„Wo gibt´s die?!“, fragt ihr euch? Tja, in dem Fall ist die Frage nicht wo, sondern wann. Für so etwas tolles müsst ihr nämlich zurück in die Vergangenheit reisen.
Normalerweise bin ich kein Fan von historischen Geschichten. Ich schaue lieber nach vorne, als zurück, das finde ich spannender. Aber diesmal habe ich etwas entdeckt, das ich doch sehr interessant finde!
Reisen wir zurück in die Jahre 1893 – 1900.
Im Jahr 1893 wurde die Indische Hanf-Drogen Kommission gegründet, die im Auftrag der Regierung Britisch-Indiens die Auswirkungen von Rausch-Hanf auf körperliche, geistige und moralische Veränderungen untersuchte. Die einjährige Studie ging außerdem auf den Anbau, die Verarbeitung und die Verwaltung von Cannabis ein. Der Abschlussbericht umfasste sieben Bände und 3.281 Seiten. Allerdings lässt sich die Studie in einem einfachen Satz zusammenfassen:
Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die moderate Nutzung von Rausch-Hanf keinerlei negative Effekte auf den Körper, den Geist oder das moralische Handeln und den Charakter hat.
Was so spannend daran ist?
Spannend ist das, was daraus entstanden ist! Die westliche Welt war zu dem Schluss gekommen, dass der mäßige Konsum von Cannabis keine negativen Auswirkungen hat und dass Drogen wie z.B. Alkohol durch deren Wirkungen viel schlimmer für den Menschen seien. Haschisch wurde somit zur harmlosen Alternative zu Alkohol, Tabak, Opiaten und Riechsalzen. Auch damals waren die Menschen schon sehr an Rauschmitteln interessiert, um von ihrem stressigen Alltag runter zu kommen. Es wird aber noch interessanter!
In London wurde Haschisch um 1900 zur neuen Modeerscheinung, besonders bei Frauen! Im gehobenen Mayfair Viertel der Stadt, eröffneten gut ein halbes Dutzend teure und exklusive Clubs, die ausschließlich für Frauen waren, in denen die Damen Haschisch konsumierten. Edle Haschisch Tempel nur für Frauen!
Diese Clubs waren vornehm eingerichtet, es gab Zimmer im orientalischen Stiel, mit Dienstmädchen und allem drum und dran. Diese waren ebenfalls orientalisch gekleidet, um die Konsumentinnen während ihres Rausches in die perfekte Illusion zu hüllen, sich in einer anderen Welt zu befinden und ihnen so eine vollkommene Auszeit des hektischen, „modernen“ Lebens zu ermöglichen.
Es war gesellschaftlich vollkommen akzeptiert, dass Frauen, besonders aus höheren Schichten, sich auf diese Weise etwas Ruhe und Entspannung von ihrem stressigen Gesellschaftsleben gegönnt haben, um sich vor einem physischen Zusammenbruch zu bewahren und ihre Vitalität wieder herzustellen!
Eine Amerikanische Kolumnistin namens Marguerite Cunliffe-Owen, die unter ihrem Pseudonym „Marquise de Fontenoy“ veröffentlichte, berichtete im Sommer 1900 in der Zeitung Chicago Daily Tribune in den USA von den englischen Haschisch Clubs für Frauen, sowie von ihren eigenen Erfahrungen mit Haschisch während einer ihrer Reisen nach Ägypten. Sie war eine historische Schriftstellerin, Autorin und spitzzüngige Zeitungs-Kolumnistin.
Ich bin fasziniert, wie fortschrittlich die Gesellschaft damals war. Jedenfalls im Gegensatz zu der Rückständigkeit, mit der wir uns heutzutage im Bezug auf die Drogenpolitik rumschlagen müssen.