Cannabis ist wieder auf dem Vormarsch. Hier bei uns in Deutschland wird sogar über die Legalisierung zum freizeitlichen Gebrauch diskutiert, und die wird laut einigen Politikern auch kommen. Es ist also kaum überraschend, dass Cannabis in der Medizin nun sogar als Studienfach angeboten wird. Neuseeland macht es vor und will seinen Studenten künftig einen tiefen Einblick in den medizinischen Nutzen von Cannabis gewähren.
Die aktuelle Gesetzeslage zu medizinischem Cannabis
Am 10. März 2017 ist in Deutschland ein Gesetz in Kraft getreten, welches kranken Menschen erlaubt, Cannabis zu medizinischen Zwecken zu konsumieren. Das Gesetz regelt unter Umständen den Einsatz von Cannabisarzneimitteln als Therapiealternative für bestimmte Patienten. Bedingung für einen solchen Einsatz von medizinischem Cannabis ist, dass sich das Cannabis nach Einschätzung des behandelnden Arztes spürbar positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt oder dessen Symptome lindert. Guter Hoffnung hinsichtlich der Nutzung von medizinischem Cannabis dürfen insbesondere Schmerzpatienten sein. Solche, die etwa unter bestimmten chronischen Erkrankungen, wie Multipler Sklerose leiden. Aber auch bei schwerer Appetitlosigkeit oder chronischer Übelkeit wird medizinisches Cannabis gerne eingesetzt, um die Symptome zu schwächen.
„Schwerkranke Menschen müssen bestmöglich versorgt werden. Dazu gehört, dass die Kosten für Cannabis als Medizin für Schwerkranke von ihrer Krankenkasse übernommen werden, wenn ihnen nicht anders wirksam geholfen werden kann.“
So der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
Die Cannabisindustrie boomt!
Mittlerweile scheint jeder etwas vom großen Cannabiskuchen abhaben zu wollen. Das lässt zumindest „Europas“ größte Cannabis Messe in Zürich vermuten. Sowohl Geschäftsleute aus, Spanien, Uruguay und Südafrika, als auch Italien, Deutschland und der Schweiz haben sich im September letzten Jahres zu Europas größter Hanfmesse in Zürich-Oerlikon getroffen. Und die Menschenmassen vor den Messehallen haben bestätigt, was viele längst vermutet haben. Die Cannabisindustrie boomt wie nie!
Der Star der letztjährigen CB Expo war die Schweizer Pure Holding AG. Ein Unternehmen, welches 2016 auf dem 25.000 Quadratmeter großen Gelände einer alten Gärtnerei der Zeiningen AG von Stevens Senn aus dem Boden gestampft wurde. Die Produktpalette des Unternehmens bietet alles an, was mit dem zulässigen THC-Wert von bis zu einem 1 % (in der Schweiz) vereinbar ist – Kosmetika, CBD-Öle, aber auch Tabakersatzprodukte. Das Unternehmen punktet aber nicht nur mit seinem breiten Produktspektrum, sondern insbesondere auch durch die Erweiterung seines Segmentes in der Cannabisforschung.
Auch in Europa geht’s voran.
Auch hierzulande boomt die Industrie, auch wenn wir uns nach wie vor mit strengeren Cannabisrestriktionen herumschlagen müssen. Dennoch, immer mehr Unternehmen drängen auf den Cannabismarkt und ein Start-up nach dem anderen blüht im Gefilde der Cannabiswelt auf. Eines dieser Unternehmen ist Demecan, welches unter der Führung des Gründers Cornelius Maurer steht. Maurer setzt auf den Cannabisbau in Deutschland und baut im Auftrag des deutschen Staates medizinisches Cannabis an. Damit ist er fast allein, denn bisher hat der deutsche Staat gerade einmal drei Firmen eine Lizenz zum Anbau von medizinischem Cannabis erteilt. Und das nicht ohne Grund, denn die Auflagen hier in Deutschland sind enorm. So mussten Maurer und seine beiden Geschäftspartner etwa Stahlbetonwände und eine hermetisch gesicherte Anlage errichten lassen, ansonsten wäre es aus gewesen mit dem Cannabistraum.
Im ersten Quartal dieses Jahres soll die erste Ernte an den deutschen Staat übergeben werden und Maurer setzt hierbei auf den Standortfaktor, denn ein so sensibles Produkt wie medizinisches Cannabis müsse laut Maurer kontrolliert angebaut werden und das geht am besten in einem Land wie Deutschland, wo die Behörden die Kontrolle über das Produkt haben.
Weltweit einzigartig – Cannabis Universität im Kalifornischen Oaksterdam
Bereits vor über 10 Jahren hat in Kalifornien die weltweit erste Cannabis Universität ihre Pforten für Cannabisenthusiasten geöffnet. Die Studierenden lernen hier alles über die Zucht, Ernte und Verarbeitung der potenten Pflanze und bekommen am Ende ein offizielles Cannabis-Diplom. Die Universität befindet sich in der Nähe der alten Hippie-Metropole San Francisco an der US-Westküste, wobei es den Stiftern der Universität nicht vornehmlich darum geht, sich unter dem Schutzwall des Bildungsauftrages die Gehirnzellen aus dem Kopf zu kiffen, sondern vielmehr darum, das Bewusstsein für den medizinischen Nutzen von Cannabis in der Gesellschaft wieder zu wecken. In Kalifornien dürfen Cannabisarzneien seit 1996 legal als Arzneimittel etwa gegen Schmerzen oder Depressionen eingesetzt werden.
Die Studierenden dieser Universität sind genauso vielseitig, wie die Cannabispflanze selbst. Von Hausfrauen, über Gärtner, bis hin zu jungen Leuten und Bikern ist hier alles vertreten, um in Fächern wie Gartenbau, Knospenpflege, Erntetechniken und Drogenrecht alles über die grüne Göttin zu erfahren. Das Landesrecht Kaliforniens lässt medizinisches Marihuana zu und es darf auch verkauft werden. Das Bundesrecht der USA verbietet es jedoch, die Antidrogenpolizei DEA droht Verkäufern daher mit hohen Strafen. Im Zuge verschiedener Rollenspiele wird den Studenten in Wochenendseminaren deshalb außerdem das richtige Verhalten im Fall einer Polizeirazzia beigebracht.
Studiengang Science of medicinal Cannabis in Neuseeland
Am 20. Juli startete an einer der führenden Universitäten Neuseelands ein neues Studienfach über den medizinischen Nutzen von Cannabis. Auch hier wird den Studenten, ähnlich wie in Kalifornien, gelehrt, wie medizinischer Hanf gezüchtet und dosiert wird. Die Auckland University of Technology (AUT) ist es, die Cannabisverfechtern den Traum ermöglicht, im Zuge eines legalen Studiums alles über die Cannabispflanze zu erfahren, was die Forschung bisher weiß. Unter dem Studiengang „Die Wissenschaft des medizinischen Cannabis“ sollen den Studenten sowohl praktische sowie theoretische Fähigkeiten vermittelt werden, die für den Anbau und die Wirtschaft in der Marihuana-Industrie nötig sind. Ferner sollen die Studierenden lernen, wie die Pflanze gezüchtet wird, wie man das Gewächs richtig analysiert und wie verschiedene Cannabisprodukte zusammengestellt werden.
Auch die Geschichte von medizinischem Hanf, der allgemeinen Botanik sowie der Dosierung und Verabreichung von Cannabis finden ihren Platz in dem Studium. Voraussetzung für den Studiengang „Die Wissenschaft des medizinischen Cannabis“ ist ein Bachelorabschluss, da es sich bei dem Cannabisstudium um ein Zusatzstudium handelt. Neuseeland plant für das kommende Jahr allerdings weitere cannabisbezogene Studiengänge, welche auch für Bachelor-studierende angeboten werden sollen.
Cannabis in Deutschland studieren
Deutsche Universität bieten aktuell leider noch keinen Studiengang zum Thema Cannabis an. Immer mehr Universitäten nähern sich dem Thema jedoch an. So hat etwa die Universität Hohenheim in Stuttgart ein internationales Cannabisforschungsnetzwerk aufgebaut. Welches in Zusammenarbeit mit kanadischen Forschungseinrichtungen Cannabis ohne Rauschmittel-Eignung für den Endverbraucher verfügbar zu machen möchte. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand. Der Vorteil, welchen die deutsche Forschung hierbei hat, liegt darin, dass sie sich von den kanadischen Partnern Erfahrungswerte einholen können, da die Thematik Cannabis in Kanada bereits deutlich länger präsent ist.
In der Universität Hohenheim werden vorwiegend die Bereiche Anbau, Züchtung und Weiterentwicklung THC-armer Cannabis-Genetiken, die im mitteleuropäischen Klima wachsen können, erforscht. Auch die Universität im Saarland führt bereits seit 2019 ein empirisches Forschungsprojekt für die ärztliche Verschreibungspraxis von Cannabisblüten in Deutschland. Ziel des Projektes ist es, den bundesweiten Bedarf an medizinischem Cannabis genauer einschätzen zu können.
Quellen: