In diesem Teil unseres Cannabis Grow Guides wollen wir noch einmal ein paar Schritte zurückgehen, und zwar an die Stelle, an welcher Deine Pflanzen noch am Wachsen sind. Es gibt nämlich eine Möglichkeit, Deine Cannabispflanze zu veredeln. Experten sprechen hierbei auch vom Pfropfen. Eine relativ alte Methode, um mehrere Pflanzensorten in einer einzigen Mutterpflanze anzubauen. Zwar ist das Pfropfen unter den meisten Growern nicht sehr verbreitet, dennoch möchten wir Dir die Methode an sich nicht vorenthalten. Denn durch das Pfropfen bist Du in der Lage, aus einem einzigen Wurzelballen mehrere verschiedenen Cannabis Sorten wachsen zu lassen.
Was bedeutet Pfropfen genau und wie funktioniert es?
Innerhalb der allgemeinen Botanik ist das Pfropfen verschiedenster Pflanzen und Bäumen eine gängige Methode, um aus einer Pflanze weitere zu erhalten. In der Cannabis-Community reden Grower in diesem Fall vom „Veredeln“ der Cannabispflanze. Hierfür wird praktisch der obere Teil Deiner Pflanze mit dem einer anderen Pflanze verbunden. Die Stelle, an welcher die Pflanzen sich „kreuzen“ und zusammenwachsen (die Pfropflinie) wird als Spross bezeichnet, während alles unterhalb dieser Pfropflinie Liegende der Wurzelstock ist.
Warum Du Deine Cannabispflanze veredeln sollst kannst oder wie auch immer, liegt mehreren Faktoren zugrunde. Zum einen werden Deine Pflanzen durch die Veredelung stärker und entsprechend robuster gegen Schädlinge jeglicher Art, zum anderen kannst Du eine Menge Platz sparen, wenn Du aus einer Mutterpflanze mehrere weitere Pflanzen züchtest, was wohl der Hauptgrund für die Veredelung der Pflanzen ist.
Neben der Veredelung mittels Verbindung zweier Pflanzen gibt es aber auch die Möglichkeit, einen Ableger Deiner Pflanze zu entnehmen und diesen mit einem gesunden Wurzelstock der Mutterpflanze zu veredeln. Somit wird garantiert, dass der Spross gedeiht, wobei Du gleich mehrere verschiedene Pflanzen aus diesem einzelnen Wurzelstock ziehen kannst, die dann zu einer werden. Ein weiterer großartiger Vorteil der Veredelung ist die Sache mit der Bestäubung. So sind weibliche Cannabispflanzen nicht in der Lage, sich selbst zu bestäuben und benötigen daher ein männliches Exemplar, um überhaupt Samen zu bilden. Wenn Dir aber der Platz fehlt, um zwei Pflanzen nebeneinander zu platzieren, ist die Veredelung die Lösung. Denn so kannst Du sowohl eine weibliche als auch eine männliche Pflanze an einem einzigen Wurzelstock anbringen. Somit sparst Du also nicht nur Platz, sondern gewährleistest auch die nötige Bestäubung.
Was Du für das Veredeln benötigst
Für Anfänger klingt das wahrscheinlich sehr beeindruckend aber genauso kompliziert. Im Grunde benötigst Du aber nur ein paar einfache Dinge:
- Skalpell / Rasierklinge
- Gartenscheren
- Veredelungs- oder Isolierband
- Plastiktüten mit Verschluss (extra große Ziplock-Tüten funktionieren gut)
- Gartendraht
- Wasserglas
- Ein sauberes Schneidebrett
- Eine Sprühflasche mit einer Nährlösung für die vegetative Phase (pH-Wert 6)
Cannabis veredeln (Kopulieren) Step by Step
- Das Wichtigste für das Veredeln Deiner Pflanzen ist, eine gesunde und potente Mutterpflanze zu wählen, die über einen kräftigen Wurzelstock verfügt. Ob männlich oder weiblich spielt bei der Wahl des Wurzelstocks keine Rolle.
- Suche Dir anschließen einen gesunden Edelreis (noch nicht abschneiden), also das Teilstück Deiner Mutterpflanze und eine gute Stelle am Wurzelstock, wo Du den Edelreis dann aufpfropfen wirst. Bei der Auswahl solltest Du darauf achten, dass die breite Stelle des Edelreis in etwa die gleiche Größe hat wie die Stelle am Wurzelstock, wo Du den Edelreis anschließend verbinden willst. Ferner ist es wichtig zu beachten, dass das Pfropfen nur dann funktioniert, wenn Du eine Pflanze wählst, die sich noch in der Wachstumsphase befindet.
- Hast Du sowohl den passenden Edelreis als auch die passende Stelle am Wurzelstock ausgewählt, ist es nun an der Zeit, die beiden Komponenten vorzubereiten. Beginne damit die Blätter von Deinem Teilstück zu entfernen. Zumindest die meisten und die Größten. Nur an der Spitze lässt Du einige Blätter stehen.
- Nun kannst Du Deinen ausgewählten Edelreis abschneiden. Aber Vorsicht! Hier geht es nicht darum, einfach die Gartenschere zu nehmen und wild drauf loszuschneiden. Schneide den Zweig vorsichtig ab und versuche ihn so wenig wie möglich zu beschädigen. Lege in direkt auf das Schneidebrett, nimm Dein Skalpell oder Deine Rasierklinge und mache einen sauberen diagonalen Schnitt entlang der Basis des Edelreis. Der diagonale Schnitt dient dazu, für mehr Fläche zu sorgen, damit Wurzelstock und Pflanze besser zusammenwachsen können. Anschließend kommt der Edelreis in ein Glas Wasser, um in der Zwischenzeit den Wurzelstock vorzubereiten.
- Jetzt geht es an den Wurzelstock. Auch hier sollte bereits das gesamte Laub von der Stelle entfernt worden sein, wo Du Deinen Edelreis anschließend verbinden möchtest. Dann schneidest Du die Pflanze knapp über der ausgewählten Pfropfstelle ab und nimmst auch hier Deine Rasierklinge oder das Skalpell, um ebenfalls einen diagonalen Schnitt durchzuführen. Dieser Schnitt sollte idealerweise an den Schnitt Deines Edelreis angepasst sein.
- Jetzt musst Du Dich beeilen, den Edelreis am angeschnittenen Teil des Wurzelstocks zu befestigen. Besprühe hierfür die Schnittstellen sowohl am Edelreis als auch am Wurzelstock mit der Nährstofflösung. Im Anschluss befestigst Du die beiden Stellen bündig aneinander, und zwar so präzise, dass die beiden Teile die Chance haben, sich passend miteinander zu verbinden. Schneide lieber noch mal ein wenig nach, wenn Du das Gefühl hast, dass die beiden Teile nicht richtig zusammenpassen. Vergesse aber nicht, den Edelreis währenddessen wieder in das Glas mit Wasser zu stellen.
- Sind die Teile aufeinander zugeschnitten, drückst Du sie aufeinander und fixierst sie mit Veredelungs- oder Isolierband. Fange am besten mit einem kleineren Stück Klebeband an, sodass Du besser kontrollieren kannst, dass beide Teile nicht voneinander wegrutschen. Wenn alles passt, nimmst Du ein größeres Stück, um alles festzumachen und aneinander zu fixieren, umwickle die Stelle ruhig mehrmals mit dem Klebeband. Dies ist primär deshalb wichtig, um die „operations-„ Stelle vor Licht und Lufteinflüssen zu schützen. Denn nur so ist es dem Edelreis möglich, sich ideal mit dem Wurzelstock zu verbinden. Nach ein paar Tagen, wenn die Veredelung funktioniert hat, solltest Du das Band aber wieder abnehmen.
- Wenn Du das Band (vorsichtig) entfernt hast, nimmst Du nun Deinen Draht und bringst diesen Gitterförmig über der Verbundstelle an. Somit wird die Stelle weiterhin gestützt und kann sich unter Licht und Lufteinfluss weiterentwickeln.
- Jetzt, wo die beiden Teile fest miteinander verbunden sind, nimmst Du ein wenig Nährstofflösung, sprühst diese in eine Plastiktüte und stülpst das Ganze über den Zweig mit der Verbundstelle. Die Plastiktüte verschließt Du anschließend allerdings so, dass immer noch ein wenig Luft hineinkommt, damit der Edelreis atmen kann. Beim Anbringen der Tüte solltest Du allerdings darauf achten, dass die oberen Blätter, welche Du zuvor nicht entfernt hast, nicht mit der Tüte in Berührung kommen.
Darauf solltest Du außerdem achten
Im Grunde ist die Veredelung Deiner Pflanzen nichts anderes als eine Operation, und wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, ist eine solche Operation extrem anspruchsvoll für den Organismus. Achte daher darauf, dass Du für die Zeit der Erholung die richtige Umgebung für Deinen Patienten schaffst. Stelle zu Beginn also sicher, dass Deine Lampen rund um die Uhr laufen, bis Du beobachten kannst, dass sich eine neue vegetative Phase eingestellt hat. Ist dies der Fall, kannst Du Deine Lampen langsam auf die von Dir bevorzugte Einstellung bringen. Empfehlenswert ist eine eher schwächere Lampe, also etwa eine 110 Watt T5-Röhre. Andere schwache Lichtquellen eignen sich aber ebenfalls.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass nicht alle Pflanzen miteinander kompatibel sind. Im Falle der Veredelung spielt dieser Aspekt jedoch keine Rolle, weil alle Sorten aus derselben Pflanzengattung stammen. Auch die Blütezeit spielt eine Rolle. So solltest Du Sorten wählen, die mitunter die gleiche Blütezeit haben. Andererseits könnte es sein, dass Deine Pflanzen über kurz oder lang an einem Nährstoffmangel leiden.
Weiter mit Dein Grow Guide Teil 12 – Was Du aus Deinen Blüten noch zaubern kannst (Wax)