Wir sind mit hohen Erwartungen nach Kalifornien geflogen. Da war dieses euphorische Gefühl, in Kalifornien DAS Gras-Mekka schlechthin vorzufinden. Geile Strains, noch geilere Konzentrate und natürlich die besten Edibles. Im Falle der Strains reizte uns besonders das Grow-Collective @Jungleboys. Und nicht nur uns, sondern auch viele unserer Leser. Vor und in Kalifornien bekamen wir mehrmals den „Tip“, doch mal die Jungle Boys abzuchecken. Unsere Leser hätten schon viel davon gehört. Witzig daran: In mehr als der Hälfte der Zuschriften schwang ein „Hype-Forschungsauftrag“ mit. Klar: Wir sollen herausfinden, ob die Jungle Boys wirklich so viel drauf haben, wie schneeweiß-beharzköpfte Blütenstände auf Instagram schnell vermuten lassen.
Wir haben uns die Jungle Boys für das Ende unserer Reise aufgehoben, der Besuch des Kollektivs sollte unseren abschließenden Höhepunkt darstellen. Die Erwartungen sind höher als hoch, ich persönlich gehe wie selbstverständlich davon aus, dass die Blüten absolut perfekt sein müssten. Ich bin mir sicher, dass ich blind darauf vertrauen könne, mit Blüten der Jungle Boys einen würdigen Abschluss-Blunt in Kalifornien rauchen zu können…
Die Jungle Boys Dispensary: TLC-Collective
Unsere Reise in die Jungleboys-eigene Dispensary mit dem klangvollen Namen TLC-Collective führte uns in die riesige Hafenstadt Long Beach, direkt neben LA und ebenso direkt am Meer. In Long Beach angekommen erwartete uns eine Betonwüste mit Silos, Speicherhallen und – wie sollte es in Amerika anders sein – Parkplätzen. Nach einer fünfminütigen Suchtortur nach dem Eingang zu dem Laden, Google Maps hat die Sache nicht unbedingt einfacher gemacht, erwartete uns dann erst einmal ein Sicherheitsbeamter, der meine Kamera einsackte. Nach Kontrolle unserer Ausweise ging es dann in einen Fahrstuhl, welcher uns vier Stockwerke weiter oben wieder ausspuckte. Ein alternatives Treppenhaus ist hier allenfalls im Brandfall verfügbar, nicht jedoch für den bioveganen Kunden, der aus anderen perfiden Gründen einfach mal die Treppe nehmen möchte.
Im ersten Stock erwartet uns – wie sollte es über’n Teich anders sein – erst einmal ein riesiges Arsenal an T-Shirts. Merch. Yeah. Und eine penibel gezogene Absperrung, die auch größten Kundenstürmen standhalten sollte. Wir sind so ziemlich die einzigen Kunden im Laden, es ist jedoch auch unter der Woche und die Sonne steht im Zenit am Horizont und für die meisten potentiellen Kunden heißt es zu dieser Stunde wohl noch arbeiten zu gehen. Wir werden von allen drei Verkäuferinnen hinter dem Tresen hinter der respektablen Absperrung mit einem synchron angestimmten Willkommensgruß begrüßt, was spätestens dann ziemlich strange wirkt, wenn unsere nett lächelnde Verkäuferin das Beratungsgespräch bereits das dritte Mal zum Zwecke der mehrstimmigen Begrüßung eines Kunden unterbricht.
Vorfreude auf Wedding Cake
Ich wollte unbedingt Wedding Cake probieren, die kuchengewordene Inkarnation amerikanischer Preisträger-Hybride. Wird auch immer bei Nugsmasher in den Instagram-Stories zum Pressen von Rosin verwendet und erzielt meist um die 27-30 Prozent Ertrag. Nennt mich verrückt, aber über Monate hinweg haben mich diese Storys – in denen immer Wedding Cake gepresst wurde – ziemlich angefixt. Das muss ich auch haben. Was läge also näher, als bei der Quelle direkt nach einem Grämmchen Wedding Cake zu fragen?
Leider hat mir die traurige Realität einen Strich durch meinen größten Jungleboystraum gezogen: An diesem Tag sollte es in der Dispensary KEIN Wedding Cake geben. Auf dem Menü standen lediglich drei Sorten Blüten: Mimosa #26, Gelato #33 und eine mir nicht weiter interessant vorkommende Sorte, die genau wie Mimosa auf orangige Duftnoten als Geschmacksträger setzt.
Daniel entschied sich für ein Gramm Gelato #33, ich wählte voller Vorfreude großzügig 1/8 Unze Mimosa #26. 1/8 Unze entspricht 3,5 Gramm und kostet im Falle des Mimosa ganze 54 USD. Also ein durchaus hoher Kurs von 15,42 USD pro Gramm. Aber hey, das sind immerhin die Jungle Boys und meine Erwartungen riesig. Da nicht nur meine Erwartungen riesig sind, sondern auch die unserer Leser, entscheiden wir uns dazu, ein paar Sticker der Jungle Boys für die deutsche Community mitzunehmen. Kostet wieder gut Geld, umsonst ist bei den Jungle Boys wahrscheinlich nicht mal der Tod. Jetzt müssen nur noch die Blüten halten, was sie versprechen, und alles ist gut.
Look and Feel der Mimosa #26
Das Aussehen der Blüten haut mich schon mal um. Lila-blau-grüne Blüten, dicke Buds, viele weiße Harzköpfe. Einziger Wermutstropfen: Bei dem Preis hätte ich statt eines popeligen Plastik-Baggies durchaus eine hübsche Glas-Verpackung erwartet. Aber sei’s drum, ab mit den Blüten in den Grinder, erst einmal eine Cone stopfen. Blunts befinden sich zu dem Zeitpunkt leider nicht mehr in unserem Besitz, was zugegebenermaßen nicht die allerbeste Voraussetzung für einen wirklich kompromisslosen Genuss und Test ist. Doch sei’s drum, in LA herrscht sowieso weitgehend Windstille und wenn es nicht für immer ist hält man es schon mal aus, seine abartig teuren Blüten in RAW-Papier rauchen zu müssen. RAW hält nämlich das exklusive „Papers-Monopol“ in Kalifornien, da ist nichts mit OCB, Gizeh und Konsorten. Aber das nur am Rande für alle Cali-Interessierten.
Taste and Smell der Mimosa #26
Mimosa #26 riecht genauso, wie ein Blick auf die Genetik erahnen lässt: Orangig. Mimosa stammt von Clementine und Fruit Punch ab, wobei ich eindeutig sagen muss, dass bei der 70-prozentigen Sativa-Hybriden Cannabissorte eindeutig das Clementine dominiert, während das Fruit Punch unterstützend das i-Tüpfelchen auf den Geschmack aufträgt. Die Sorte riecht fruchtig, definitiv, aber vor allem orangig. In etwa so, als würde man zu 3 Teilen Orangensaft noch 1 Teil orangenen Multivitaminsaft hinzugeben. Die von Symbiotic Genetics entwickelte Mimosa hat wahrscheinlich noch anders geschmeckt, schließlich haben wir es bei der Mimosa #26 mit einer von den Jungle Boys selektierten Variante zu tun.
In einen Joint eingerollt und angezündet ereilt mich dann jedoch eine Enttäuschung: Das Mimosa schmeckt nicht! Erstens schmeckt es verdammt dünn, also nicht etwa dezent, sondern wirklich lasch. Zweitens schmeckt es längst nicht so sanft wie gutes Bio-Weed und erzeugt auch nicht so eine schöne weiße Asche wie gutes Bio-Weed. Und damit meine ich nicht das scharfschmeckende Haze-Terpen Beta-Caryophyllen, sondern den für sich stehenden Geschmack von Dünger. Dass die Jungle Boys keine Freunde von 3-week-flush bzw. auf deutsch dreiwöchiger Spülung der Pflanzen sind, haben sie jedoch auch schon oft genug auf Instagram betont. Aber irgendwo muss das Kollektiv ja Kompromisse eingehen, um bei der momentanen Nachfrage nach Jungle Boys Weed genug absetzen zu können. Im Zweifel wird eben nur sehr kurz gespült und in Kauf genommen, dass sich in den verkauften Buds noch erhebliche Mengen Dünger befinden. Und der kratzt dann eben so penetrant und schmeckt nur entfernt und mit viel Fantasie nach Pflanze…
Der Rausch der Mimosa #26
Der Rausch war mild bis hart. Wahrscheinlich war ich durch den immer näher rückenden Abschied von jeden Tag Sonne und 30 Grad aber auch etwas aufgewühlter als an den vorhergehenden, 100% entspannten Tagen. Bis auf eine morgendliche Autofahrt, auf der mir Daniels Fahrstil latent zu viel war, wirkte die Mimosa jedoch angenehm sativa-artig. Eine Sorte, die etwas fröhlich macht und motiviert. Auf der anderen Seite keine Sorte, die abnormale Glücksgefühle verursacht. Ziemlich normal und bis auf die eine Autofahrt eher mild in der Wirkung. Locker, flockig, leicht.
Die Alternative zur Mimosa #26: L’Orange aus Vegas
An der Stelle bietet sich ein Vergleich mit einer anderen Sorte, die wir in den Staaten geraucht haben, mehr als an. Die L’Orange ist eine Sorte, von der ich in der Mega-Dispensary (NUWU CANNABIS) in Las Vegas 1 Gramm erstanden habe und die mich geschmacklich total an Chivers Orangenmarmelade erinnert hat. Orangig, aber auf eine eher bitter-süße Art. Eher das Aroma von Orangenschalen, so mein Gaumen. Es roch verglichen mit dem Mimosa von Jungle Boys noch etwas intensiver und der Geschmack beim Rauchen ließ keine Wünsche offen.
Wem es also um den Geschmack im Joint oder Blunt geht und gern mal eine Sorte testen möchte, die authentisch nach Orangenwald riecht, der unternimmt lieber einen Abstecher nach Nevada und testet das L’Orange. Wer gerne an seinen Buds riecht und vor allem auf die Optik der Jungle Boys Blüten steht, der kauft das Mimosa. Das sorgt wahrscheinlich auch für mehr Interaktionen in den sozialen Medien.
Apropos soziale Medien: Die Jungle Boys scheinen soviel zu produzieren, dass es auch auf dem europäischen Markt angeboten wird. Und wenn ich sehe, dass das Gramm Jungle Boys hier in Deutschland beim heimischen Instagramdealer nur 2-3 EUR mehr kostet als in Kalifornien im hauseigenen TLC-Shop, nehme ich auch mal stark an, dass da irgendwo Absprachen auf dem schwarzen Markt stattfinden. Auch auf dem Schwarzmarkt gelten die einfachsten marktbestimmenden Prinzipien.
Fazit Jungle Boys und Mimosa #26
Die Jungle Boys können Marketing. Auf Social Media teilen sie Entscheidungen, Vorhaben, Einsichten und Wissen mit der Community. Sie sind Fans von herkömmlichen Dampflampen und probieren auch immer mal wieder eine LED. Die Blüten auf Instagram strotzen nur so vor weiß-glitzernden Harzköpfen, die mit Blitzlicht gekonnt in Szene gesetzt werden. In der Realität gab es leider keine Wedding Cake Blüten zu kaufen, was ein erstes Ärgernis war und leider war das Weed von den Jungle Boys, was wir geraucht haben, allenfalls mittelmäßig. Das Gelato #33 genauso wie das Mimosa #26.
Da ich besonders das Mimosa #26 getestet habe, möchte ich dafür eine Wertung vergeben: 2/5. Begründung: Obwohl es sehr gut aussieht, viele Trichome bereithält und Gründer Ivan damit wahrscheinlich seinen Dad vorm Tod hätte retten können: Es schmeckt nicht gut, ziemlich nach Dünger und wirkt mittelmäßig. Gäbe es den großen Hype darum nicht, wären es 2,5 Sterne geworden, also absolute Mittelmäßigkeit. Da die Jungle Boys ihre mittelmäßigen Blüten aber nicht ökologisch unter Sonne wachsen lassen und ihre Indoor-Grows mit riesigen Hypetrains bewerben, gehe ich auf 2 Sterne runter, da meine Erwartungen wirklich riesig waren und ich im Vorhinein schon Zweifel hatte, ob ich hier das 6/5-Sterne-Urteil rausholen muss.