Cannabis gilt heute bei immer mehr Patienten als das langersehnte Wundermittel gegen jene und solche Krankheiten. Manche Menschen erzielen mit Cannabis Behandlungserfolge, die mit konventionellen Heilmethoden nie erreicht werden konnten. Zu diesen Menschen gehören auch Krebspatienten. Doch hilft Cannabis wirklich gegen Krebs?
Von Zeit zu Zeit hört man von Menschen, die durch Cannabis den Krebs besiegt haben. Da gab es zum Beispiel diese Mutter aus England, die ihren Sohn mit Cannabis vorm sicheren Tod bewahrt hat. Wie dem Stern zu entnehmen ist, hatte der 14-jährige Deryn zwei Krebsarten: Leukämie und das Langerhans-Zell-Sarkom. Zweiteres ist eine Krankheit, die seit jeher weltweit erst fünzig Mal diagnostiziert wurde. Leider schlugen bei ihm sämtliche Behandlungen fehl, weshalb seine Mutter dem Jungen nach drei nicht geglückten Knochenmarktransplantationen Cannabis-Öl verabreichte. Natürlich mit seinem Einverständnis. Damit rettete sie sein Leben, laut dem Stern habe das Cannabis-Öl bereits nach dreißig Minuten für Linderung der Schmerzen gesorgt. Deryns vormals mit Wunden übersäter Körper regenerierte sich soweit, dass er sich drei Jahre nach dem Sieg über den Krebs als kerngesund einschätzt.
Auch viele andere Menschen behandeln Krebs mit Cannabis, interessant ist in dem Zusammenhang dieser Beitrag von 3Sat. Oder unser Interview mit Rick Simpson. Denn Simpson gilt als Pionier in der Krebsbehandlung mit Cannabis, er selbst schwört auf sein eigens hergestelltes Cannabis-Öl, welches heute nach ihm benannt ist. Kräftige Indica-Pflanzen, vor allem mit hohem THC-Gehalt, seien laut ihm für dieses Öl besonders gut geeignet.
Doch wie sieht die Realität aus? Die Filterblase um die Filterblase? Denn meinem Eindruck nach wird die Krebs-Debatte sehr emotional geführt. Einzelfälle wie Deryn schaffen es immer wieder in die Medien und entfachen wahrscheinlich jedes Mal tausende Hoffnungsfeuer in den Herzen vieler Krebspatienten. Denn eins ist klar: Die Diagnose Krebs ist für den oder die Betroffene wie ein Schlag ins Gesicht. Oft ist ungewiss, ob er oder sie den Krebs besiegen kann, oft ist unklar, ob die gewählte Therapieform wirklich anschlägt und den Tumor zurückdrängt.
Deshalb verwundert es mich nicht, dass viele Menschen jetzt in Cannabis die Erlösung sehen. Doch leider ist die Sachlage auf den zweiten Blick nicht so einfach zu überblicken. Denn erstens gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Krebsarten, zum anderen müssen bestimmte Typen mit ganz bestimmten Cannabinoiden geheilt werden. Die Forschung steckt dahingehend noch in den Kinderschuhen und wird sich an dem Thema wahrscheinlich noch eine Weile aufhalten. Umso interessanter ist ein Blick auf die aktuelle Studienlage.
Die Studien
Die offizielle Krebs-Informationsseite der Vereinigten Staaten von Amerika cancer.gov hat dazu eine hervorragende Übersichtsseite erstellt. Dabei die erste Ernüchterung: Es existieren lediglich Studien, die die krebsheilenden Wirkungen von Cannabis bei Tieren beweisen. So wurde herausgefunden, dass nicht näher genannte Cannabinoide in der Lage sind, Krebszellen töten, während sie auf gesunde Zellen keine Auswirkungen nehmen. Dies wurde unter Laborbedingungen und mit Hilfe von Tierversuchen festgestellt. Eine weitere Studie hat herausgefunden, dass Cannabinoide Entzündungen des Dickdarms vorbeugen und auch das Risiko eines Darmkrebses senken.
Eine andere Studie hat ergeben, dass konkret THC ein wirksames Mittel gegen Leberkrebs sei. Das Cannabinoid wirke auf Moleküle, die so auch beim Lungen- und Brustkrebs zu finden seien. Auch diese Studie setzte auf Tierversuche, um die nötige Evidenz zu erlangen. Hierfür mussten Mäuse ihr Leben opfern. In einer weiteren Studie unter Laborbedingungen, bei der die Wirkung von CBD auf Brustkrebs untersucht wurde, hat sich herausgestellt, dass CBD die Krebszellen tötet, während die übrigen Brustzellen nur peripher berührt werden. Laut dieser Studie sei CBD gegen Östrogen-Rezeptor-positiven und Östrogen-Rezeptor-negativen Brustkrebs wirksam. Eine andere Studie hat mit Hilfe von Mäusen herausgefunden, dass Cannabinoide metastatischen Brustkrebs hemmen. Das heißt, dass sowohl die Anzahl, als auch die Wuchsgeschwindigkeit und Ausbreitung der Tumore durch Cannabis reduziert werden können.
Wer jetzt mit einem Ende der Studienaufzählung rechnet, hat sich (zum Glück) geirrt. Denn die Zahl der Studien, die von der amerikanischen Krebs-Info-Seite aufgezählt werden, wird noch größer. In einer Auswertung von 34 Studien über den Einsatz von Cannabinoiden bei Gliomen (Hirntumoren) wird zusammengefasst, dass 33 dieser Studien zu dem Schluss kommen, dass Cannabinoide Krebszellen töten, während andere Zellen nicht angegriffen werden. Weitere Studien kommen zu dem Schluss, dass die Effektivität von einigen Chemotherapien durch den parallelen Einsatz von Cannabis deutlich gesteigert werden kann.
Soviel also zu den Studien an Tieren oder im Labor. Ich bin gespannt, ob wir in Zukunft endlich auch Studien zum Einsatz von Cannabinoiden bei Menschen mit Krebsleiden erhalten. Doch eins ist klar: Solange die Grundlagenforschung noch nicht soweit ist, als dass bewiesen wäre, dass Cannabinoide gegen Krebs wirklich helfen, werden wir uns wohl noch ein bisschen gedulden müssen.
Bis dahin bleiben uns nur die ersten Studien mit Menschen, in denen die Nebenwirkungen von Chemotherapien bei paralleler Cannabiseinnahme untersucht werden. Nicht wirklich überraschend kommen sehr viele Studien zu dem Schluss, dass Erbrechen und Übelkeit durch den Einsatz von Cannabis deutlich gesenkt werden können.
Wir sehen, die Forschung ist gar nicht mal so unweit. Und gerade mit den legal-states und Vorreitern in der medizinischen Erforschung von Cannabis, wie zum Beispiel Israel, werden wir in Zukunft hoffentlich noch viele weitere Ergebnisse zu dem Thema erhalten. Ich bin gespannt!
Zum jetzigen Zeitpunkt muss ich die Euphorie jedoch noch etwas bremsen. Denn das schwierige beim Thema Krebs ist, dass Krebs nicht gleich Krebs ist. Brustkrebs ist ja nicht mal Brustkrebs! Deshalb wäre es falsch, pauschal zu sagen, Cannabis helfe gegen Krebs. Denn noch ist nicht erforscht, gegen welche Krebsarten im konkreten THC hilft und gegen welche CBD. Oder beide. Fakt scheint aber zu sein, dass Cannabis sehr wohl in der Lage ist, Krebszellen zu töten. Darauf kann man aufbauen.
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