Was in den letzten 30-40 Jahren kaum bis gar nicht mehr in der Medizin und Wissenschaft behandelt und erforscht wurde, sondern ein ziemliches Tabu-Thema war, erlebt seit relativ kurzer Zeit endlich wieder eine Renaissance. Ich rede von Forschungen und Studien im Zusammenhang mit Psychedelika.
Eine neue Studie, die von einem Team an der englischen Universität in Sussex durchgeführt wurde, beobachtete und untersuchte die Unterschiede der Gehirnaktivität zwischen Menschen, die unter Einfluss von Psilocybin, LSD oder Ketamin standen, im Vergleich zu Menschen im normalen Wachzustand, im Schlaf, in Anästhesie oder im vegetativen Zustand. Sie maßen die unterschiedlichen Magnetfelder des Gehirns in den diversen Wach-, Schlaf-, und Bewusstseinszuständen und konnten anhand der Messungen eine Skala des menschlichen Bewusstseins erstellen.
Auch wenn Cannabis kein Teil dieser Studie [hier geht es zur Studie] war, so ist davon auszugehen, dass es sich hier einwandfrei einreihen lässt, da es ebenfalls zu den Psychedelika gehört. Denn die Ergebnisse waren die Selben, bei allen der drei gemessenen, psychedelisch wirkenden Mittel.
Die Teilnehmer, die unter dem Einfluss einer der drei Substanzen standen, befanden sich auf einem viel höheren Level des Bewusstseins, als in normalem Wachzustand. Dies war das erste Mal, das ein erhöhtes Bewusstsein in einer Studie gemessen und nachgewiesen wurde.
Natürlich stellten die Wissenschaftler der Studie noch klar, dass die Messung des erhöhten Bewusstseinszustandes nicht zwangsläufig bedeute, dass der psychedelische Zustand gleichzeitig für den Menschen besser wäre oder mit einer höheren Funktionsleistung zusammen hinge. Das Ergebnis zeigt lediglich, dass der psychedelische Zustand die Anzahl der magnetischen Felder, die das Gehirn produziert, erhöht und höhere Unterschiede in den neuronalen Signalen aufweist. Und das, zur Überraschung der Wissenschaftler, bei allen drei Drogen gleichermaßen, trotz ihrer unterschiedlichen Pharmakologie.
Unter dem Einfluss der Psychedelika, ist die elektrische Aktivität des Gehirns weniger vorhersehbar und weniger integriert, als im normalen Wachzustand.
Die Forschungsgruppe fand einen Zusammenhang zwischen den Berichten der Teilnehmer in der Intensität des psychedelischen Rausches und der Hirnsignaldiversität. Dies lässt vermuten, dass es einen Unterschied in den Aspekten der Gehirnaktivität in unserer alltäglichen, bewussten Erfahrung gibt. Die Forscher denken zudem, das ihre Ergebnisse langfristig zu einer vorsichtig, kontrollierten Nutzung von Psychedelika in der Behandlung von Patienten mit Depressionen beitragen könnte.
Natürlich ist dies nicht die erste Studie in dieser Richtung. Ebenfalls kürzlich durchgeführte Versuche zeigten, dass Psilocybin eine Art „Reset“ Wirkung im Gehirn von an Depressionen Leidenden haben kann. Ähnliche Studien belegen positive Auswirkungen durch LSD und Ketamin auf diverse physische und psychische Erkrankungen, inklusive Drogenabhängigkeit und Posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch hier sind klare Parallelen zu Cannabis und dessen medizinischem Nutzen erkennbar, weshalb ich es interessant finde darüber in diesem Zusammenhang hier zu schreiben.
Eine weitere, erst kürzlich beendete Studie der Universität Pompeu Fabra in Barcelona [hier zum Artikel über die Studie], die vom Zentrum für Gehirnforschung und Wahrnehmung durchgeführt wurde, fand ein weiteres Puzzleteil, warum beispielsweise LSD, die Symptome von Krankheiten wie chronischer Depression oder Posttraumatischen Belastungsstörungen lindern kann. Sie entdeckten, das durch die Einnahme von LSD eine Art „Harmonisierung“ im Gehirn stattfindet, zwischen Bereichen im Gehirn, die normalerweise nicht zusammenarbeiten. Substanzen wie LSD ermuntern das Gehirn dazu, neue Aktivitätsmuster zu entwickeln. Diese neugewonnenen Muster können, so glauben die Forscher, das sein, was dem erkrankten Gehirn hilft, die „falschen“ Muster aufzulösen.
Zitat von einem der Wissenschaftler:
Wir haben herausgefunden, dass LSD etwas mit dem Gehirn macht, das ähnlich einer Jazz Improvisation ist. Genau wie Jazz Musiker, die viel mehr Noten auf eine spontane und doch geordnete Weise benutzen, so kombiniert das Gehirn auf LSD weitaus mehr Oberwellen in einer spontanen und trotzdem strukturierten Weise.
Es ist immer noch ein langer Weg, bis eine medizinische Behandlungen mit Psychedelika aufgrund dieser und weiterer Studien wirklich eingesetzt werden. Schließlich wurden sie rund ein halbes Jahrhundert stark Stigmatisiert als gefährliche Substanzen. Das hat sich in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Wenn man sich diese Seite der Forschung so anschaut, ist es ein wahres Wunder, das Cannabis inzwischen bereits zu medizinischen Zwecken erlaubt ist. Es ist ein enormer Fortschritt, dass Studien mit psychedelischen Substanzen in den letzten Jahren endlich wieder aufgenommen wurden und immer mehr werden.