CBD ist wohl das gehypteste Cannabinoid in Legal-Cannabis-Deutschland. Zugegebenermaßen ist es auch das einzige, welches neben THC nicht mehr ganz unbekannt ist. Der Vollständigkeit halber muss an der Stelle jedoch auch gesagt werden, dass es auch viele Kiffer gibt, die noch gar nichts darüber wissen.
Letzteres trifft natürlich nicht auf uns zu und wahrscheinlich auch nicht auf die Leser dieses Artikels. Schließlich haben wir auch schon oft über CBD berichtet und uns auch schon den ein oder anderen Ärger mit unserer Berichterstattung über CBD eingehandelt. Denn in Deutschland ist CBD nach wie vor ein zweischneidiges Schwert und nicht nur der Hanf-Laden aus Passau kann wegen nicht psychoaktiv wirkenden CBD-Blüten von einer vollausgerüsteten Polizeieinheit gestürmt werden, sondern auch der brave Bürger von nebenan, der sich eigentlich nie Probleme einhandeln wollte. Im Zweifel kommt eine Mitteilung an die Führerscheinstelle und der ist es herzlich egal, ob die 1,1 Nanogramm THC pro ml Blut aus dem 0,2%-THC-Nutzhanf oder einer leckeren Amnesia kamen.
Alles eine Frage der Dimension
Manche Behörde stößt sich an Nutzhanfblüten zu Konsumzwecken, da man bei ausreichender konsumierter Menge auch davon einen Rauschzustand erreichen könne. Und das ist gar nicht so abwegig: Man verarbeite ein halbes Kilo CBD-Gras zu Rosin oder BHO. Dann hätte man, wenn man von einem bestmöglichen Ertrag ausgeht, 1 Gramm THC und 20 Gramm CBD herausextrahiert. Alles unter der Annahme, dass man eine 4%-CBD-Sorte mit 0,2% THC zu Grunde legt. Ihr seht, auch aus scheinbar THC-armen Blüten bekommt man ordentlich THC raus, wenn man nur groß genug denkt. Bei 4kg wäre man schon bei 8 Gramm THC, was beispielsweise das Oberlandesgericht Hamm gar nicht lustig fand, weil bei über 7,5 Gramm THC die nicht geringe Menge erreicht ist.
Das voranstehende Beispiel ist natürlich sehr hoch dimensioniert gewählt. Zum Vergleich der Größenordnungen: Legt man den Führerschein Grenzwert von 1ng/ml THC im Blut zu Grunde, dürfte ein durchschnittlicher Mensch mit 6l Blut bei hundertprozentiger THC-Absorption lediglich 6000 Nanogramm THC zu sich nehmen, was 0,000006 Gramm entspräche. Vergleich:
Ein Gramm CBD mit 0,2% THC enthält 0,002 Gramm davon. Und das ist schon einmal deutlich mehr THC, als die besprochenen 0,000006 Gramm. Reminder: Diese 0,…,06 Gramm THC darfst du maximal im Blut haben, wenn du von der Polizei kontrolliert wirst. Ansonsten gibt es Konsequenzen.
Bleibe ich nach einem CBD-Joint unter dem Grenzwert?
Gehen wir die Sache etwas feinfühliger an und nehmen lebensnähere Werte als Grundlage. Denn wir wissen in obenstehender Konstruktion leider nicht, zu welchem Anteil das konsumierte THC auch wirklich ins Blut gelangt.
Also stütze ich mich auf Studien über echte THC-Joints und setze die Ergebnisse in Relation mit den CBD-Blüten.
Laut der „Maastricht Studie“ (Link) erreichen Gelegenheitskonsumenten von normalen Joints nach dem Konsum Werte um die 100ng/ml THC im Blut. Gemessen 5 Minuten nach dem Konsum von 34mg THC.
Wie viel THC wäre das also bei einem 1 Gramm schweren CBD-Joint mit nur 0,2% THC-Gehalt? Ein Gramm CBD-Gras enthält maximal 0,002 Gramm THC, was 2 mg entspricht. Das eine Gramm CBD-Gras enthält also 17x weniger THC, als die verabreichte Menge in der Studie. Nach fünf Minuten würde man folglich 100÷17 ng/ml = 5,88 ng/ml THC im Blut haben. Also noch deutlich über der Freigrenze seitens der Führerscheinstelle. Nach dreißig Minuten Abstand zum CBD-Joint befinden sich dann analog zu den Ergebnissen der Maastricht Studie noch etwas mehr als 1,1 ng/ml THC im Blut, nach 45 Minuten dann deutlich weniger, als die Grenze von 1 ng/ml erlaubt.
THC-Werte im Blut in 5 Minuten-Schritten. Nach dem Genuss eines 1 Gramm CBD-Joints kann man nach ca. 35 Minuten wieder beruhigt ins Auto steigen, im Gegensatz dazu sollte man nach einem 1 Gramm THC-Joint mit 3,4% THC mindestens 6 Stunden Zeit vergehen lassen.
Diese Werte gelten lediglich für seltene Gelegenheitskonsumenten. Mehr Informationen dazu im Fazit.
Wir sehen: Beim Konsum von einem 1-Gramm CBD-Blüten-Joint ist man laut Grenzwertbestimmung der Behörden erst nach dreißig Minuten fahrfähig.
Bei DIY Konzentraten kann es gefährlich werden:
Wenn wir jetzt nochmal zu unserem CBD-Dab-Gedankenexperiment zurückkommen mit den 4%-CBD und 0,2%-THC-Ausgangsblüten, wird die ganze Sache noch deutlicher: Denn wenn wir von einer vollständigen Trennung von Cannabinoiden und Pflanzenteilen beim Extrahieren ausgehen, haben wir ein Konzentrat mit 95,23% CBD und dementsprechend 4,77% THC. Davon ein Gramm konsumiert und der THC-Wert entspricht in etwa dem, was ein 1 Gramm-Joint mit schlechtem Straßengras aufweist. Oder anders verglichen: Ein Gramm unseres DIY CBD-Dabs enthält mehr THC, als eine bei der Maastricht-Studie verabreichte Menge Dosis THC. 47 mg vs. 34 mg. Könnte also gut 8 Stunden dauern, bis man nach solch einem Dab wieder fahren darf.
Ihr seht, dass man bedingt durch die geringen CBD-Werte vieler europäischer Nutzhanfsorten sogar nennenswerte und vergleichbare THC-Mengen extrahieren kann. Das lässt sich damit erklären, dass das Verhältnis von CBD zu THC bei Sorten wie in unserem Beispiel 20 : 1 beträgt.
Nicht umsonst existiert letzten Endes auch die strenge Vorschrift, dass man CBD-Blüten nicht ohne behördliche Kontrolle weiterverarbeiten dürfe. Ich schätze, der Staat ahnt, dass sich findige „Cannabis-Tee-Konsumenten“ aus rauhen Mengen CBD-Gras THC-Konzentrat herstellen könnten. Das will man nicht und deshalb wird in Passau auch Jagd auf CBD-Shops gemacht und in Hamm werden Händler zurechtgewiesen.
Fazit: CBD-Konsum und Führerschein
Je nach konsumierter Menge, Häufigkeit des Konsums und Zeitabstand zwischen Konsum und Kontrolle, können bereits CBD-Joints zu einer Grenzwertüberschreitung führen.
Bei Konzentraten ist besondere Vorsicht geboten, denn ein Gramm „CBD“-Konzentrat ist zwar schnell weggedabbt, doch bezüglich des THC-Grenzwertes eine ganze Weile nicht in der sicheren Zone. Deshalb empfehlen wir für alle, die im Recht bleiben wollen, entweder nur leichte CBD-Joints zu rauchen und danach eine halbe Stunde zu warten oder im Falle der Konzentrate auf die zahlreich erhältlichen CBD-Kristalle mit zum Teil DEUTLICH weniger als 0,2% THC, verglichen mit 4,77% im DIY-Konzentrat, zurückzugreifen.
Dieses CBD-Isolat ist dabei übrigens auch der Preisleistungssieger, wenn man mal die reinen Mengen an CBD im Endprodukt vergleicht. CBD-Öl kommt knapp danach und an letzter Stelle, mit gebürtigem Abstand, die Blüten.
P.s.: Ausschlaggebend für die tatsächliche Menge THC in eurem Blut sind zahlreiche Faktoren wie:
- Wie viel THC ist in den CBD-Blüten tatsächlich enthalten
- Sportliche Aktivitäten des Konsumenten
- Häufigkeit des Konsums (24/7, 1x die Woche, einfach immer,…)
- Konsumform (Rauchen, Edibles, …)
Edit: THC-COOH – geht vom Abbauprodukt des THCs eine noch größere Gefahr bezüglich des Führerscheins aus?
Diese ganzen vorangestellten Werte und Berechnungen gelten lediglich für das aktiv im Blut befindliche THC. Falls ihr zu einem Urin- oder Bluttest genötigt werdet, habt ihr jedoch noch ein ganz anderes Problem: Nämlich die THC-COOH-Abbauprodukte. Die machen euch zwar nicht high, zeigen den Behörden aber mit relativ hoher Genauigkeit, wie oft ihr kifft bzw. in den letzten Tagen gekifft habt. Und leider sind solche Abbauwerte auch im Urin (und auch Blut) zu finden, wenn ihr „nur“ Produkte mit weniger als 0,2% THC konsumiert. Das gemeine an THC-COOH? Der Abbau dauert ewig und findet exponentiell statt. THC-COOH weißt eine sogenannte Halbwertszeit von 6 Tagen auf, die angibt, dass sich die Menge THC-COOH im Körper nach 6 Tagen halbiert. Falls ihr initial 100 ng/ml THC-COOH im Blut habt, habt ihr nach 6 Tagen nur noch 50 ng/ml. Nach 12 Tagen 25, nach 18 Tagen, 12,5 und so weiter… . Wer jeden Tag CBD-Joints bufft, hat dementsprechend ein größeres Problem, als der Wochenendkonsument. Denn dadurch, dass sich das THC-COOH deutlich langsamer als THC abbaut, stockt ihr den Wert bei sehr regelmäßigem Konsum jedes Mal auf und gebt ihm keine Chance, sich wieder abzubauen.
Leider gibt es dazu (noch) nicht so konkrete Werte wie zu den THC-Blutwerten durch die Masstricht Studie. Wir wissen lediglich, dass laut Strafverteidiger Schüller ein Mandant nach einem intensiven Cannabis-Urlaub in Amsterdam einen THC-COOH-Wert von 163 ng/ml im Blut aufwies und dass die behördlichen Grenzwerte je nach Bundesland zwischen 10ng/ml und 100 ng/ml liegen. Dabei wird stets mit dem aktiven THC-Wert verglichen, um den es im sonstigen Artikel ging. Ist der normale THC-Wert unter 1ng/ml, habt ihr in den allermeisten Fällen nichts zu befürchten. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.