wird auch mit den Großen mitpinkeln können. Deutschland ist wie dafür gemacht und es funktioniert so extrem einfach. Ich selber bin Gründungsmitglied vom „Bündnis für nachhaltige Textilien“, das mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gegründet wurde. Es ist kein Hexenwerk große Bündnisse in Deutschland aufzubauen, man muss es nur machen. Wenn die Cannabis Industrie aber weiterhin in ihrer eigenen Lethargie rumdümpelt, wird sie hier nur schwer zu einer ernstzunehmenden Industrie werden. Machen. Oder man entwickelt selber einen Payment-Service-Provider für die Branche.