Vor einigen Wochen habe ich über 2 Boys geschrieben, die sich ein Cannabis Rezept besorgt haben. Den Artikel „Cannabis Rezept – holt euch den Freifahrtschein.“, konnten viele Leser nicht verstehen, immerhin haben sich die beiden ihr Rezept nicht vordergründig aus dem medizinischen Aspekt besorgt, sondern vielmehr um nicht mehr im Visier der Strafverfolgung zu sein. Das können viele „echte“ Patienten nicht verstehen.
Ich aber schon.
In Kalifornien ist der Gang zum Arzt, um sich Cannabis legal zu beschaffen seit Jahrzehnten ein relativ „normales“ Unterfangen. Keiner will dafür bestraft werden, dass man Cannabis konsumiert. Seit März 2017 ist es den Ärzten in Deutschland auch möglich, legal Cannabis zu verschreiben. Noch sind es nur ein paar dutzend Ärzte in Deutschland, die Cannabis verschreiben.
Bei einem dieser Ärzte war ich auch. Nicht wegen meiner starken Rückenschmerzen auf Grund meiner Körpergröße, oder das ich in meiner Kindheit mehr Leid und Tod gesehen habe, als es ein normaler Mensch verkraften könnte. Nein, das war nicht mein Hauptaugenmerk, obwohl dies der Grund ist, warum mir der Arzt Cannabis verschreiben konnte.
Vielmehr wollte ich ein normales Leben, ohne Paranoia für den Cannabiskonsum bestraft zu werden, ohne die ständige Angst von der Polizei angehalten zu werden. Oder meinen Führerschein zu verlieren, weil ich vor ein paar Tagen einen Joint geraucht habe. Wochen im Voraus musste ich längere Autofahrten planen, mich in Abstinenz üben, um durch eine Polizeikontrolle zu kommen. Ein unhaltbarer Zustand für mich. Versteht mich nicht falsch, ich kiffe nicht und fahre dabei, aber in Deutschland wird einem auch der Führerschein entzogen, wenn man vor zig Wochen gebufft hat. Ich werde in meinem eigenem Land verfolgt, für etwas das mein Go** gegebenes Recht ist.
Klar, dass ich diesen Zustand nicht länger hinnehmen konnte.
Es ist Mitte Oktober und ein Tag nach meinem Geburtstag, der Tag an dem die Verfolgung von der Regierung zumindest für mich ein Ende haben soll. Ich fahre in den schönen Berliner Westen, dort wo mich der Arzt erwartet. Wir hatten via WhatsApp einen Termin ausgemacht. Angekommen in seiner Praxis setzen wir uns an einem Tisch und unterhalten uns die ersten 20 Minuten, ganz normal über die Geschehnisse in Deutschland, im speziellen über Cannabis.
Der Arzt ist fast schon 70 Jahre alt und hat ein langes und bewegtes Leben hinter sich. Seit 2015 verschreibt er in Berlin Cannabis. Er selbst ist auch Cannabis Aktivist und seit Jahren aktiv an Patientengruppen in Berlin involviert. Also kein Unbekannter in der Cannabis „Szene“. So gut wir uns auch verstehen und Cannabis beide schätzen, ist es ihm ein Anliegen auch zu vermitteln, das Cannabis zwar eine Wunderpflanze ist, aber kein Allheilmittel.
Ich erzählte ihm, warum ich ein Cannabis Rezept haben möchte. Eben aus den traumatischen Kindheitserlebnissen, meiner verkorksten Jugend, meinen Rücken- und Gelenkschmerzen und der andauernden Belastung, das ich durch das Cannabis Verbot nicht richtig leben kann. Näher möchte ich aus persönlichen Gründen nicht auf die Gründe eingehen.
Nach knapp 2 Stunden eines intensiven Gespräches, hat der Arzt mir Cannabis verschrieben (60g Cannabis im Monat) und mir ein paar Tage später meinen Bericht für die Kostenübernahme geschrieben, den ich an die Krankenkasse schicken kann, damit ich in Zukunft mein Cannabis nicht mehr selber zahlen muss.
Es handelt sich allerdings um ein privates Rezept und für seine Arbeit verlangt der Arzt 250€, was auch für mich sehr viel Geld ist, aber im Vergleich zu meiner neuen, besseren Lebensqualität eine mehr als annehmbare Wahl ist. Mit der Behandlung mit Cannabis verdienen die Ärzte in Deutschland nicht viel, was auch einer der Gründe sein könnte, warum es noch so wenige in Deutschland gibt.
Der Arzt macht noch ein paar Jahre weiter und will noch einigen Patienten helfen, ich habe mit ihm vereinbart, dass ich seine Kontaktdaten weiterreichen darf, also wer den Kontakt will, schreibt mir bitte eine Mail. Man muss nicht aus Berlin kommen, um sich bei ihm behandeln zu lassen. Allerdings behandelt er nur noch ein paar Patienten im Monat, da er nicht mehr aus gesundheitlichen Gründen schafft.
Sicher kann mein Arzt nicht alle behandeln, deswegen ist hier noch eine Liste von Ärzten, die ÖFFENTLICH zur Cannabis Behandlung stehen, da alle Kontaktdaten öffentlich zugänglich sind z.B. durch Google, oder einschlägige Artikel in Magazinen, Blogs oder Zeitungen.
Edit:
Wir bekamen unzählige Mails mit sehr viel positivem Feedback. Allerdings gab es auch Gewaltandrohungen, juristischen Androhungen und übelste Beleidigungen. Deswegen habe ich die Ärzteliste gelöscht. Es ist traurig zu merken, das man nicht frei seine Meinung äußern kann. All die Ärzte die hier aufgelistet waren, haben sich in diversen Interviews und Artikeln dazu geäußert, das sie Patienten mit Cannabis behandeln. Da ich noch andere Dinge zu tun habe und nicht über die Ressourcen verfüge mich darum zu kümmern, erspare ich mir es, die Liste selbst zu veröffentlichen und muss euch daher bitten selbst zu googlen.
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