16:30, 10 Minuten nach 4:20. Daniel und ich sitzen an der Herengracht und rauchen Thin Mint Girl Scout Cookies. Eine leckere Sorte mit Avancen zum samtigsten Gras, welches meine grünen Lungen je gespürt haben. Superlative sind natürlich immer gefährlich, nagelt mich also nicht drauf fest. Daniel und mich hat das 20€-High-Class-Gras durchaus positiv überrascht – auch wenn Gras trotz samtigster Lungenschmeichler niemals 20€ kosten sollte. 1 Gramm wohlgemerkt.
Doch gehen wir ein Stück weiter zurück auf der Zeitachse. Gestern gegen 19:30 bin ich nach 11 mehr oder weniger unterhaltsamen Stunden in den Services der deutschen Bahn endlich in Europas Gras-Mekka angekommen. Also in dem klassischen, da oben in der Triple-X-Hansestadt Amsterdam. Zuerst ging es durch leichten Nieselregen vorbei an regenmanteltragenden Blasmusikern, die Ihre Version des Bass-Lieblings „Seven Nations Army“ darboten. Einige Irrwege mit Gepäck an Bauch und Rücken, die 5 Brennweiten und videografischen Gerätschaften möchten schließlich auch transportiert werden, weiter, sah ich mich dann endlich dem heimeligen Favoriten unter den Coffeeshops, dem Siberië, gegenübergestellt. Sehr gut, hier gab es in der Vergangenheit das erste Super Silver Haze, das mich nachhaltig zum Fan der Sorte gemacht hat.
Heute stand 24K-Temple-Ball-Hasch für 10,50€ auf der Karte, weshalb ich zu dem Angebot keinesfalls nein sagen konnte.
Dazu noch Strawberry X Banana Kush für 12€ das Gramm und ein Thai-Landrasse-Import für 4,50€. Guter Deal, auch wenn ich mich im Falle des 12€-Exoten ein bisschen darüber ärgere, dass ich immer wieder meine “Maximal-Gras-Preis-Grenze” überschreite. Aber im Schnitt hat mich der Einkauf nur 8,50€ pro Gramm Cannabis-Exquisat gekostet und sogar die Landrasse sollte sich am nächsten Morgen nach kurzer Nacht als ideal erweisen. Denn solch eine mäßig potente Sativa ist einfach das richtige Maß an leichter Kost für den Morgen nach dem großen Raucherlebnis.
Lustig war die prophetenhafte Begegnung mit ein paar Phillipinos, vielleicht zehn an der Zahl, die mich schüchtern fragten, wo es das beste von jenem gäbe. Der Anführer der Gruppe zeigte dabei unverhohlen auf meine Hände, die gerade bestes Kush versuchten zu zermahlen und dabei klebrig scheiterten. Ich sagte ihnen, dass der Coffeeshop jener Delikatesse nur 50m um die Ecke gelegen ist. Er bedankte sich höflich, musste sich jedoch eine Aufforderung meinerseits gefallen lassen, mir doch bitte einen Crusher mitzubringen, da ich getrennt vom Gepäck dieses nicht mehr anzulegen vermochte, und zudem bedacht, es nicht aus dem Blick zu lassen. Kurzum: Ich konnte aus Gründen der Bequemlichkeit nicht selber noch einmal die 50m in den Coffeeshop zurückgehen und benötigte einen „Komplizen“. Fragen kostet ja nichts.
Erwartungsgemäß kam er nicht mit einem Crusher zurück oder gar überhaupt. ABER: und jetzt kommt‘s: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Frei nach diesem Motto haben mich die Phillipiner, die zu Hause unter immenser Drogen-Prohibition leiden, nach ca. einer Stunde, von zu Fuß in ein Ausflugsboot gewechselt, erneut passiert. Und wie süß: Sie haben ausufernd gewunken. Und ich zurück. Wie man das so macht. Einen Crusher besitze ich nach wie vor nicht.
Familien mit Kindern.
Da ist der 17-jährige Teeni, der sich bei Mami über unerfüllte Wünsche an den Urlaub beschwert. Es geht um Geld, in etwa, dass Mami zu viel für sich und Dad ausgegeben habe, während der 17-jährige NUR für 120€ ins Dungeon gehen durfte. Oder so ähnlich, jedenfalls lautet das Fazit zu diesem unfreiwillig amüsierend komischen Gesprächsmitschnitt: Undankbares Kind. In dem Moment seiner trotzig traurigen Reaktion überlegte ich stets, ob ich ihm das Fruchtmix-Kush, das Thai-Landrace oder das 24K-Hasch zustecken sollte. Denn, und das ist klar: Der sehnlichste Wunsch des Jungen war die Verköstigung des gelobten Amsterdamer Weeds, was einen alle Wünsche auf Duisburger Hecke auf ewig zerschlagen wird. Sollte doch auch im Interesse der Mutter sein…
Daniel und ich fragen uns zuweilen, welche Motivation die kläglich dreinblickenden, durch immerwährende Gehaltserhöhungen und damit steigenden Ausgeben im Hamsterrad der 30 Urlaubstage-Arbeitsverhältnisse gefangenen Touristen in die Stadt der Liebe treibt. Liebe scheint manchen sehr fern zu sein, wenn man in scheintote Gesichter ausflugsbootfahrender Menschen schaut.
Amsterdam ist als nordeuropäisches Venedig ziemlich einzigartig unter den immer gleicher werdenden Großstädten. Die Stadt Amsterdam verbreitet einen wohligen Charme, selbst wenn ihre meisten Besucher ziellos umhergeistern. Viele junge Menschen, bei weitem nicht ausschließlich Hippies, prägen das Straßenbild genauso wie geschäftig umherwandelnde Angestellte, die sich in geziemter Großstadtmanier erst gegen 19:00 zu einer riesigen Rush-Hour-Walze aus Fahrrädern, Fahrrädern und einigen Autos, oft auf elektrischer Basis, und auf der Straße umhergeisternden Midlife-Crisis-Pärchen zusammenrotten. Ja, Amsterdam ist eine der Städte, wo man beim Abbiegen mehrmals nach rechts und links schauen sollte. Wenigstens geht die meiste Gefahr zum Glück fast nur von Zweirädern aus, welche bei etwaigen Zwischenfällen deutlich weniger bleibende Schäden als ihre vierrädrigen Blechbüchsen hinterlassen sollten.
Man kann im europäischen Ausland natürlich keinen Döner wie in Berlin erwarten, aber Uhrzeiten wie 23:50 zwingen einen manchmal zu vermeintlich unvernünftigen Entscheidungen. Diesmal war die „nicht-deutsche“ Interpretation des Döners ganz passabel, auch wenn man auf Features wie Fladenbrot und spacige Soßen verzichten musste. Chicken oder Kalb stand zur Fleischauswahl, das Hähnchen im Weizen-Etwas und bisschen Salat und Ketchup war im Endeffekt sogar ziemlich lecker. Ungefähr wie ein Pulled Pork Burger.
Thema kiffen: Daniel und ich sind beide Freunde guten Haschs. Daniel dreht sich dazu gern das Hasch in eine Zigarette ein, ich als Tabakverschmäher gönne mir Königsmische(n).
Das 24K-Hasch ist richtig lecker fluffig und Schoko-Braun. 28% THC.
Gorilla-Glue-Hasch und Milk Shake Kush Hasch haben wir uns auch gekauft, alle richtig lecker. Das Gorilla Glue Hasch ist eindeutig ein Dry Sift und damit ziemlich nahe dem Kief im Grinder und entfaltet eine upliftende Wirkung. Während ich das 24K-Hasch im Siberië gekauft habe, stammen die anderen beiden Sorten aus den Boerejongens, wo wir auf Tipp einiger Leser unbedingt mal vorbeischauen wollten. Leider hatte ich meinen Ausweis lediglich als Bild auf dem Handy dabei, weshalb lediglich Daniel den Laden betreten durfte. Aber bitte ohne Mütze!
Die Mitarbeiter waren etwas frech, aber irgendwie auch total lässig. Die Blüten nicht so verlockend, das Hasch für je 10er Kurs total ok.
Kulinarisches Angebot
Unterwegs gab es Vla, Chokomel, Gurken-Minze-Cayenne-Pfeffer-Limo und standesgemäß Pomms. Pomms, wie Pommes, ein Nationalgericht und nicht zu vergleichen mit den pappigen Kartoffelstängeln bei McDonald‘s. Das Frühstück im Hotel war gut, aber auch erwartbar bei 150€ die Nacht. Last Minute ist manchmal nicht die günstigste Buchungszeit…
Fazit Daniel: Amsterdam ist erschwinglicher als gedacht.
Auch ich finde, bis auf sündhaft teures Cali-Import-Weed waren unsere Abstecher in die etwas kleineren Coffeeshops preislich vollkommen gerechtfertigt. Selbst das 20€-Weed aus dem Kooi war überraschender Weise sein Geld wert. Ein Lungenschmeichler eben.
Für uns geht es jetzt erstmal nach Kalifornien. Ihr hört von uns!