Die Mary Jane 2018 startete für mich und Cannabis-Rausch.de unter denkbar ungünstigen Umständen. Denn die Tage zuvor drohte uns Tom Hemp’s noch mit einer fetten Klage, was meine riesige Vorfreude auf Deutschlands größtes kommerzielles Kiff-Fest ein wenig schmälerte. Und auch die eine Stunde anstehen in der brütenden Hitze und das Kaufen eines nicht ganz günstigen Tagestickets für 20€, weil ich meine Freikarte aus unerfindlichen Gründen vom Handy GELÖSCHT hatte, taten ihr Übriges, um den Messe-Samstag für mich nicht ganz optimal starten zu lassen.
Doch das soll es an der Stelle auch schon mit Bad Vibes gewesen sein. Denn kaum habe ich die Pforte zur riesigen Arena Berlin durchschritten, wurde alles irgendwie grün. Klar, schließlich ist die Mary Jane nicht nur irgendeine austauschbare Messe für Küchengeräte oder visuelle Unterhaltung, sondern tatsächlich für Weed. Gras, Cannabis, Blüten, CBD, Rosin, BHO, Haschisch – es gab nichts, was ich auf der Messe nicht gesehen hätte. Sowohl halbwegs legale, als auch für den Otto-Normal-Verbraucher definitiv illegale Produkte waren da am Start. Wobei letzteres vor allem den immer mehr Patienten zu verdanken ist, die ihre legalen Arzneimittel natürlich auch auf einer Mary Jane mit sich führen und auch konsumieren dürfen.
Ich war lediglich am Samstag am Start, was nach Daniels Bericht wahrscheinlich auch kein böser Fehler war. Klar verpasst man einiges am Freitag und Sonntag – aber bei 200 Ausstellern und zahlreichen Redebeiträgen verpasst man ja auch so schon mehr als genug. Man kennt es, der Körper will sich einfach nicht zerteilen lassen. Also wurde der Messe-Tag zu 100% im Moment gelebt.


Team-Building mit Joint
Alten Bekannten läuft man früher oder später sowieso in die Arme und alles andere hat sich auch wunderbar gefügt. Das beste natürlich gleich am Anfang: In der durchaus sengenden Mittagshitze gab es erstmal ein richtig fettes Cannabis-Rausch.de-Autoren-Treffen. Daniel hat für Alice Wunder, Meister Bob und meine Wenigkeit richtig leckere Bio-Strains in extra langes Zigarettenpapier eingedreht und wir entschlossen uns, die Kreationen direkt zu vernichten. Im Zweifel sind das schließlich alles Beweismittel. Und schmecken soll so eine Sportzigarette ja auch ganz gut…
Die Realität in Form der geduldig brennenden Sonne in Kombination mit chronisch durch Abwesenheit glänzenden Wolken zwang uns jedoch zu einem vorzeitigen Ende. Richtig gelesen, auch ein Cannabis-Rausch.de-Autor macht mal einen Joint aus. Sonne + THC klatscht enorm und die einzig logische Konsequenz war der Kauf einer 0,5 Liter Wasserflasche bei einer der recht ansehnlichen Damen im Getränkewagen. Gut, das ist vielleicht echt noch ein kleiner Kritikpunkt: Eigene Wasserflaschen mussten an diesem sehr heißen Tag am Eingang abgegeben werden, kostenloses Wasser gab es auf der Messe nicht. Aber sei’s drum, Nestlè macht das in ganz anderen Maßstäben, und darüber hält sich der Aufschrei leider auch in Grenzen.
Ein Highlight der Messe war definitiv das Sens-Media-Boot, die gute alte Hoppetosse. Warum Highlight? Erstens ist so ein Boot auf der Spree eine hübsche Idee, zweitens gab es super gemütliche Sitzecken, Couches und ein Sonnendeck. Das Sonnendeck machte seinem Namen natürlich alle Ehre, denn auch Boote sind nicht vor dem doch recht warmen Licht der Sonne gefeit. War also auf und in dem Boot recht warm. Das hat aber auch definitiv etwas Gutes, denn Sens Media hat sich aus Gründen der Stigmatisierung dazu entschlossen, das Boot nicht nur, wie ursprünglich vorgesehen, für Patienten, sondern auch für Paul Eckert von nebenan zu öffnen. Dementsprechend war der Andrang groß und die Sonne hat stoisch dafür gesorgt, dass einmal aufs Boot gelaufene Menschen irgendwann auch wieder runterwollten. Die Sonne ist eben ein mächtiges Instrument, wahrscheinlich sogar mächtiger als Merkel, Trump und alle Prohibitionisten zusammen.
Umwerfendes CBD-Konzentrat
Partylaune war im Zelt von Weedmaps angesagt, dort gab es für in der Szene bemühte Menschen eine richtig fette Dabbing-Bar von Vapes’n’dabs aus der Schweiz. Und die hatte es in sich: Dab-Rigs für 250€ aufwärts, die beste E-Nail auf dem Markt von Mini-Nail und super leckere CBD-Konzentrate. 100% THC-frei und angereichert mit Terpenen aus echten Cannabis-Pflanzen, wussten die Schweizer mit ihren Konzentraten jeden skeptischen CBD-Kritiker zu überzeugen. Ihr erinnert euch an den ersten Joint in der Mittagshitze mit Daniel, Alice Wunder und Meister Bob? Richtig, danach war ich definitiv ein bisschen zu high. Wie gesagt, Sonne + THC…
Jedenfalls hat mich ein saftiger CBD-Dab-Hit wieder zurück ins Diesseits geführt und mich auf einen Schlag von einem deutlich angeHIGHterten Zustand in Richtung Konzentration und Forciertheit bewegt. Sehr angenehm, sehr lecker und definitiv ein Highlight der Messe.
Sehr angenehm war auch der Umgang mit den meisten anderen Menschen aus der Szene. Auf der einen Seite haben wir zwar manchmal den Eindruck bzw. auch die Gewissheit, dass sich vieles in der Cannabis-Szene oft um das liebe Geld dreht. Oder Macht und Einfluss. Doch man muss auch ganz klar sagen, dass die Leute aus dem Weed-Business im Schnitt extrem nett sind, korrekte Weltbilder haben und über viele Themen sachlich reden können.


Hanfpassionisten bevölkern die Messe
Etwas abschreckend fand ich die Aktion von Hapa Medical/ Hanf Passion, die kostenlos an alle nicht neinsagenden Besucher T-Shirts mit der Aufschrift „Hanf-Passionist“ verteilt haben. Warum abschreckend? Ich sehe mich auch als Hanf-Passionisten, aber möchte auf keinen Fall, dass das Wort von einem Unternehmen belegt wird, welches zu Gunsten eines Fintech-Unternehmens das erste medizinische Cannabis-Superunternehmen in Deutschland hochzieht – inklusive eigenen Anbaus des medizinischen Cannabis und Ausstellung der Rezepte dafür in eigenen Hapa-Medical-Praxen. Aber sei’s drum, schließlich ist es auch abseits von Cannabis schon lange Realität in Deutschland, dass sich Ärzte von Pharma-Konzernen einkaufen lassen. Warum also nicht mal anders herum als Arzneimittelhersteller eine Arztpraxis aufmachen?
Zum Glück herrscht bei vielen anderen Unternehmen eine andere Moral, ich habe sogar mit einflussreichen Unternehmern oder Mitarbeitern großer Weed-Firmen gesprochen, die sich auf Grund der Glaubwürdigkeit der Patienten-Szene kein Rezept zur Umgehung des illegalen Status ausstellen lassen. Sehr korrekter Zug und zeigt doch sehr gut, dass zu jedem Schatten auch immer ein kräftiges Licht gehört.
Rick Simpson hat drei Tage vor der Mary Jane abgesagt
Für viele Besucher war es sicherlich traurig, dass Rick Simpson dieses Jahr kurzfristig abgesagt hat und seinen für die 18:00-Primetime geplanten Vortrag nicht halten konnte. Und jetzt ratet mal, wer daraufhin ganz spontan eingesprungen ist: Genau, Emanuel Kotzian. Cannabis-Unternehmer und Chef vom Hanf-Journal. Er wollte über den rechtlichen Status von CBD berichten, was ja ein seeehr heißes Thema ist. Ich dachte schon, jetzt erfahren wir alle mal, warum CBD wirklich nicht mehr legal ist. Oder dass man auf jeden Fall die Finger von lassen solle, wenn man Absichten zum Handel mit CBD-Blüten verfolgt. Ich habe sogar schon damit gerechnet, dass er unseren letzten Artikel zur rechtlichen Situation von CBD in Deutschland total zerpflückt.
Doch nein, das alles trat nicht ein. Vielmehr gestaltete sich der Vortrag zu einem Panel für das Hanf-Journal, Exzessiv-TV und Kotzians andere Vorhaben mit CBD, die er leider nicht beim Namen nannte. Konsens war, dass Kotzian wegen des Hanf-Journals und Exzessiv-TV schon einige Probleme mit der Staatsgewalt hatte, sowohl rechtlicher, als auch sackgängerischer Art. Zur rechtlichen Situation von CBD kam kaum was rum, um eine konkrete Aussage hat er sich sichtlich gedrückt. Das verbindlichste war wohl noch die Aussage, dass bis jetzt noch nichts passiert sei und wohl auch nicht zu erwarten, da die Staatsanwälte sicher schon länger auf den CBD-Markt schielten. Dabei weiß er doch genau, dass es bereits schwere Urteile wegen Handels mit CBD-Blüten gab. Unterm Strich hörte sich das ganz stark danach an, als wolle Kotzian einfach nur seine Entscheidung, ins CBD-Business eingestiegen zu sein, legitimieren bzw. vor sich selbst rechtfertigen. Schade, von dem Vortrag hätte ich mir mehr erwartet und wahrscheinlich auch die vielen Zuschauer, die vorzeitig gegangen sind.


Goodies, Neuheiten und die brave Polizei
Zum Thema Goodies auf der Messe möchte ich nur so viel sagen, dass es erstens viel zu viele Flyer und fette Info-Broschüren gab und zweitens viele Sachen ordentlich was gekostet haben. Der Höhepunkt war wahrscheinlich der Stand vom Bulldog Coffeeshop aus Amsterdam, wo sogar einmal am Glücksrad drehen 1€ kostete. Und dafür bekam man dann einen Plastik-Crusher oder 33 Papers, Produktionskosten 10 Cent.
Mir persönlich ging es jedoch eher um Neuheiten in der Branche, als um das Aufwiegen des Eintrittspreises mit Goodies. Eine Neuheit bzw. ein Ausstellungsstück, welches mich besonders fasziniert hat, war ein Cannabis-Test-Gerät, mit welchem man seine Blüten auf alle Inhaltsstoffe testen kann. 1mg der zu testenden Blüten reichen bereits aus, damit das Gerät die Konzentrationen von Terpenen und Cannabinoiden ausgeben kann. Kostenpunkt: 13.000€ aufwärts. Holen wir uns auf jeden Fall, wenn wir mal im Lotto gewinnen sollten.
Was bleibt unterm Strich?
Die Messe war ein entspannter Ort zum Quatschen, Kiffen und Flair aufschnappen. Die Polizei hat sich absolut vorbildlich verhalten und mit Abwesenheit geglänzt. Ansonsten nette Menschen, viel Gras, noch mehr CBD und viele positive Vibes. Nicht mal Tom Hemp’s hat gebellt…
P.S.: Mein Kollege Daniel hat die Messe auch Revue passieren lassen. Könnt ihr gerne HIER nachlesen.
* CREDITS für die Bilder gehen an meinen geschätzten Kollegen Alice Wunder, dessen eigenen Blog ihr unter der Adresse meinedrogenpolitik.wordpress.com findet.