Einmal Holland und zurück – Cash, Gras und Casino
Meine Tasche war gepackt. Ich machte mich auf den Weg zum Treffpunkt der Mitfahrgelegenheit. Ich musste einfach mal wieder raus aus Berlin. Mein Ziel war Düsseldorf. Der Zeitpunkt war nicht der günstigste, da ich mal wieder wie so oft fast pleite war. Es war noch nicht mal Mitte des Monats, dennoch hatte ich nur noch 150€, ihr kennt das sicher. Davon waren 60 Euro schon eingeplant für die Fahrt, hin und zurück.
Aber ich ließ mich nicht beirren.
Da das Pleite sein eh nix Neues für mich war, wusste ich, überleben tut man ja irgendwie immer. Ich freute mich auf meine Freunde, besonders auf meinen besten Freund. Der mich vom Hauptbahnhof abholen wollte, hoffentlich hatte er schon fertig gedrehte Joints dabei.
6 Stunden später und genervt von dem Fahrer, der mich konstant zu gequatscht hatte, kamen wir endlich an. Ich nahm meine kleine Tasche und suchte schleunigst das Weite. Mein Bester wartete bereits auf mich.
Als er meinen genervten Blick sah, fing er an zu lachen und sagte:
„Lass uns in den Park gehen, ich hab schon ein paar vorgedreht.“
Wir holten uns auf dem Weg noch ein leckeres Milchshake, jetzt ab ins Grüne! Nachdem wir uns beide auf den neusten Stand brachten, ein wenig philosophierten, kamen wir auf das alte, leidige Thema Geld.
Er war auch wieder fast pleite und wir beide hatten keine Ahnung, wie wir an Geld rankommen könnten. Umso mehr mir der Rauch vom Gras in den Kopf stieg, desto müder wurde ich.
Die Sonne grillte mich wie mich ein Hähnchen auf dem Grill.
Ich wollte mich ausruhen, also fuhren wir zu seiner Schwester. Sie bot mir auch eine Möglichkeit zum Übernachten. Nach einem köstlichen Essen schlief ich auf dem Sofa ein. Die Sonne weckte mich am nächsten Morgen. Barfuß tapste ich ins andere Zimmer, weckte ihn und flüsterte:
„Lass uns einen Kurztrip machen nach Holland! Und Pokern im Casino!“
Er lachte, aber als er in mein Gesicht schaute und sah dass das kein Scherz von mir war, rieb er sich die Augen, überlegte kurz und stimmte meiner Idee zu.
Er besaß eine Bahncard und wir buchten die Tickets, die zu meiner Überraschung nicht sehr teuer waren. 2 Stunden später saßen wir im Zug Richtung Venlo. Die Lieblingsdestination für Kiffer in Nordrhein-Westfalen, die einen kurzen Abstecher nach Holland machen wollen. Die Fahrt nutzte ich um eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Es sollte das Inn d’n Acht werden, ein kleines Bed and Breakfast Hotel, was unser Budget nicht sprengte.
Es lag zentral und sah recht einladend aus. Angekommen und als unsere Taschen abgelegt waren, war unser erster Weg, drei Mal darfst du raten? Natürlich zum Coffeeshop! Dort gönnten wir uns erstmal leckeres Gras.
Ich recherchierte in welchen Casinos Poker angeboten wurde. Ich fand sehr schnell ein Turnier das abends stattfinden sollte.
60 Euro „Buy in“ mit 50 Leuten maximal.
Perfekt. Ich klingelte durch und meldete uns an. Nachdem die Frau mir ausführlich die Kleidervorschrift erklärte und ich Gott sei Dank daran gedacht hatte, mir ein Kleid und Pumps mitzunehmen, rauchten wir direkt noch einen, um unsere Vorfreude zu feiern.
Völlig High, liefen wir bis wir spätnachmittags durch die Stadt, bis wir wieder im Hotel ankamen. Wir legten uns für ein Stündchen hin. Dann wurde es Zeit sich ready zu machen. Ich haute total auf die Kacke! Nach einer Stunde sah ich aus, als ob ich zu einer Filmpremiere mit Daniel Craig gehen würde.
Kurzes blaues Kleid, schwarze Pumps und ein Make Up, was sich sehen lassen konnte.
Ich gefiel mir im Spiegel und war bereit. Wir wollten ein bisschen eher da sein, damit wir davor noch einen rauchen konnten. Mit dem Taxi tuckerten wir los. 15 Minuten später standen wir vor dem Casino. Der Joint in der Hand war selbstverständlich mit dabei. Wir redeten uns ein, wenn wir nichts gewinnen, vollkommen pleite zurück nach Düsseldorf fahren. Ist das Okay! Wir hatten Spaß.
Los ging‘s.
Es gab ein extra Abteil für die Pokerspieler. Als ich die Pokerspieler sah, die mit ihren Kapuzenpullis schon an den Tischen saßen, fühlte ich mich leicht fehl am Platz. Klar, mit meinem Outfit. Ich fragte mich, warum die Frau mir etwas von „Kleidervorschrift“ erzählt hatte.
Naja, es war zu spät. Also Bauch rein! Brust raus! So stolzierte ich zu meinem Platz. Das Turnier begann. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich sah die amüsierten Blicke von den Männern die an meinem Tisch saßen. Ich wurde jedoch schnell ruhig und die Radiomusik, die im Hintergrund leise lief, half mir dabei. Von da an lief es wie am Schnürchen! 10 Min später war ich „All in“ und verdoppelte mit Drilling „3“ gegen ein Paar „Könige“ und das änderte alles.
Die amüsierten Blicke verwandelten sich zu Respekt. Das nutzte ich für mich. Stell dich doof, spiel klug.
Ich lächelte naiv.
Mein bester Freund flog als Elfter raus. In der Pause liefen wir schnell raus, rauchten noch einen Joint. Wünschten mir Glück und wiederholten es wie ein Mantra. Und es half!
Ich wurde Zweite. Ich verlor mit einer besseren Hand, aber gewann 1200 Euro. Wir jubelten und liefen durch die Stadt bis zum Morgengrauen. Am nächsten Tag ging es zurück nach Düsseldorf. Wir hatten Gras und etwas Haschisch in unserer Reisetasche versteckt und eine Portmonee voll mit Gelscheinen.
Angekommen in Düsseldorf, machten wir das was wir immer taten. Wir holten uns ein Milchshake und setzten uns ins Grüne…