Diese Geschichte ist komplett erfunden, hierbei handelt es sich um pure Fiktion!
Auf 180km/h ist der Tempomat eingestellt, die Autobahn ist leer auf den Sonntagvormittag, mein Kopf ist aber voller Gedanken. Obwohl ich diese Art von Ausfahrt schon zum 8.ten mal mache, scheint irgendwas in der Luft zu liegen, nichts Gutes. Im Auto befinden sich 30.000€ und jede Menge Nervosität. Achim, der die Käufer ausfindig macht, hat für den heutigen Tag, den bisher größten Fisch an Land gezogen. Er garantiert, dass es stabile Kunden sind, die keine Faxen machen. Ich fahre von der Autobahn ab, bin nun irgendwo in der Nähe von Kiel angekommen und hole Stefan ab. Stefan ist 40 Jahre alt und ein Norddeutscher Hüne, sein kompletter Körper ist mit Tattoos übersäht, er ist der Prototyp Reeperbahn-Zuhälter. Immer, wenn ich mit ihm im Auto saß, hatte ich das unterschwellige Gefühl, sofort von den Cops rausgezogen zu werden, aber trotz seiner kriminellen Vita, hat er noch nie eine Anzeige kassiert.
Es lebe das Paradoxon
Er ist für die Sicherheit und die Übergabe des Geldes verantwortlich und achtet auf mich, da ich mit den Jungs erst 2 Jahre zusammen arbeite. In deren Kreisen nur eine kurze Zeitspanne, wo einem selbst bei bomben Sympathie immer noch nicht zu 100% über den Weg getraut wird. Unser nächster Halt liegt in Dänemark, dort findet die erste Übergabe statt, Geld gegen Drogen. Dieser Part ist in den letzten Monaten schon zur Routine geworden. 30km hinter der dänischen Grenze fahren wir in ein Dorf, wo wir das Dope bekommen. Die Jungs, die das Dope klar machen, kennen wir auch persönlich, sie gehören zu uns. Unser Team umfasst 7 Leute. Der eine Teil besorgt die Drogen aus Süd-Amerika, dann gibt es die Akquise, die von Achim übernommen wird und dann sind da noch Stefan und ich, die für die Fahrten zuständig sind. Es gibt aber auch noch einen Part, den niemand aus unserer Truppe übernimmt – und das ist die Übergabe. Dafür nehmen wir immer jemanden der broke ist und dem das Risiko egal ist, geschnappt zu werden. Keiner von uns ist mit dieser Person im direkten Kontakt.
Wir geben unseren Jungs die 30.000€ und erhalten etwas mehr als 12kg Cannabis. Diese 12kg sollen uns 2 ½ Stunden später eigentlich 80.000€ einbringen, also 50k plus. Unsere Standard-Einkäufer nehmen uns für gewöhnlich immer 5 kg ab, aber der neue Einkäufer will 12 kg haben. Allein diese Tatsache macht mich nervös. Nicht, dass ich mit 12kg Dope im Kofferraum Richtung Lübeck fahre, sondern weil neue Umstände mich nervös machen. Die Käufer müssen am oberen Ende der Unterwelt mitmischen. Angeblich sollen sie aus Thüringen kommen und dort ein neues Business hochziehen.
Der Tempomat ist wieder auf 180 km/h eingestellt, wir gleiten Richtung Lübeck in dem Volvo V70.
Ganz im Gustavo Fring-Stil. Der Volvo kommt aus Osteuropa, wurde nie in Deutschland angemeldet und am frühen Morgen hatte ich noch geklaute deutsche Nummernschilder an die Karre geschraubt. Solche Geister-Autos habe ich für jeden Einsatz besorgt und sie wurden immer nur einmal genutzt. In Lübeck gibt es einen wunderbaren Parkplatz, den man mit einem Fernglas aus knapp 1km Entfernung beobachten kann. Dort stellten wir den Wagen ab. Dieser Part gefiel mir persönlich nie, obwohl keine Menschenseele in der Nähe war. Ich fühlte ich mich beobachtet. Stefan setze sich in ein Café, das nur ein paar hundert Meter entfernt war. Sein Motorrad hatte er schon am Tag davor nach Lübeck gefahren. Falls dem Typen, der die Ware an die Kunden übergeben soll, einfallen würde einfach mit dem Auto abzuhauen, würde Stefan ihn 2 Minuten später catchen und ihm höchstwahrscheinlich einen mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt bescheren. Dies sollte aber nicht passieren, da Achim den Menschen, die die Übergabe machen, immer sehr deutlich klar gemacht hat, was passiert wenn er Faxen macht, oder mit der Polizei redet. Vor den Jungs ist man nirgendwo sicher, egal ob im Knast oder im normalen Leben, die bekommen dich.
Ich ging zu Fuß zu meiner Aussichtsplattform. Nun mussten wir 2 Stunden warten, bis die Übergabe stattfinden sollte. Ich konnte die Nervosität einfach nicht loswerden, ich wusste das etwas gewaltig schief gehen würde. 1 Stunde vor der Übergabe kam der Strohmann, er setzte sich ins Auto und wartete nun auf die Kunden. Er wurde von Achim instruiert, was er machen soll. Ins Auto einsteigen, sich ausgeben als würde er der Mann sein, mit dem er in Zukunft Geschäfte macht und der Drahtzieher hinter der ganzen Sache sein. Man braucht immer einen Schuldigen im Notfall, das hat sich über die Jahrzehnte so bewährt. Immerhin bekam er 5000€ für diese Aufgabe. Der Mann war sehr dünn, südländischer Abstammung und sein Gesichtsausdruck war fast schon jämmerlich. Aber Menschen, die solch ein Risiko auf sich nehmen, gab es zu der Zeit nicht so häufig. Da musste man nehmen was kommt.
Weg hier
Es kamen 2 Männer auf den Parkplatz, die Abnehmer. Unser Strohmann stieg aus, öffnete den Kofferraum. Die beiden Männer begutachten das Weed. Ich sah, dass 4 weitere Autos zum Parkplatz kamen… Mir war sofort klar, dass es die Cops waren. Stefan fuhr sofort weg, ich hatte ausreichend Abstand zum Ort des Geschehens. Der Strohmann wurde von den beiden Männern auf den Boden geschmissen, ein Knie vom Polizisten war direkt in seinem Gesicht, man konnte formlich hören, wie sein Kiefer brach.
Ich schrieb Achim eine SMS, dass der Deal geplatzt sei, rief mir ein Taxi und fuhr nach Hamburg. Dort traf ich mich mit den Jungs und wir reflektierten den Tag und was wir beim nächsten Mal besser machen können. 7 Tage später machten wir wieder einen Deal. Diesmal lief alles glatt und wir hatten 60k plus gemacht. Es lebe der Schwarzmarkt.