Mit Blick auf die hiesige Gesetzgebung bin ich immer wieder froh, wenn deutsche Züchter uns neue Kreationen anpreisen. Oder kultivierte Sorten, die hierzulande normalerweise nicht vorkommen bzw. exklusiv in einem bestimmten Gebiet vertrieben werden. Kalifornien ist beispielsweise so ein Staat, in dem es ziemlich raffinierte Sorten gibt, von denen Europäer jedoch nur feucht träumen können.
Aus Kalifornien stammen Sorten wie Jungle Boys‘ Wedding Cake oder die für ihren fruchtig-sauren Geschmack berühmt-berüchtigte Zkittlez. Letztere Sorte zählte in den Staaten zu meinen absoluten Favoriten unter den von uns getesteten Kräutern und für ein paar Wochen nach unserer Reise nahm ich schon fest an, dass ich in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht mehr in den Genuss von Zkittlez kommen würde.
Doch da habe ich nicht mit Illo Seeds gerechnet.
Der kleine Züchter aus Europas bevölkerungsstärkstem Land sandte mir eine Probe seiner eigens gezogenen Zkittlez zu. Feinste Blüten, nur so vor schneeweißen Harzköpfen triefend. Der Geruch wird von Grapefruitnoten dominiert, welche sich mit gaaaanz leichten Diesel-/Gas-Aromen mischen. Ein betörender Duft, der mich sehr an die 3,5 Gramm Zkittlez in den Staaten erinnert. Der Geschmack gleicht einer großen Hand unterschiedlichster Skittles, wobei an der Stelle wirklich die Süßigkeit gemeint ist, welche man sich mit einem Mal in den Mund steckt. Nun entspricht ein einziger Zug an einem Zkittlez-Joint natürlich nicht der Menge einer ganzen Hand voller Zucker-Frucht-Dragees, jedoch ist das Aroma ähnlich intensiv. Cannabis hat einfach diese wunderbare Eigenschaft, intensive Düfte und Aromen auszuprägen – und das in hohen Konzentrationen.
Die Wirkung der Zkittlez ist übrigens typisch amerikanisch: Wir haben es mit einem indica-lastigen Polyhybriden zu tun, der es versteht, mich in den Schlaf zu singen. Nach einer angenehmen Phase des Glücklichseins wechselt die Wirkung nach ein, zwei Stunden in die totale Indica-Ecke. So mag ich Hybride.
Zkittlez von Illo Seeds: Die Sache mit den Stecklingen
Wie schon im ersten Absatz angeklungen, sind kalifornische Sorten in Europa nur sehr schwer zu bekommen. Im Gegensatz dazu erfreuen sich europäische Sorten wie Super Silver Haze oder Super Lemon Haze in den USA größter Beliebtheit und der florierende Absatz dieser Klassiker holländischer Gras-Kultur spricht Bände über die Verbreitung europäischer Genetiken in den Vereinigten Staaten. Doch wie kommt dieser ungleiche Unterschied zu Stande? Sollten wir nicht fairerweise auch amerikanische Sorten bei uns anbauen können und somit auch im holländischen Coffeeshop zu Preisen unter 40 EUR/ Gramm Zkittlez kaufen können, wenn es Super Silver Haze in den Staaten für 7 USD/Gramm zu erwerben gibt?
Leider ist das aus einem ganz bestimmten Grund nicht möglich: Denn während von unzähligen holländischen, spanischen oder anderen Samenbänken jede erdenkliche Sorte als Samen existiert, hat sich in den USA eine Clone-Only-Mentalität entwickelt. Während in den Niederlanden seit Jahrzehnten an der Stabilisierung bestimmter Genetiken gearbeitet wird, um diese in Form von Samen umstandslos an den Gärtner von Welt verkaufen zu können, sind in den USA in sehr kurzer Zeit sehr viele Genetiken entstanden.
Zeit zum Stabilisieren über dutzende Generationen bleibt hier nicht, zu schnelllebig ist unsere Zeit, in der nicht nur Sneaker exklusiv sein sollen. Auch Gras wird exklusiver. Oft werden von amerikanischen Elite-Züchtern Kreuzungen auf mehr oder weniger gut Glück vorgenommen [⯈zu unserem Genetik-Crashkurs]. Wenn sich dann ein Phänotyp als geeignet für die weitere Züchtung erweist, wird daraus kurzerhand eine Mutterpflanze mit Sortenname deklariert und alle rauchbaren Nachkommen, die auch die Blüten für Dispensary’s oder Schwarzmarktkunden produzieren, sind lediglich Stecklinge dieser Mutter.

Illo Seeds nutzt übrigens die gleichen Stecklinge wie Greenfire Genetics.
Illo Seeds hat die Zkittlez Stecklinge per Flugzeug aus den Staaten liefern lassen
Wir wissen jetzt also, dass es durch die kurzen Entwicklungszeiträume amerikanischer Genetiken viele Sorten nicht als Samen zu kaufen gibt. Jedenfalls nicht die echten, Replika finden sich bei zahlreichen Samenbanken weltweit. Die sind aber meist meilenweit von den Originalen entfernt und weißen eben das Problem auf, als Samen nicht konstant die gewollten Phänotypen auszubilden.
Auch Zkittlez ist eine der Sorten, die nur fix für die Blütenproduktion erschaffen wurden. In einer idealen Welt würden alle sich im Verkauf befindlichen Zkittlez-Blüten von ein und derselben Mutterpflanze abstammen, konkret von den unzähligen Stecklingen, die seit Anbeginn der Sorte von ihr genommen wurden. Mittlerweile existieren wahrscheinlich schon viele weitere Mutterpflanzen aus vormals Nur-Stecklingen. Doch egal ob Steckling, fünfte Mutter oder der originalen Busch: Wo Zkittlez drauf steht, steckt auch Zkittlez drin. Zumindest in einer idealen Welt ohne Lug und Trug.
Um diesen Standard zu wahren und das Niveau hoch zu halten, hat Illo Seeds natürlich auch originale Zkittlez-Stecklinge einfliegen lassen und eine eigene Mutter gezogen. Das weitere Vorgehen von Illo Seeds erinnert dann eher an die europäische Herangehensweise an Cannabis-Züchtung, denn zur Weitervermarktung im weitgehend illegalen Europa erweisen sich Samen als der gangbare Kompromiss zwischen stabiler Genetik und unauffälliger Verpackung und Transport.
Illo Seeds hat viel mit der Zkittlez vor
So steht neben der Samenproduktion der Zkittlez auch das weiterkreuzen mit Gorilla Glue, Amnesia und New Zealand an. Erste Grower haben sogar schon die Samen im Einsatz und erzielen damit wohl akzeptable und vor allem homogene Ergebnisse ohne große Streuung auftretender Phänotypen. Da diese Info direkt von Illo Seeds stammt, kann ich diese Info leider nicht unabhängig bestätigen, jedoch auch noch weniger widerlegen.
Abschließende Worte zur Illo Seeds Zkittlez
Jetzt habe ich so viel über Genetiken, Transportschwierigkeiten und Reproduktion geschrieben, da kam die Beschäftigung mit der Zkittlez von Illo Seeds möglicherweise etwas kurz. Doch meiner Ansicht nach machen diese durchaus untrivialen Aspekte einen großen Reiz dieser speziellen Zkittlez aus, denn hier ist nicht nur Geschick im Umgang mit Samen und Pollen gefragt, sondern auch unternehmerisches Denken, um die Stecklinge erst einmal zu besorgen. Der Geschmack, der Duft und die Wirkung erscheinen daneben schon beinahe unbedeutend, jedoch kann ich allen drei Aspekten Bestnoten attestieren.
Die Blüten schmecken so eindeutig nach Zkittlez, dass man nicht glauben mag, dass sie eigentlich 9 Zeitzonen weiter westlich wächst. Auch bei Gras macht die Globalisierung nicht Halt und wir bewegen uns immer weiter in Richtung zertifizierter Cannabis-Anbaugebiete. Immer größer wird der Wunsch nach homogenen Phänotypen, Züchter und Gärtner weltweit wollen gleichbleibende Produkte züchten, um dem Kunden ein einheitliches Erlebnis zu garantieren. Ich freue mich riesig, dass Illo Seeds als Untergrund-Züchter teil dieser Bewegung ist und danke recht herzlich für die kleine Kostprobe. So macht Gras Spaß!