Die allerbeste Pfeife zum Kiffen ist eine Sebsi.
Das elegante Rauchgerät besteht aus einem langen, dünnen Holzrohr mit einem winzigen Tonkopf. Man kann nur ein oder zweimal an einer Füllung ziehen. Dafür schmeckt das dann immer wie der erste Zug von einem frischen Joint. Je länger die Pfeife und je kleiner der Kopf, desto angenehmer der Rauch. Die gesteckten Pfeifenrohre sind meist um die 30 cm lang, können auch gerne mal 60 cm erreichen.
Die Sebsi ist die traditionelle Pfeife aus dem Maghreb, also Marokko, Tunesien und Algerien, wo schon immer gern geraucht wurde, egal ob Tabak oder Hanf. An den Fürstenhöfen dort war das Pfeiferauchen ein wichtiges Ritual. Der Familienname der einflussreichen Essebsi, die den amtierenden Präsidenten Tunesiens stellen, leitet sich ab vom königlichen Pfeifenwart. Im Maghreb aber rauchen nur noch alte Leute die traditionelle Rohrpfeife.
Die jüngeren bevorzugen Joints, landestypisch mit Zigarettenfiltern. Ich lernte das Sebsirauchen in Maastricht kennen. In einigen Coffeeshops lagen die aus, vor allem in solchen, die sehr teures, marokkanisches Haschisch auf der Karte hatten. Die Pfeifen dienten eigentlich nur zum Probieren, aber man konnte sich durchaus Nachmittage und Abende damit beschäftigen.
Bevor ich die marokkanische Pfeife rauchte, kannte ich sie aus einem meiner Lieblingsbücher M’hashish von Mohamed Mrabet und Paul Bowles.
Meine erste Freundin, die selbst sehr großen Respekt vor jeglichen Drogen hatte, fand es im Bücherregal ihrer progressiven Eltern und schenkte es mir. Das mit der Freundin hielt nicht, M’hashish aber wurde mir zur persönlichen Kifferbibel. Der Titel bedeutet natürlich „gewaltig bekifft“. Die Kurzgeschichten handeln vom Leben der Rifberber in Marokko, auf dem Land bei ihrem Kiffeld, meist aber in der Stadt, in den 1950er Jahren unter französischer Kolonialverwaltung.
Die tapferen Berber müssen da allerhand Unbilden trotzen, neben der französischen Polizei bereiten ihnen auch alkoholtrinkende Freunde oder strenggläubige Nachbarn Ärger. Säufer und Islamisten kann man mit einem Pfeifchen zur Vernunft bringen, die Polizei kriegt selbstverständlich nichts ab. Meistens nimmt es ein gutes Ende, sterben muss im ganzen Buch nur ein niederträchtiger Hanfdieb.
Der Autor, Mohamed Mrabet, lebt heute noch in Marokko und arbeitet als Künstler.
Er ist wohl immer noch Analphabet und erzählt die Geschichten in seinem Dialekt, Paul Bowles transkribierte sie und brachte sie heraus. Die Sprache ist edel, unverschnörkelt und präzise, man erkennt den geübten Schriftsteller und Übersetzer hinter dem Projekt. Die Energie der Geschichten, die Pointen und der kompromisslos trockene Humor aber kommen vom Erzähler Mrabet. Gleich im ersten Kapitel startet es mit saftigem, außerehelichem Sex, natürlich ohne alle Liebe, sondern als Waffe im Machtkampf, wenn Frau ihrem Mann einen Denkzettel verpasst. Wirkliche Verbundenheit und menschliche Nähe gibt es bei Mrabet nur manchmal, unter Männern, die gemeinsam die Kifpfeife rauchen.
Und mit Freunden zu Hause ist so eine Sebsi wirklich eine echte Empfehlung.
Für Unterwegs ist die Sebsi leider nur bedingt geeignet. Das lange Rohr könnte man im weiten Ärmel eines traditionellen Gewandes verschwinden lassen. Aber für moderne Kleidung ist sie etwas unhandlich. Außerdem braucht es zur Pfeife noch Ausrüstung, Nadel und Backstäbchen zum Reinigen und natürlich Messer und Brett, um die richtige pulvrige Mischung herzustellen. Kurze, zerlegte Pfeife und fertige Mische im Filmdöschen allerdings passen gut in einen Rucksack und sind, vielleicht nicht Festivaltauglich, doch schöne Begleiter zu einem gemütlichen Picknick.
Wo kriegt man eine?
Die gedrechselten Pfeifenrohre gibt es ab und zu in deutschen Headshops. Die kosten dann auch nicht mehr als 20 Euro. Die winzigen Tonköpfe aber habe ich bisher noch nicht in Deutschland gesehen. Leider braucht man von denen aber einige, denn es sind Verschleißteile. Beim Einrauchen und anpassen zerbrechen immer welche, oft sitzen sie nur richtig, wenn noch ein Zigarettenpapier als Dichtung aufs Rohr gewickelt wurde.
Manchmal fällt dann auch eines herunter und schließlich geben sie irgendwann von alleine dem Geist auf. Die Headshops in Maastricht hatten immer welche, die kosten da auch nur wenige Cent, nur gab es nie genug. Eine zuverlässige Quelle für Pfeifen und Köpfe ist der Shop Morocco. Allerdings sollte man genug auf einmal bestellen, da ein Paket aus Spanien gut 10 Euro Versand kostet.
Falls ihr noch eine Bezugsquelle für die schönen Pfeifen wisst, schreibt uns einen Kommentar.
Links:
Pfeifen beim Shop Morocco:
Toller Bericht. Ich bin gerade in Tétuan (Marokko). Die Märkte sind voll von diesen schönen Pfeifen. Die einfachen gibt’s ab 3,50€, kunstvollere ab 10€. Ich könnte mich erkundigen, ob und zu welchem Preis man die Teile nach Deutschland schicken kann.
Der Aufwand lohnt sich aber nur, bei einer größeren Bestellung.
Viele Grüße
Freut mich, daß der Bericht gefällt! Vielen Dank!
Pfeifen findet man in Deutschland schon gelegentlich. Und wenn man mal ein paar hat, gehen die nicht so schnell kaputt.
Problematisch ist eher der Nachschub der kleinen Tonköpfe. Die sind wahrscheinlich zu billig, dass sich systematischer Import für die wenigen deutschen Kunden nicht lohnt.
Ich kenne die Sebsi-Pfeife aus meiner Zeit als ich in der Argan-Region unterwegs war. Der dort übliche Gebrauch ist einfach. Das Kif, so nennt man hier die grünen, getrockneten Blattschnipsel, wird ohne Tabak geraucht. Die richtige Dosis hat man ereicht, wenn man drei volle Pfeifenköpfe raucht. Das Kif gilt in der Bevölkerung als gesund. Man kann es jedoch nur im Norden kaufen.
Danke für diesen authentischen Reiseeindruck. Du besitzt nicht zufällig noch passende Fotos…?
Das Buch hab ich gelesen und meine 67cm Sebsi möchte ich nicht missen! Die Köpfe bekommt man in Marokko sehr günstig (da kannst du auch mal 200 mitnehmen) und es gibt oft günstige Flüge (alles andere ist auch sehr günstig und sehr beeindruckend) 😉