In der traditionellen Medizin wird Cannabis bereits seit Jahrtausenden verwendet, um die verschiedensten Leiden beim Menschen zu behandeln. Vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin war die potente Pflanze bereits in der Vergangenheit ein fester Bestandteil. Leider ist die Pflanze durch die amerikanische Prohibition weltweit verstärkt in Vergessenheit geraten und ein negativer Ruf legte sich wie ein dunkler Schatten über die positiven Eigenschaften des Hanfgewächses. Seit einigen Jahren können wir allerdings einen Trend beobachten, welcher sich in Richtung Legalisierung und vermehrter Wiederverwendung zu medizinischen Zwecken bewegt. Grund hierfür dürfte unter anderem eine neue Studie aus Israel sein, welche Hinweise darauf liefert, dass das potente Grün helfen kann, Bluthochdruck zu senken.
Etwa 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck
In ganz Europa gilt der Bluthochdruck mit zu den häufigsten Todesursachen – ganze 42 % der europäischen Bevölkerung sterben an den Folgen der Erkrankung. Allein in Deutschland leiden rund 30 Millionen Deutsche unter einem zu hohen Blutdruck. Davon wissen etwa vier von fünf der Betroffenen von ihrer Erkrankung, während sich etwa 88 % aktiv behandeln lassen. Das Risiko an Bluthochdruck zu erkranken, steigt mit zunehmenden Alter, wobei auch Kinder bereits unter einer sogenannten Hypertonie leiden können. In Deutschland sind es laut der deutschen Hochdruckliga e. V. (DHL) etwa 700.000 Kinder, die erhöhte Blutdruckwerte aufweisen.
Hauptursachen für die Krankheit sind insbesondere zu wenig Bewegung, eine falsche Ernährung und Übergewicht – aber dazu gleich mehr. Betroffen von der Krankheit sind hauptsächlich Männer im Erwachsenenalter zwischen 40 und 50 Jahren. Ab einem Alter von 60 Jahren ziehen die Frauen hinterher und weisen ebenfalls erhöhte Blutdruckwerte auf. Hier sind es allerdings die Wechseljahre, die in der Regel zu den erhöhten Werten führen, da nun das blutdrucksenkende Hormon Östrogen abnimmt und die Werte somit in die Höhe treibt. Ferner kommt es bei schwangeren Frauen oder durch die Einnahme der Antibabypille zu erhöhtem Blutdruck bei Frauen.
Ursachen für zu hohen Blutdruck
Die Ursachen für Bluthochdruck sind allerdings noch weitreichender und unterscheiden sich grundsätzlich in zwei Klassen – primäre Ursachen und sekundäre Ursachen. Bei gut 90 % der Erkrankten liegt eine Grunderkrankung als Ursache für den zu hohen Blutdruck vor, wie etwa einem Organleiden. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer primären oder auch essenziellen arteriellen Hypertonie. Begünstigt wird eine primäre Hypertonie aber auch durch ein hohes Alter, eine familiäre Veranlagung sowie dem jeweiligen Lebensstil – sprich, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum etc.
Der sekundäre Bluthochdruck, auch sekundäre arterielle Hypertonie genannten kommt nur selten vor. Hier ist der Blutdruck die Folge einer spezifischen Erkrankung, wie etwa einer Nierenerkrankung, einer Hormonstörung oder einer Gefäßkrankheit. Mit Behandlung der Haupterkrankung lässt sich in der Regel auch der Blutdruck wieder regulieren. Diese Art des Bluthochdruckes tritt primär bei jungen Menschen auf.
Folgende Risikofaktoren begünstigen einen zu hohen Blutdruck:
- Familiäre Vorbelastung: Wer in seiner Familie Mitglieder mit Bluthochdruck hat, gilt bereits als familiär vorbelastet. Besonders hoch sei das Risiko an Bluthochdruck zu erkranken, wenn die Eltern bereits früh, also vor dem 55. Lebensjahr, an Bluthochdruck erkrankt sind. Das zumindest behauptet eine Studie der USA.
- Übergewicht: In einem Punkt sind sich die Mediziner einig. Zu viele Pfunde belasten sowohl das Herz als auch den Kreislauf. Aufgrund dessen leiden stark übergewichtige Menschen dreimal häufiger unter Bluthochdruck als normal Gewichtige. Dabei spielt vordergründig der Bauchumfang eine essenzielle Rolle, da Bauchfett Entzündungsprozesse im Körper fördert. Diese wiederum begünstigen Gefäßverkalkungen, auch Arteriosklerose genannt.
- Bewegungsmangel: Wer sich grundsätzlich zu wenig bewegt, riskiert eine Versteifung seiner Blutgefäße. Insbesondere in Kombination mit Übergewicht ist Bluthochdruck dann meist vorprogrammiert. Regelmäßige Bewegung ist essenziell, um die Blutgefäße elastisch zu halten und den Blutfluss zu verbessern, was sich wiederum positiv auf die Blutfettwerte auswirkt.
- Zu viel Salz: Die Deutschen mögen Salz, vor allem in Bayern – und Salz ist wichtig für den Blutkreislauf. Mehr als 5 Gramm am Tag – also etwa ein gestrichener Teelöffel voll, sind allerdings zu viel. Besonders bei Menschen, welche empfindlich auf Salz reagieren, treibt das Mineral den Blutdruck in die Höhe.
- Alkoholkonsum: Alkohol erhöht zum einen den Blutdruck und macht außerdem dick. Wer täglich mehr etwa Dreiviertelliter Bier oder ein Drittelliter Wein zu sich nimmt, hat ein doppelt so hohes Risiko an Bluthochdruck zu erkranken, als jemand, der keinen Alkohol trinkt. Alkohol sollte daher möglichst nur in geringen Mengen und nicht regelmäßig konsumiert werden.
- Nikotin: Etwa 12 Millionen Menschen hängen in Deutschland an der Zigarette. Rauchen birgt generell ein hohes Risiko für Herz und Kreislauf, belastet die Blutgefäße und fördert zudem Arteriosklerose.
- Stress: Wer im Job oder im Alltag viel leisten muss, ist für Bluthochdruck prädestiniert. Seelischer Stress, etwa durch Konflikte in Partnerschaft oder Familie, können ebenso zu hohem Blutdruck führen. Schuld sind Stresshormone, wie etwa Cortisol. Werden diese ausgeschüttet, zieht sich die Muskulatur der Blutgefäße zusammen, der Gefäßwiderstand nimmt zu und das Herz muss mehr leisten. Das Ergebnis: Der Blutdruck steigt.
So wirkt sich Cannabis auf den Blutdruck aus
Bereits seit Jahren untersuchen verschiedensten Forschungsinstitute die Wirkung von Cannabis auf unseren Blutdruck. So wurde etwa untersucht, unter welchen Bedingungen Cannabis den Blutdruck senken könnte. Da die Wirkung von Cannabis jedoch durch viele Faktoren bestimmt wird, gibt es enorm viele Elemente, die berücksichtigt werden müssen. Daher ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, wie Cannabis überhaupt auf den menschlichen Körper wirkt und warum. Die meisten Cannabis-Nutzer wissen wahrscheinlich bereits, dass unser Organismus über ein sogenanntes Endocannabinoid-System verfügt, welches eng mit dem zentralen Nervensystem verbunden ist. Wir wollen den Umfang dieses Artikels nicht zu sehr sprengen und gehen daher nur kurz auf das Thema ein, um auch den Laien unter uns verständlich zu machen, worum es sich hierbei handelt. Für detailliertere Informationen haben wir vor einiger Zeit bereits einen Artikel zum Thema Endocannabinoid-System verfasst, in welchem du alles erfährst, was du wissen musst.
Kommen wir zurück zum Thema… Wie wirkt Cannabis auf den Körper? Durch das Endocannabinoid-System, aber was genau ist es? Das Endocannabinoid-System ist, wie bereits erwähnt, eng mit dem zentralen Nervensystem verbunden und erstreckt sich wie ein Netzwerk über den gesamten Organismus. Dieses Netzwerk verfügt über Rezeptoren – die sogenannten CB-Rezeptoren, an welchen die Cannabinoide der Cannabispflanze andocken, um von dort aus bestimmte Prozesse zu regulieren. In Verbindung mit dem Blutdruck ist es nun so, dass Cannabis durchaus in der Lage ist, den Blutdruck zu senken. Das zumindest bestätigen zwei aufeinanderfolgende Studien, bei denen an hohem Blutdruck leidenden Ratten THC injiziert wurde. Aber auch, wenn dieser Fakt verlockend klingt, heißt das jetzt nicht automatisch, dass an Bluthochdruck erkrankte jetzt direkt zum Joint greifen sollten. Denn wichtig ist hierbei zu beachten, dass den Ratten eine isolierte flüssige Form des THC verabreicht wurde. Die meisten Cannabis-Nutzer hingegen rauchen Ihr Gras oder verdampfen es in einem Vaporizer, was zur Folge hat, dass viele wichtige Inhaltsstoffe der potenten Pflanze verbrennen, wobei das Rauchen außerdem weitere gesundheitliche Folgen mit sich zieht.
In einer weiteren Untersuchung sind die Forscher sogar zu dem Ergebnis gekommen, dass der Cannabiskonsum unmittelbar nach dem Rauchen den Blutdruck sogar erhöhen kann. Die Ursache hierfür ist laut der Wissenschaftler die Tatsache, dass Cannabis vasodilatatorische Effekte aufweist, die dazu führen, dass sich die Blutgefäße vergrößern. Demzufolge wird automatisch mehr Blut durch die vergrößerten Gefäße gepumpt, was bei vielen Kiffern unter anderem rote Augen zur Folge hat.
Forscher aus Israel widersprechen diesem Ergebnis und sind in ihrer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Cannabis den Blutdruck kurzfristig senken könnte. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich der Blutdruck von Menschen über 60 nach dem Konsum innerhalb der folgenden Stunden senkte. Drei Stunden nach dem Konsum und nachts war die Senkung laut der Untersuchungen am stärksten nachzuweisen. Die Forscher gehen davon aus, dass dies die Droge selbst oder indirekte Faktoren wie Schmerzlinderung und Stressabbau bewirken könnten – die Umkehrung von beidem kann jedoch zu einem Anstieg des Blutdrucks führen.
Israelische Studie gibt Grund zur Hoffnung
Für die israelische Studie vom 20. Januar 2021 haben Forscher in Israel 26 Patienten in einem Alter über 60 Jahren vor und drei Monate nach Beginn der Verwendung von verschreibungspflichtigem medizinischem Cannabis untersucht. Das Ziel bestand darin, die Effekte auf den Blutdruck sowie die Herzfrequenz bei älteren Menschen zu überprüfen. Vor allem, weil Hanf für diese Art der Personengruppe eine wachsende Rolle spielt.
„Ältere Erwachsene sind die am schnellsten wachsende Gruppe von medizinischen Cannabiskonsumenten, doch gibt es kaum Belege für die kardiovaskuläre Sicherheit dieser Bevölkerung“,
heißt es in der Studie. Der Blutdruck der Betroffenen wurde über einen Zeitraum von 24 Stunden untersucht und das Ergebnis war eindeutig:
So zeigte sich, dass sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck der Teilnehmer nach drei Monaten Einnahme von medizinischem Cannabis um 5,0 mmHg bzw. 4,5 mmHg sank. Auch während der Nacht sank der Blutdruck erheblich, wobei die Forscher nicht eindeutig wissen, welcher Bestandteil in der Pflanze für die Senkung des Blutdrucks verantwortlich ist. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass sowohl das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) als auch Tetrahydrocannabinol für die Senkung verantwortlich sind.
Quellen:
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/ursachen-risikofaktoren.html