Es ist gar nicht mal so einfach, die beiden Grundbedürfnisse Cannabis und guten Schlaf unter einen Hut zu bekommen. Was in Hinblick auf die stark beruhigende bis einschläfernde Wirkung dicker Joints erstmal abwegig klingt, ist jedoch gar nicht so weit hergeholt. Denn wenn du dich ganz genau an deine letzte Nacht nach einem Joint erinnerst, wird dir vielleicht auffallen, dass du nicht geträumt hast. Oder deutlich ausgeschlafener aufgewacht bist. Oder nach dem aufwachen noch total zerknautscht warst…
Der Joint, Dab oder Brownie vorm schlafen gehen wirkt sich stark auf dein Schlafverhalten aus. Gestern wieder schön beobachtet: Ich habe früh ein etwas zu großes Stück Brownie gegessen und war, mit kurzen Unterbrechungen, von 16:30 bis 7:40 am nächsten Tag im Schlafmodus. Dieser Fall entspricht natürlich nicht der Normalität, sondern ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass die konsumierte Menge etwas zu ambitioniert gewählt war. Setting, nüchterner Magen, fast ein Gramm im Stück Brownie – unter den Umständen kann es schon mal passieren, dass man etwas früher ins Bett muss :D.
Ein häufigeres Szenario ist wahrscheinlich die berühmte Gute-Nacht-Lunte, der große Bruder vom Feierabendjoint. Auch er kann unter den richtigen Umständen, zum Beispiel bei ausgeprägter Geborgenheit, ein unwahrscheinlich effektiver Einschlaf-katalysator sein. Ich persönlich kenne einige Kiffer, die spät abends vorm einschlafen noch einen Gute-Nacht-Joint zünden. Doch bringt es das überhaupt? Klar, das könnte man sich beim kiffen immer fragen. Aber an der Stelle soll es nur darum gehen, ob die gewählte Menge nicht gewinnbringender eingesetzt werden könnte.
Meiner Erfahrung nach, und ich habe in den letzten Monaten so einige Erfahrungen mit Cannabis und Schlaf machen können, lohnt sich der Joint ein paar Stunden vorm Schlafengehen deutlich mehr – weil ich subjektiv gesehen mehr davon habe. Ich muss aber auch klar abgrenzen, dass ich nicht unter Schlafstörungen leide und Cannabis dahingehend nicht als Medizin eingesetzt wird.
Der vorgezogene Gute-Nacht-Joint
Meiner Erfahrung nach macht es einen deutlichen Unterschied, ob man den Joint bei Tageslicht oder in der Dunkelheit raucht. Am Tag wirkt er, natürlich je nach Sorte und Setting, deutlich weniger sedierend als am Abend. Ich habe einen relativ normalen Tagesrhythmus, gehe also vor Mitternacht ins Bett und wache gegen 8:00 auf. Ein Gute-Nacht-Jay würde also gegen 22:00 geraucht werden, der vorgezogene Gute-Nacht-Joint könnte aber auch schon 19:00 abbrennen. Während ich den 22:00-Joint rauchen und nach zufriedenstellendem Gekuschel schnell in einen tiefen Schlaf fallen würde, sorgte der 19:00-Joint sicherlich noch für den ein oder anderen Spaziergang oder tiefe Gespräche. Vielleicht käme sogar noch ein Artikel bei rum oder eine Stunde am Klavier.
Während ich als Micro-Doser und Freund kleiner, aber feiner Mengen ewig lang high von etwaigen Cannabis-Produkten bin, schlafe ich auch fünf Stunden nach dem 19:00-Joint noch sehr angehightert ein. Falls die Wirkung bei dir deutlich früher nachlässt, empfehle ich dir, den vorgezogenen Einschlaf-Joint mit einem kleineren Zeitabstand zur geplanten Schlafenszeit aufzurauchen.
Trinken, Trinken, Trinken
Doch der vorgezogene Gute-Nacht-Joint hat noch weitere Vorteile, außer den augenscheinlich größeren Nutzen durch die längere, nutzbare Zeit. Denn durch den vorzeitigen Genuss kannst du einem Faktor aktiv entgegenwirken, der den manchmal drückenden Gras-Kater am nächsten Morgen hervorruft: Dehydrierung. Wenn du dich morgens noch zerknautscht oder platt/ stoned fühlst, liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit am Flüssigkeitsmangel nach dem buffen. Beim vorgezogenen Joint hast du noch genügend Zeit für ein paar Tassen Tee, Mate, Wasser oder was du sonst am liebsten trinkst. Beim echten Gute-Nacht-Joint 22:00 könntest du zwar auch noch schnell einen Liter exen; Aber erstens ist das nicht so angenehm und zweitens ist die durchschnittliche Blase nicht das geduldigste Organ. Beim vorgezogenen Gute-Nacht-Joint bleibt für den Gang auf die Toilette indes noch genügend Zeit.
Und da aller guten Dinge gleich drei sein, kommt noch ein dritter Vorteil, der für den vorgezogenen Gute-Nacht-Joint spricht: Ein normaler Schlaf. Ein normaler Schlaf ist durch die drei Schlafphasen Oberflächlicher Schlaf, Tiefschlaf, und REM-Schlaf gekennzeichnet. REM steht für rapid-eye-movement und beschreibt die Bewegung der Augen unter den geschlossenen Lidern während dieser leichten Schlafphase. Der REM-Schlaf wird laut Studien wie dieser durch den Konsum von Cannabis reduziert, außerdem ist eine geringere Bewegung der Augen festgestellt wurden. Beide Erkenntnisse decken sich mit den Erfahrungen zahlreicher Konsumenten, die von ausbleibenden Träumen berichten. Dem gegenüber stehen Konsumenten, die bei einer Konsumpause von lebhaften, lange nicht erlebten Träumen berichten.
Das Problem ist, dass uns während der REM-Schlafphase die meisten Gedanken durch den Kopf jagen.
Im Vergleich zu den anderen Schlafphasen haben wir einen erhöhten Blutdruck und Puls. Das führt dazu, dass wir vor allem in den REM-Phasen träumen.
Während die ersten von ungefähr fünf REM-Phasen noch vergleichsweise kurz sind, ist die letzte Phase vorm aufwachen deutlich länger. Wenn man während einer REM-Phase aufwacht, erinnert man sich an die letzten Träume (aus der REM-Phase). Als Erklärung für die ausbleibenden Träume nach dem Gute-Nacht-Joint wird vermutet, dass durch die verlängerten Tiefschlafphasen und die kürzeren REM-Phasen weniger geträumt wird, bzw. der Konsument direkt aus der Tiefschlaf- oder einer kurzen REM-Phase erwacht ist und damit beim erwachen keine oder nur sehr schemenhafte Erinnerungen an seine Träume hat.
Träumen ist übrigens deshalb so wichtig, weil wir im Traum Erlebtes verarbeiten und sogar Zukunftsprognosen erstellen, um auf zukünftige Szenarien bestmöglich vorbereitet zu sein. Was kaum wahrgenommen wird, bzw. wenn dann nur aus der letzten REM-Phase, findet sich in unserem Alltag als Déjà-vu wieder. Für unsere psychische Stabilität scheint das Träumen enorm wichtig zu sein.
Zum Abschluss noch einmal meine Top-Gründe für den vorgezogenen Gute-Nacht-Joint:
- Die Zeit, in der du high bist, verpennst du nicht. Sie steht dir zur freien Nutzung zur Verfügung
- Da du genügend Zeit zwischen Joint und Bett hast, kannst du viel trinken um einem Gras-Kater entgegenzuwirken
- Du träumst! Träume können Grundlage des nächsten Oskar-Films sein, also schreib sie auf
Noch drei Pro-Tipps:
- Wenn ihr nicht durchschlafen könnt, haut euch vorm schlafen je nach Dosierung Edibles wie Brownies rein. Das High von Brownies hält wesentlich länger, als das von Joints.
- THC wirkt sedierender als CBD (=geringere Konzentration oder Menge benötigt)
- Zwischen dem Gute-Nacht-Joint und dem Schlafengehen können gut vier Stunden liegen. Der Zeitabstand sorgt für einen traumreicheren und erholsamen Schlaf.