Gras kann man mittlerweile an den unterschiedlichsten Orten weltweit legal erwerben. Doch Legalisierung ist nicht gleich Legalisierung, wie wir anhand der verschiedenen Abgabearten der Blüten und anderen Cannabis-Spezialitäten feststellen konnten. In Holland gibt es auch im Jahr 2018 noch die klassischen Coffeeshops, in denen man bei Kaffee, Tee und Gebäck an leckeren Joints ziehen kann. Diese Art hanseatischer Gemütlichkeit findet man in Kalifornien so nicht vor, stattdessen erwarten einen vergleichsweise sterile, aber auch top-moderne Abgabestellen mit Sicherheitsschleuse.
Doch hat Holland wegen des zum verweilen einladenden Coffeeshop-Modells damit auch automatisch die Nase vorn, wenn man die kalifornische mit der holländischen Variante vergleicht? Das kommt zwar im letzten Schluss allein auf subjektive Präferenzen an, jedoch lohnt sich eine Betrachtung weiterer Kriterien auf jeden Fall. Ein Vorteil des kalifornischen Modells ist beispielsweise, dass man als Konsument bis zu einer Unze Blüten, also 28 Gramm, legal erwerben kann. In Holland ist man auf 5 Gramm pro Kauf und streng genommen auch Tag begrenzt.
Das hat immense Preisunterschiede zwischen Coffeeshop und Dispensary zur Folge
In Kalifornien gab es bei Weedmaps in Los Angeles ein Angebot, bei dem man für 50$ eine Unze Indoor gegrowtes Skywalker OG anliefern lassen konnte. Wir waren richtig heiß darauf, dieses Angebot einmal auszuprobieren, doch leider sind wir erst eine halbe Stunde nach Ladenschluss ins Hotel eingecheckt und konnten den Lieferdienst nicht testen. Doch der ersatzweise Besuch in einer superzentralen Dispensary in Downtown Los Angeles wusste preislich auch noch geradeso zu überzeugen. Für 50 USD habe ich solide 10 Gramm Gras der Sativa-Sorte Jazz Queen erstanden. Das High hat Daniel und mich nachhaltig überzeugt, Zitat Daniel: „So high bin ich durch Blüten ewig nicht mehr geworden“.
In Holland sieht es in Punkto Graspreis ein bisschen anders aus. Durch die 5-Gramm-Beschränkung sind Abgabemengen von 1 Gramm viel öfter die Regel als die Ausnahme in Holland. Dadurch kommt die Eigenart zustande, dass Coffeeshop-Besitzer für ein Gramm mal locker 20 EURO verlangen. Also das Vierfache von dem, was wir auf das Gramm gerechnet für die 10-Gramm-Portion Jazz Queen in LA Downtown gezahlt haben.
Im Punkt Preis-Leistung steht Kalifornien mit seinen Dispensarys damit ein ganzes Stück vor den Amsterdamer Coffeeshops. Am Rande: Cali-Import-Weed kostet in Amsterdam bis zu 70€ das Gramm!
Noch ein weiterer Punkt spricht für die Kalifornier: Die Produktpalette ist in der Dispensary um ein Vielfaches größer als im Coffeeshop!
In kalifornischen Dispensarys findet man Vape-Pens, Crumble, BHO, Rosin, Edibles aller Farben und Colleur und sogar THC-Getränke. Davon kann man in Amsterdam nur träumen, hier sind Space Brownies schon eine absolute Rarität. Da habe ich in meiner deutschen Kleinstadt ein größeres Angebot an Edibles. Da gab es immerhin schon einmal Gummibären.
Bis hierhin scheint so eine Dispensary alle Wünsche zu erfüllen, doch Kalifornien weist bei genauerer Betrachtung einen ziemlich schwerwiegenden Makel auf, was die Produktpalette betrifft: Es gibt kein oder fast kein Hasch in den Dispensarys. Mir persönlich fehlt es ein bisschen, Daniel als alten Haschliebhaber noch viel mehr. Ein Mitarbeiter in der Dispensary in LA Downtown versicherte mir jedoch, dass er welches bestellt habe. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, dass er marokkanischen Ursprungs ist?
Das Angebot an Blüten ähnelt sich in Coffeeshop und Dispensary stark. Klar, in Kalifornien gibt es vor allem die typischen Cali-Blüten von Humbold-Seeds oder Jungle Boys, in Amsterdam die Klassiker von Sensi Seeds, Green House Seeds oder Barney’s Farm. Da hat jede Region ihre „eigenen Helden“.
Daniel und ich haben festgestellt, dass das Weed in Kalifornien im Schnitt eine etwas bessere Qualität aufweist, als jenes in Amsterdam. Auch das günstigste. Begünstigend kommt hierbei hinzu, dass kalifornische Cannabis-Blüten durch unabhängige Labore auf Wirkstoffkonzentrationen und Pestizid-Gehalte getestet werden. Das schafft ziemlich verbindliche Anreize, sauber anzubauen und Dünger vor der Ernte aus den Pflanzen zu spülen.
Auf der anderen Seite haben wir vor allem im Angebots-Jazz Queen ziemlich viele der berüchtigten Micro-Seeds vorgefunden, was definitiv auf der Negativ-Seite für Cali-Weed zu positionieren ist.
Das Flair im Amsterdamer Coffeeshop gewichte ich ziemlich hoch
Es ist ein tolles Gefühl, in einen Coffeeshop zu gehen, sich ein Gramm von jenem oder welchem zu kaufen und dann bei einer heißen Schokolade und einem Espresso den Joint vor Ort zu genießen. Meistens findet das auf gemütlich gepolsterten Sofas oder Sesseln statt. Besonders im Winter ist der Coffeeshop der mit Abstand beste Ort zum buffen. Zu Hause stinkt man sich nicht die teuer geheizte Bude voll und draußen im Kalten muss man auch nicht kiffen. Besonders als Tourist ist der Coffeeshop in Zeiten von Nichtraucherhotels- und AirBnBs ein Segen.
In Kalifornien gibt es zwar vielleicht keinen Winter, aber bei großer Hitze wäre ich schon dankbar über die Möglichkeit eines indoor gedümpelten Joints. Stichwort Klimaanlage. Was außerdem nicht so cool in den kalifornischen Dispensarys war: Weiße Wände und nervige Sicherheitsschleusen. Betritt man eine Dispensary von der Straße aus, so landet man erst einmal in einem sehr neutralen Raum. In einer Wand befindet sich eine Luke oder andere Öffnung für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin (gibt auch Frauen im Weed-Business), mit dem oder der man zu allererst grundlegende Fragen klären muss. Zum Beispiel, dass man älter als 21 Jahre ist [In Amsterdam reicht es, 18 zu sein]. In mehreren Dispensarys musste ich sogar ein umfangreiches Formular mit meinen persönlichen Angaben füllen und fünfmal irgendwo für irgendwas unterschreiben. Im Raum war einmal noch der Wachmann, der mit kugelsicherer Weste und Walkie-Talkie auf Grund seines netten Lächelns trotz seines Kostüms recht freundlich aussah. In Amsterdam gibt es kaum Sicherheitspersonal, da ist die Lage etwas entspannter. In Amsterdam darf aber auch nicht jeder ab 16 eine Waffe kaufen…
Fazit: Dispensary oder Coffeeshop
In Dispensarys gibt es, mit deutlicher Ausnahme von Hasch, das deutlich üppigere Angebot. THC-Gummibärchen, THC-Pflaster, THC-Cookies, THC-Vapepens und vieles mehr. In Amsterdam gibt es dafür umso besseres und mehr Hasch. Die Weed-Qualität in Kalifornien ist besser. Zudem ist das Cali-Weed in Cali deutlich günstiger und in größeren Mengen zu kaufen als in Amsterdam. Größter Wehrmutstropfen in Kalifornien: Man kann in einer Dispensary nicht gemütlich [Abgabestelle] absacken und dort bei heißem Getränk und qualmendem Joint die Zeit in den heiligen Hallen verbringen.
Zum Abschluss noch ein paar Preisbeispiele aus Kalifornien und Amsterdam:
Kalifornien
- Jazz Queen (Sativa) 50$ für 10 Gramm in LA Downtown
- Bigfoot Glue (Indica) von Humboldt Seeds 30$ für 3,5 Gramm
- Blue Kush Live Resin (Indica) 35$ für 1 Gramm Konzentrat im Glastiegel
- Gummibären mit 100mg THC (Sativa) für 15$
- THC-Kaltgetränk mit 20mg THC (Sativa) für 22$ die Flasche
- 3,5 Gramm Schwarzmarkt-Gras für 20$ vorm Wendy‘s aufm Parkplatz.
Amsterdam
- Super Silver Haze (Sativa Hybrid) 12€/ Gramm
- Strawberry x Banana Kush (Hybrid) 12€/ Gramm
- Bestes Hasch, viele Sorten 10€/ Gramm.
- Thai Outdoor Import (Haze) 4,50€/ Gramm
- Thin Mint Girl Scout Cookies (Hybrid) 20€/ Gramm
Das Titelbild zeigt den 805 Beach Breaks Coffeeshop in Santa Maria, wo wir THC-Gummitiere und bestes Live Resin erworben haben.