Die geduldete Cannabis-Szene in Holland ist dem restlichen Europa schon seit vielen Jahren auf und davon gerannt. Seit 5 Jahrzehnten kifft es sich in Holland ganz entspannt in einem der vielen Coffeeshops. Sogar dem Mischen mit Tabak steht dank laxer Kontrolle des „Nichtrauchergesetzes“ nichts im Wege. Einziges Manko an der Sache: Gerade in Touristen-Hotspots wie Amsterdam operieren viele Geschäfte unter dem obersten Ziel der Gewinnmaximierung. Cannabis ist schon lange nicht mehr das Ding der Hippies. Deshalb kommt es beim Besuch eines holländischen Coffeeshops auch hin und wieder vor, dass die gebotene Qualität mal kein fettes Grinsen auf dem Gesicht hinterlässt, sondern einen Blick der Entrüstung über schlecht gespültes Gras mit jeder Menge Düngemittel-Rückständen.
Doch ein Hoch auf den Schwarzmarkt: Den gibt es nämlich auch in Holland. Auch wenn die niederländische Regierung den Eigenanbau in den eigenen vier Wänden nicht so gerne sieht, gibt es trotzdem immer wieder den ein oder anderen Outlaw, welcher sich mit einem Growzelt, einer dicken Lampe, einer Abluftanlage und ein paar schönen Pflänzchen bewusst gegen das Gesetz stellt.
Als einen solchen Outlaw würde ich den Eisdealer bezeichnen, dessen wahre Identität an dieser Stelle geheim bleiben soll. Er hat sich den biologischen Cannabis-Anbau auf die Fahne geschrieben und arbeitet mit ziemlich interessanten Genetiken. Im Moment arbeitet er beispielsweise an der Selektion verschiedener Elite-Stecklinge aus den USA. Dieses Projekt wird zwar noch etwas brauchen, bis wir von einer dieser Pflanzen ein paar Blüten probieren können, jedoch hat mich auch das aktuelle Angebot schon in starke Begeisterungswallungen versetzt.
Kings Kush
Zum aktuellen Angebot zählt beispielsweise auch die Sorte King’s Kush. Eine königliche Sorte? Vielleicht – zumindest haben die vorliegenden Blüten sehr elegant anmutende, zahlreiche und lange Fruchtblätter ausgebildet. Perfekt, um ein paar königliche Nachkommen zu zeugen – denn falls sich die ein oder andere Ladung Pollen auf den Weg zur Blüte macht, werden diese von den charakteristischen roten langen Härchen aufgenommen, die der Botaniker unter dem Begriff Fruchtblatt kennt. King’s Kush hat also beste Chancen, seinen Stamm durch eine hohe Samenproduktion noch lang am Leben zu halten.

King’s Kush wurde von Greenhouse Seeds entwickelt und stammt zu einem Teil von der berühmten OG Kush ab, zum anderen Teil von einer nicht näher bekannten Trauben-Sorte. Beim Geschmackstest konnte dieser Aspekt durch mehrere Probanden teilweise bestätigt werden, denn der süßlich-krautige Geschmack lässt durchaus Raum für die ein oder andere Weintrauben-Assoziation. Jedoch ist die Süße nur ein Teil des Geschmackes. Die anderen Nuancen sind leicht scharf, ein leicht bauchig-vollkommener Duft nach Lavendel komplettiert den Aroma-Mix.
Wirkungstechnisch kann die mutmaßliche Indica mit einer angenehm ausgewogenen Wirkung punkten.
Mein Phäntotyp scheint nicht die reinste Indica gewesen zu sein, denn zu meiner Überraschung hat die King’s Kush ein wenig wie eine Gorilla Glue gewirkt – phasenweise und situationsabhängig. Wenn ich das King’s Kush geraucht habe, um nach einem langen Tag schnell abschalten zu können, hat es erwartungsgemäß ziemlich beruhigend und sedierend gewirkt, perfekt für ein baldiges Einschlafen.
In Gesellschaft geraucht jedoch ein anderer Eindruck – im Gegensatz zu anderen Indica-Sorten interveniert King’s Kush nicht in jede Konversation und lässt die Kommunikationsfreude nicht abbrechen. Für kreative Prozesse würde ich die King’s Kush indes nicht empfehlen, an der Stelle wirkt mein getesteter Phänotyp zu bremsend.
Alles in allem ein solider Strain, der durch den biologischen Anbau vom Eisdealer sein volles Potential entfalten kann.
Holy Punch
Die nächste Sorte, die ich in Holland testen konnte, ist die Holy Punch. Auch hier setzt Eisdealer wieder auf eine Sorte, welche von Greenhouse Seeds entwickelt wurde. Auch bei der Holy Punch handelt es sich um eine recht indicalastige Sorte, auf der Seite von Greenhouse Seeds wird sie mit 70% Indica-Anteil beschrieben. In der Erde kommt die Pflanze dann jedoch sowieso wie sie möchte, schließlich ist die Vererbung von Genen mit einer Lotterie zu vergleichen. Vorfahren der Holy Punch sind die leicht indica-lastige „The Church“ und der Trauben-Strain (Grape), der auch für die King’s Kush Pate stand.

Der mir vorliegende Phänotyp hatte wie die King’s Kush eine sehr ausgewogene Wirkung. Nicht zu sedierend, aber auch den Puls hat sie nicht in unangenehme Bereiche katapultiert. Positiv aufgefallen ist mir bei der Holy Punch, wie stark sie kreative Prozesse anregen kann. So habe ich die Holy Punch beispielsweise mit einem Kumpel getestet und dann geschah das: Auf dem holländischen Küchen-Tisch war etwas Wasser verschüttet – es bildeten sich formschöne Wasserlachen. Jeder von uns hat in der einen Wasserlache etwas anderes gesehen, also taten wir das, was jeder in dieser Situation tun würde: Wir bewaffneten uns mit Bleistift und Zeichenblock und malten drauf los.
Ich male sonst nicht, allenfalls zeichne ich mal eine Skizze für diesen Blog.
Aber dann auch nur in Artikeln der Kategorie Growing oder anderen wissenschaftlichen Herleitungen. An diesem Tag hatte ich jedoch enorm Lust und ich bin mir sicher, die Holy Punch hatte einen gewissen Anteil daran. Genauso wie die mega schicke Musik in dieser Art. Jedenfalls malten wir drauf los – ich verwirklichte ausgehend von der Wasserlache meine Einstellung zur Leistungsgesellschaft, mein Kumpel sah darin einen Teufel. Da er ein Talent ist, ist ihm die Verwirklichung seiner ursprünglichen Wasserlachen-Vision außerordentlich gut gelungen. Doch auch ich hatte meinen Spaß und gemeinsam mit dem Holy Punch und der trockenen, treibenden Techno-Musik fielen mir die kreativen Einfälle nur so zu.

Ansonsten ist zur Holy Punch zu sagen, dass sie mir persönlich nicht so gut geschmeckt hat wie die King’s Kush. Der Geschmack war bei meinem Sample etwas dezenter ausgebildet, mir persönlich einen Tick zu dünn. Dadurch kam das Kratzige des Chlorophylls mehr durch und der eigentliche Geschmack blieb etwas zurück. Die Geschmacksnoten für sich genommen sind indes sehr interessant – die Sorte schmeckt ziemlich würzig und vor allem käsig. Wie ein sehr würziger Alm- oder Raclettekäse. Verfeinert mit deftigen Kräutern, veredelt mit einer Schicht aromatischen Weichkäses. Ein interessantes Aroma, welches mir seit seeehr langer Zeit nicht mehr untergekommen ist. Besonders gut kam dieses Geschmackserlebnis beim Riechen an den Blüten zur Geltung, im Joint verflog der Duft für meine Begriffe zu schnell.

Alles in allem bin ich mit der Holy Punch jedoch sehr zufrieden, da sie eine ausgesprochen anregende und kreativitätsfördernde Wirkung bei mir und meinen Mittestern entfalten konnte. Das Manko mit dem subjektiv gesehen zu dezenten Geschmacks im Joint kann mit Hilfe eines Vaporizers eliminiert werden. Im Volcano schmecke ich die Käsenoten deutlich, gemeinsam mit dem für Vaporizer typischen Popcorn-Geschmack kommt mir der Nachgeschmack wie ein mit Käse belegtes Knäckebrot vor.
AK Choco Kush
Die dritte Sorte im Bunde, mein persönliches Highlight, ist die AK Choco Kush von Amsterdam Genetics. Die Blüten sahen weißer aus als die Nase eines europäischen Rucksacktouristen in Kolumbien. Und um die Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen: Genau so hat sie auch gewirkt.

Die AK Choco Kush habe ich in einer denkbar ungünstigen Situation das erste Mal ausprobiert: Direkt vor einer Mathevorlesung. Ich war an dem Tag nicht gerade auf der Höhe und der Name Kush in der Sortenbezeichnung ließ mich naiv glauben, die Sorte würde etwas beruhigend wirken. Das Gegenteil war der Fall: Fünf Minuten nach erfolgreichem Konsum saß ich mit einem wahnsinnig schnell rasenden Puls in der Mathevorlesung. Ich bin nicht unerfahren mit Gras – aber in der Situation kamen mir dann doch die Fragen, was jetzt gleich passieren würde. Mir sind einige Horror-Szenarien durch den Kopf gegangen, schließlich sind mir auch Fälle bekannt, wo Menschen einfach so umgefallen sind, nachdem sie gekifft haben. Ist ja wirklich nicht alles Gold was glänzt, besonders bei so scheinbar harmlosen Drogen wie Gras.
Jedoch wich die Nervosität schnell einer nie gekannten Aufmerksamkeit für Kostenfunktionen.
Ich verarbeitete jeden Zungenschlag der bezaubernden Dozentin und konnte sogar alle Sachverhalte gut nachvollziehen. Nicht, dass dies ein andermal nicht möglich wäre, aber sonst ist der Laptop einfach interessanter als die Vorlesung. Irgendwann wurde mir das Tempo der Dozentin dann aber viel zu langsam für meine schnellen Gedanken und ich war wieder ein wenig überfordert, wie ich am besten die frei gewordenen Kapazitäten in meinem Kopf nutzen könnte. Im Endeffekt habe ich die Mathevorlesung lebend überstanden und auch mein rasender Puls hat sich bis heute wieder normalisiert. Glück gehabt, manche sprechen ja auch gerne von „hängen bleiben“.
Der Geschmack der AK Choco Kush ist nicht unbedingt das, was man vom Namen erwarten würde, andererseits ist die Bezeichnung aber vollkommen passend! Wie? Nun, unter Schokolade stelle ich mir normalerweise die Süßigkeit mit Vollmilch, Kakaobutter und jeder Menge Zucker vor. Diesen Geschmack konnte mir die AK Choco Kush nicht geben.
Jedoch habe ich im Nachgeschmack genau nachvollziehen können, warum die Sorte so heißt, wie sie heißt: Sie schmeckt krass nach Kakao. Nach leicht bitterem, herbem Kakao, so wie man es beispielsweise von Schokoladen-Tees kennt. Nichts Süßes, sondern der pure Geschmack. Holt euch einen Schokoladen-Tee, dann wisst ihr was ich meine. Oder stellt euch eine extrem erdige Sorte vor, deren Kopfnoten nach Kakao duften.
Neben einer abenteuerlichen Wirkung kann ich natürlich auch noch etwas zur Verwandtschaft der AK Choco Kush sagen. Ihre Eltern sind die namensgebenden Sorten „AK-47“ und „Choco Kush“. Trotz Indica-Kategorisierung wirkt die AK Choco Kush sehr belebend, beglückend und euphorisierend. Mein vorliegender Phänotyp wurde hervorragend vom Eisdealer großgezogen, gönnt euch einfach mal die vielen Trichome dieser Blüten: