Wenn Marlene Mortler sagt, dass Cannabis kein Lifestyle Produkt sei, hat sie leider Recht. Cannabis ist, auf den Freizeitkonsum beschränkt, eine Droge, die auch viele Nebenwirkungen hat. Safer Use ist ein Thema, über das nicht so gerne gesprochen wird, da es aufzeigt, dass Cannabis eben nicht so eine leichte Droge ist, wie sie oft beschrieben wird. Als gesunder Mensch wird man mit den Nebenwirkungen nach dem Cannabiskonsum sehr schnell konfrontiert. Viele Konsumenten wollen eben diese Nebenwirkungen zelebrieren. Sei es ein verstärktes Hungergefühl, einseitige Gedankengänge, das gestörte Kurzzeitgedächnis, die veränderte räumliche Wahrnehmung, die Kommunikation mit anderen Menschen und auch das etwas andere Körpergefühl.
Für kranke Menschen, die zum Beispiel nachts nicht einschlafen können, wird Cannabis verschrieben, sodass der Patient wieder einschlafen kann. Was für den kranken Menschen mit Schlafstörungen ein positiver Effekt ist, ist für einen gesunden Menschen eine Nebenwirkung. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Cannabis sehr unterschiedlich auf Menschen wirkt. Auch die konsumierte Cannabissorte spielt hier eine entscheidende Rolle, ebenso wie die gewählte Konsumform.
Oft werden die Nebenwirkungen runtergespielt, was meiner Einschätzung nach, sehr gefährlich werden kann. Daher gibt es nun den ultimativen Guide zum Thema Safer Use.
Basiswissen:
Cannabis wird schon seit tausenden Jahren für medizinische Zwecke genutzt, jedoch ist erst in den letzten knapp 50 Jahren eine starke Freizeitdroge aus dieser Pflanze entstanden. Keine Frage, Cannabis wurde auch schon vor hundert Jahren für den Freizeitkonsum genutzt, allerdings war das eher die Ausnahme statt die Regel. Auch wurde Cannabis für religiöse Zeremonien genutzt, was bis heute im Jahr 2018 immer noch der Fall ist. Der Freizeitkonsum wurde sogar in England Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in elitären Social Clubs zelebriert.
Cannabis ist bis heute noch kaum erforscht, selbst die Grundlagenforschung ist bis heute nicht komplett abgeschlossen. Dennoch gibt es einige Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte zu den einzelnen Wirkstoffen. Zum einen hätten wir hier wohl das bekannteste Cannabinoid: THC – Tetrahydrocannabinol. THC ist der Wirkstoff, der psychoaktiv wirkt, quasi einen „high“ macht, aber ebenso auch gegen starke Schmerzen hilft. Zum anderen hätten wir da noch CBD, das am zweit häufigsten in der Cannabispflanze vorkommt. CBD = Cannabidiol, dieser Wirkstoff hat gar keine „high“ machende Wirkung. Es wirkt sogar dem psychoaktiven THC entgegen. Dieser Wirkstoff kann Gold wert sein, wenn es um den Safer Use geht, aber dazu weiter unten mehr.
Es wird oft behauptet, dass das Weed, das heute auf dem Markt ist, sehr viel potenter ist als damals. Stimmt leider nur so halb. Ja, es gibt heute sehr viel stärkeres Cannabis, das durch Jahre der Selektierung und Kreuzung entstanden ist. Es gibt sogar Sorten, die über 30% THC haben, was wirklich unglaublich ist. Aber diese Sorten sind kaum erhältlich. Die heutigen Sorten, die man auf dem Schwarzmarkt kaufen kann, pendeln sich bei 13-18% THC ein. Verglichen mit dem Cannabis von vor 80 Jahren ist das natürlich sehr viel mehr, aber die Wirkung ist immer noch die selbe. Es kommt stark darauf an, wie viel man konsumiert. Es ist auch möglich, dass man von einer Cannabissorte mit nur 10% THC extrem high wird, wenn man 1 g konsumiert. Machen wir es doch ganz einfach: Gibt doch auch Schnaps und Bier.
Safer Use im Jahre 2018
Ich weiß, dass es sehr verführerisch klingt, Cannabis zu konsumieren. Nur ist es bei weitem nicht für jeden etwas. Das, was man in den Medien sieht, ist zu 90% kompletter Bullshit. Man wird nicht abhängig nach dem ersten Joint, man wird nicht dumm, und man kann auch nicht drauf hängen bleiben nach dem ersten Joint. Es ist aber auch Schwachsinn, dass alle Kiffer total entspannt werden nach dem Kiffen und alles nur noch aus purer Liebe besteht. Vielmehr ist der Cannabiskonsum eine sehr persönliche Sache, die niemals verallgemeinert werden kann. Cannabis wirkt verschieden, bei jedem ein bisschen anders.
Cannabis ist wie jede andere Droge sehr unberechenbar. Man kann der Wirkung zwar einen gewissen Rahmen zusprechen, aber dies ist keine hundertprozentig sichere Aussage über die Wirkung von Meister Ganja. Cannabis ist auch kein Allheilmittel, auch wenn das viele Aktivisten gerne so vermarkten. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du, lieber zukünftiger Konsument, dich selber kennst. Vor dem ersten Konsum muss man absolut ehrlich zu sich sein. Habe ich unterdrückte Ängste in mir? Sind mir Kreislaufprobleme bekannt? Habe ich vielleicht Erkrankungen, die sich eventuell nicht mit Cannabis vertragen? Alle Unsicherheiten müssen unbedingt im Vorfeld abgeklärt werden. Denn stell dir mal vor, du findest es erst nachher raus. Wird dann sicherlich schwieriger, Lebwohl zum Kraut zu sagen.
Ich will eben eine kleine, private Geschichte zum Thema Safer Use erzählen.
Vor einigen Jahren habe ich einen Freund zum Cannabiskonsum überredet. Er hatte vorher 2 mal in seinem Leben an einem Joint gezogen. Ich überredete ihn mit mir sehr starke Haschbrownies zu essen. Für mich waren diese Brownies nichts wildes, ich kannte ja die Wirkung. Mein Freund war sich sehr unsicher, ob er auch was essen sollte. Aber ich sagte ihm, dass es kein Problem sei etc. Was soll ich sagen…
Er hatte einen richtig, richtig heftigen Horrortrip, gefangen in der Unendlichkeit. Und er wusste nicht mehr wer oder was er ist. Es war schrecklich für mich, da ich etwas getan habe, was echt richtig uncool war und ist. Er hatte eine extrem schlimme Erfahrung. Ich hätte es besser wissen müssen, aber habe ihn überredet, weil ich die Brownies nicht allein konsumieren wollte. Dies war ein sehr einprägsames Erlebnis. Ich möchte jedem ans Herz legen, Cannabis NIEMALS unter Druck zu konsumieren. Selbst wenn nur eine kleine Unsicherheit dabei ist – lasst es stecken.
Das richtige Alter
Es wird oft argumentiert, dass Jugendliche Entwicklungsstörungen bekommen, wenn diese vor dem 21 Lebensjahr Cannabis konsumieren. Dies ist eine Medienlüge. Wahr ist allerdings, dass bei regelmäßigem Konsum eventuell Entwicklungsschäden im Gehirn entstehen können. Das wirkliche Problem sind aber nicht eventuelle Schäden am Gehirn, sondern dass sich die Wahrnehmung und die Realität von Jugendlichen massiv verändern können. Ich kenne junge Menschen, die unter 21 sind, buffen wie die Weltmeister und eloquenter und gebildeter sind, als ich es wahrscheinlich jemals werden kann. Dennoch trifft das nur auf einen minimalen Bruchteil der jungen Menschen zu.
Es ist enorm wichtig, vor dem ersten Cannabiskonsum, dass man sich seiner Selbst und seinem Selbstbild sehr Bewusst ist. Sprich, warum will ich überhaupt kiffen? Cannabis ist am Ende des Tages Medizin und keine Freizeitdroge in meinen Augen. Wenn man in jungen Jahren kerngesund ist, gibt es einfach keinen Grund Cannabis zu konsumieren, vielmehr baut man sich damit, bei regelmäßigem Konsum, Schranken in seinem Bewusstsein auf. Gerade im Cannabisrausch kann das Unterbewusstsein massiv verändert werden. Dieser Zustand ist für junge Menschen wirklich gefährlich. Cannabis kann sehr paranoide Gedanken auslösen, und da unser Unterbewusstsein quasi unser ganzes Leben bestimmt, ist es unabdingbar, sich sehr bewusst zu sein, dass gerade in dieser prägenden Lebensphase Drogen wie Cannabis für gesunde, junge Menschen sehr gefährlich werden können.
Safer Use: So kann ein Bad Trip abgemildert werden.
In meinem Leitfaden „Das erste Mal kiffen“ könnt ihr gerne nachlesen, wie man das erste Mal richtig die Lunte anzündet. In diesem kleinen Abschnitt soll es darum gehen, was zu tun ist, wenn der Rausch aus allen Fugen gerät. Ich habe schon alle Zustände von Cannabis Trips gehabt, die man sich vorstellen kann. Bin quasi ein Veteran in diesem Bereich. Wenn mal etwas schief läuft, kann man zwar nicht wirklich viel machen, aber man kann dem Ganzen etwas entgegen wirken. Wie weiter oben erwähnt, kann CBD der Retter in der Not sein.
Ich persönlich habe immer CBD am Start. Dieser Wirkstoff kann dem psychoaktiven Wirkstoff THC die Wirkung entziehen und das sogar relativ schnell. Allerdings nur in gerauchter/verdampfter Form. CBD Öl wird bei einem akuten Horrortrip nicht weiterhelfen können, da dieses erst durch den ganzen Körper muss und das dauert bis es wirkt. Daher habe ich zum Beispiel ein CBD Liquid, das ich im Notfall konsumieren kann. Ich empfehle wirklich jedem Neuling auf dem Gebiet, sich etwas CBD Liquid anzuschaffen. Auch viel süßes essen & trinken kann helfen, sei es Cola, Schokolade, Gummibären, und natürlich Obst. Viel Obst.
Kommen wir zum letzten Punkt zum Thema Safer Use.
Safer Use wird von regelmäßigen Konsumenten oft belächelt. Immerhin wissen sie ja, was sie tun. Nur kann zu häufiger Cannabiskonsum extrem schaden. Ist leider so. Ich will nicht sagen, dass es bei einigen Leuten auch sehr gut gehen kann. Sicherlich. Aber bei vielen Menschen verändert sich die Persönlichkeit mit steigendem Konsum – und das eher zu einem negativen Aspekt. Es kommt extrem stark darauf an, warum man Cannabis konsumiert. Für mich persönlich ist Cannabis ein Werkzeug, mit dem ich mich weiter entwickeln will, oder das mir bei Schmerzen helfen soll. Ich nehme Cannabis zum Beispiel zum Meditieren, oder um meine Persönlichkeit dahin zu entwickeln, wie ich es möchte. Ich konsumiere BEWUSST.
Hier und hier sind 2 Artikel zum Thema Unterbewusstsein und Meditieren. Aber was ist, wenn ich Cannabis einfach nur so zum Spass konsumiere? Da kann vieles sehr schief laufen. Ein sehr anschauliches Beispiel ist hier die Faulheit. Wer kifft, ist nicht aktiv. Ein kranker Mensch zum Beispiel, der vorher faul war, kann durch Cannabis erst wieder aktiv werden. Anders verhält es sich aber bei gesunden Menschen. Man liegt high vor dem TV und zieht sich immer wieder Netflix rein, abschalten und an nichts weiteres denken.
Das Unterbewusstsein wird darauf programmiert, dass man abends chillen möchte, aber das geht natürlich nur mit Cannabis. Also entsteht eine Gewohnheit, aus einer Gewohnheit wird eine Sucht. Keine körperliche Sucht, sondern eine psychische Sucht. Das Problem an der Sache ist, dass man dann nicht nur abends faul wird, nein, es dehnt sich dann auch auf andere Tageszeiten aus, und es ist leider eine Spirale der Unproduktivität fürs eigene Leben. Auch als erfahrener Kiffer, sollte man immer hinterfragen, warum man Cannabis konsumiert. Wenn man aufhört seine Taten zu hinterfragen und es nur noch aus Gewohnheit zelebriert, wird es gefährlich.
Fazit:
Das Thema Safer Use muss mehr in den Vordergrund rücken. Und das BEVOR Cannabis legal wird. Es besteht ein ungemeiner Nachholbedarf. Cannabis ist nun mal wirklich kein Lifestyle Produkt. Cannabis ist bis heute nicht voll und ganz erforscht, es muss noch so viel getan werden, um diese Wunderpflanze voll und ganz zu verstehen. Die größte Hürde ist wohl, dass Cannabis sich nicht in Schubladen stecken lässt, da es einfach zu vielfältig ist.
Jeder Mensch reagiert anders auf diese Droge und Medizin. Jeder der Cannabis konsumieren will, soll auch die Möglichkeit dazu haben, aber auch gut informiert sein und sich dessen bewusst sein, dass sich die Realität während des Rausches extrem verändern kann. Nur wer die Risiken kennt, kann sich dementsprechend vorbereiten. Angst und Fehlinformationen dürfen dieses Wunder nicht mehr dogmatisieren. Mehr Forschung und Aufklärung und weniger strafrechtliche Folgen sind hier die Lösung.